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Montag, 23. Juli 2018

Nationalteams haben ein Problem: Nationalismus

Mit dem Rücktritt von Mesut Özil aus dem Auswahlteam der Bundesrepublik hat die Diskussion, die ausgelöst wurde durch einen Fototermin mit dem türkisch Staatspräsidenten Erdogan noch einmal an Fahrt aufgenommen. Dabei haben neben Sportlern, Ex-Sportlern, Sportfunktionären, Journalisten, Politikern und den Medien in Deutschland, England und der Türkei fast alle etwas zu sagen, über das Foto an sich, die mediale Aufarbeitung dessen, Reaktionen in den und um die Stadien, über das Verhalten des Verbandes und seiner Funktionäre, über Shitstorms, Sportberater und Rassismus.  Dabei wird das grundlegende Thema verschwiegen und das Dilemma von Nationalmannschaften: der Nationalismus an sich.



Die Foto-Lüge


Die Debatte um Mesut Özil und İlkay Gündoğan zeigt augenscheinlich wie der Nationalismus trennt. Dabei wurde er als moderne Staatsform geschaffen um zu einen. Doch die Einigung funktioniert nicht mehr, wenn sie denn jemals funktionierte. Warum die Debatte um Mesut Özil und İlkay Gündoğan eine Nationalistische ist lässt sich schon am Ausgangspunkt der Debatte belegen. Zu dem allseits bekannten Fototermin war neben Mesut Özil und İlkay Gündoğan noch ein weiterer Spieler anwesend. Doch auf den in deutschen Medien kolportierten Fotos waren zumeist nur Mesut Özil und İlkay Gündoğan, sowie der Staatspräsident zu sehen. Eine Google Suche nach „Foto mit Erdogan“ beweist dies. Die meisten Bilder zeigen jedoch nur ein Teil des Bildes und verschweigen die Anwesenheit von Cenk Tosun. Der 27-jährige ist ebenso wie seine beiden Fotofreunde in der Bundesrepublik geboren und spielt in der englischen Premier League. Doch die Diskussion dreht sich analog zum Bildschnitt ausschließlich um Mesut Özil und İlkay Gündoğan. Damit zeigt schon der Ausgangspunkt der Diskussion, das hier nicht kritisiert wird, wie sich Fußballer gegenüber Politikern verhalten. Es ist eindeutig keine Kritik, daran das Fußballer mit Tayyip Erdoğan kurz vor den Wahlen in der Türkei ein Foto gemacht haben. Denn wenn dies so wäre, dann hätte Cenk Tosun ebenso im Mittelpunkt der Kritik stehen müssen. Aber er ist ja noch nicht mal auf dem Bild.

Fotosuche bei Google: Fast nur Bilder mit Özil, Gündogan und Erdogan. 


Das Deutsche steht im Mittelpunkt, nicht ein Foto


Die Kritik richtet sich somit nur an aktuelle Nationalspieler. Und zwar Deutsche. Hier wird anhand eines Fotos das Deutsche diskutiert. Hier wird eine fiktive Klammer diskutiert. Und diese Klammer ist der Nationalismus: Der Deutsche. Was ist Deutsch? Was darf man als Deutscher? Muss man die Hymne singen etc. etc. Alles Fragen, die sich mit dem Deutschsein, der Nation beschäftigen. Die Klammer, die den künstlichen Nationalstaat zusammenhalten soll. Und dieser Nationalismus ist gang und gäbe, unhinterfragt und Grundlage für fast alle Länder dieser Welt. Kritik an Nationalismus ist marginal, und kommt über die Blase intellektueller und linker Debatten kaum hinaus. Und in diesen bewegen sich die wenigsten Sportler, Berater oder Sportfunktionäre.  

So wurden Mesut Özil und İlkay Gündoğan mit einer Debatte konfrontiert, die ihre Identitäten angriffen. Ihre Identitäten mit dem Background von drei Sprachen und der Verwurzelung in der Türkei, Deutschland und jetzt England. Doch der Nationalismus kennt keine Bi- oder Tri-Identitäten. Man ist Deutscher oder Türke. Immer wird man von irgendwo zu einer Entscheidung gedrängt. Eine absurde Situation. Özil hat in seiner Erklärung die Metapher von den zwei Herzen benutzt. Ein Deutsches und ein Türkisches. Ein schönes positives Bild, dabei ist die eigentliche Metapher viel tragischer. Es ähnelt eher der Situation von Scheidungskindern. Die Eltern trennen sich, waschen ihre Schmutzwäsche und ziehen an den Kindern und sie mit hinein in den Konflikt der Eltern. Da passt, dass das Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland ja auch ein bisschen einer zerrütteten Ehe ähnelt. Auch kann man das Dilemma mit einem Begriff der im Deutschen und Türkischen gebraucht wird beschreiben: Haymatloz. Doch im Kontext des Nationalismus auf dem die Debatte fußt, wäre der Begriff von Bi-Nationalisten treffender. 

Zwischen den Stühlen


Dem Mainstream jedes nationalen Staates ist das Ausklinken aus dem Mainstream fremd. Und wenn man in zwei Gesellschaften lebt, die durch Nationalismus geleitet werden, ist man versucht, sich dem jeweiligen Mainstream anzupassen. Denn der Nationalismus wird ja nicht hinterfragt und man ist ja nicht, nur weil man in zwei oder mehr Kulturen verwurzelt ist, automatisch ein Anti-Nationalist, der das System in Frage stellt und andere Klammern für Gesellschaften sucht, als die fiktionale Klammer einer einheitlichen Nation. Man versucht sich irgendwie durchzuwurschteln. Es allen recht zu machen. Özils Verweis auf die Erziehung seiner Mutter bezüglich Respektes macht dort durchaus Sinn und ist sehr persönlich und intim.


Der Deutsche Nationalismus ist wie alle Nationalismen diffus, verregelt, aber eben nicht wie ein Verein, eine Partei oder eine NGO eine Gemeinschaft, die auf gemeinsamen ethischen Werten fußt. Nationalismus kehrt alle über einen Kamm, die nach dem Gesetz dazu gehören. Es gibt nur einen Nationalismus, den der Mehrheit und der ist eben Uni-Nationalismus. Der Standard ist die einfache Nationalität.  Da haben es Bi-Nationalisten mit Füßen in mehreren Kulturen schwer. Sie versuchen es allen Seiten Recht zu machen. Aber ein uni-nationaler Mainstream, erlaubt nur schwer Abweichungen von der Norm. Mesut Özil wird die Reaktionen aus der Türkei auf seine Entscheidung für das deutsche Team aufzulaufen nicht vergessen haben.



Bi statt Uni


Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen müssen sich natürlich auch kritisieren lassen für ihr tun, außerhalb ihres eigentlichen Arbeitsfeldes, deswegen bewegen sie sich ja auch mit Hilfe von Beratern in diesem Raum. Und da ist die Kritik dann berechtigt, denn gerade nach dem Fall von Lukas Podolski und seinem Tweet mit Soldatengruß vor der türkischen Fahne und den Reaktionen in Deutschland darauf, hätte auch den Beratern von Özil und Gündoğan bewusst sein können, das ein Termin mit Tayyip Erdogan im Jahre 2018 eben anders ist als die Termine vorher. Auch ist die Veröffentlichung der Stellungnahme nur auf Englisch unglücklich, denn so überlassen die Berater die Übersetzung den Journalisten und den sozialen Medien und verlieren somit die Kontrolle über die übersetzten Wörter, die dann wie beim Beispiel der Bild, dann eine ganze andere Geschichte erzählen.  Berater von internationalen Fußballern müssen heute eben immer auch interkulturelle Berater sein und die Gemengelage in verschiedenen Gesellschaften im Auge behalten. Was in der einen nationalen Klammer geht, geht eben in der anderen nicht. Dieser Spagat den Bi-Nationalisten eben tagtäglich hinlegen müssen, muss erlernt sein.

Auch der Ex-Nationalspieler Lukas Podolski hatte seinen Türkiye-Gate. Nach diesem Tweet 2015.



Deutscher, Türke, Deutsch-Türke und Almancı


Gesellschaften müssen lernen, das die alte Klammer des Nationalismus in einer globalisierten Welt, letztendlich ausgedient hat. Immer weniger Menschen passen in diese enge Fiktion einer Nation. Das zeigt sich nun einmal mehr an dem aktuellen Beispiel im Sport. Internationale Sportverbände müssten dies thematisieren, wenn die Politik dies nicht tut. Sie könnten Vorreiter sein über laxe Kampagnen gegen Rassismus hinaus.  Denn auch wenn die Fiktion der nationalen Idee, zur Zeit scheinbar an Unterstützung gewinnt, wird sie aufgefressen und zwar nicht von den bekennenden Anti-Nationalisten, sondern von den Bi- und Tri-Nationalisten, die das System ad absurdum führen. Der Sport könnte die Zeichen der Zeit erkennen und gegen steuern. Denn die aktuelle Kakophonie, bei der sich selbst die Polizei Koblenz genötigt sah ihren Senf dazu zu geben, zeigt einmal mehr, Nationalismus als einigender Faktor ist überholt. Und ein Kampf gegen Rassismus geht ohne Benennung des eigentlichen Problems des Nationalismus funktioniert für die nationalen Verbände eben nur dann wenn der Erfolg da ist. So wie Özil es in seinem Statement auf den Punkt brachte: „ Wenn ich Erfolg habe bin ich Deutscher, wenn nicht dann Türke.“ Resultat des deutschen Nationalismus. In der Türkei wäre er bei Erfolg der Türke, bei Mißerfolg der Almancı.

Dienstag, 13. Dezember 2016

Zweitkarriere Kampfsport

Tim Wiese ist nicht der einzige, der seine ehemalige Arbeitsausstattung gegen den Ring getauscht hat. Was bei Wiese einstmals die Torwarthandschuhe waren, sind bei Nick Hein die Handschellen. Der ehemalige Polizist hat 2015 den Dienst quittiert, um in den USA seine Karriere als professioneller Kämpfer in Mixed-Martial-Arts (MMA) zu verfolgen.

Der 1984 in Köln geborene Hein unterzeichnete den Vertrag bei der Ultimate Fighting Championship (UFC) 2014 mit einem Kampfrekord von zehn Siegen und einer Niederlage. Seither hat sich seine Statistik zu 14-2 weiter entwickelt. Da kommt der nächste Schritt gerade recht. Während Hein also seine Profi-Karriere verfolgt, steckt MMA in Deutschland im internationalen Vergleich noch immer in den Kinderschuhen. Im Free-TV war der Sport aufgrund seiner Brutalität lange verboten, zuletzt übertrug Pro7 Maxx jedoch ein Turnier der UFC in Hamburg. Dabei steckt der Sport voller Potential, verbindet er doch unterschiedlichste Kampfsporttechniken miteinander und fordert den Kämpfern enorme Athletik ab. Zudem gibt es mit dem Veranstalter "We love MMA" eine Organisation, die sich aktiv gegen das Image wendet, dass derlei Veranstaltungen vorrangig Neonazis und Hooligans anziehen.

Wer sich selbst ein Bild machen und dabei nicht gleich ein Turnier besuchen will, kann am Freitag (16.12.) um 15 Uhr das Alexa am Alexanderlatz aufsuchen. Dort präsentiert Nick Hein sein Buch "Polizei am Limit" und signiert die Ausgabe.

Nick Hein hielt ein Grußwort bei "We love MMA" in der Berliner Mercedes-Benz-Arena am 10.12.2016.

Sonntag, 10. Juli 2016

Nachruf: Torwart Legende Berlin Panther verstarb

Am 7. Juli verstarb der Berlin Panther genannte ehemalige türkische Auswahlkeeper, Turgay Şener, im Alter von 84 Jahren in Istanbul. Şener war Zeit seines Lebens eine Fußballlegende in der Türkei, doch trotz seines Spitznamens „Berlin Panther“ in Berlin und Deutschland nur wenigen bekannt. Zu seiner Beerdigung in Istanbul am Sonnabend fand sich das Who is Who des türkischen Sports ein. Selbst Staatspräsident und Ministerpräsident veröffentlichten Beileidsbekundungen.


Turgay Şeners Betitelung als „Berlin Panther“ ist ein Stück deutsch-türkische Geschichte.  Doch, nicht moderner Migrationsgeschichte. Er hat nicht als Keeper bei Türkspor oder Türkiyemspor den Sturmreihen der alteingesessenen Westberliner Klubs das fürchten gelernt. Seinen berühmten Spitznamen bekam er schon 1951, noch weit bevor die Migration aus der Türkei in die BRD begann. Und zwar als Reaktion auf seine panterähnlichen Reflexe, die seinem Auswahlteam beim Spiel gegen die BRD im Berliner Olympiastadion einen 2:1 Siege sicherten. Ein Sieg mit Ausnahmecharakter: 48 Jahre musste die Türkei dann warten ehe 1998 Deutschland erneut bezwungen werden konnte. Und auch der Deutsche-Kommentar des historischen Freundschaftsspiels verwies auf die Leistung Şeners und hob ihn hervor. In der Türkei wurde Şener mit seiner Leistung in Berlin zum lebenden Helden und seitdem „Berlin Panther“ genannt, -  und somit auch ein Stück deutsch-türkischer Historie.

Deutschland - Türkei 1-2 (Berlin Olympiastadion 1951)

Durch und Durch Galatasaraylı


Der ehemalige Galatasaray Keeper lief allein von 1949-1967 405 mal im Trikot von Galatasaray auf.  Zuvor spielte er drei Jahre in den Jugendteams des Klubs. In das Auswahlteam wurde er 45 mal berufen. Zur WM 1954 führte er erstmals sein Auswahl-Team als Kapitän an, danach folgten 33 weitere Begegnungen in denen er die Kapitänsbinde trug.  Im Anschluß an seine aktive Kariere wurde er Trainer bei verschiedenen türkischen Klubs bis er 1979 auch seinen Heimatverein für eine Saison als Chefcoach übernahm und einen drohenden Abstieg verhinderte. Nach seiner Fußballkariere begann er als Fußball TV-Moderator. Dieses Engagement beendete er 2004 nach einer dreijährigen Teilnahme am Quoten-Hit Sportprogramm Telegol.  Şener war auch sozial aktiv und Mitgründer der Gewerkschaft der Profi-Fußballer in der Türkei in den 60er Jahren, zuletzt engagierte sich der Torwart für die Stiftung zur Förderung Galatasaray. So blieb er bis zum Schluß auch seinem Klub treu, zu dessen berühmtesten Persönlichkeiten Şener gehörte und dessen Fan er war. Eben durch und Durch ein Galatasaray-Fan. Auf Türkisch gibt es dafür ein Wort: Galatasaraylı


Der Leichnam Şenders wurde auf dem Friedhof Zincirlikuyu in Istanbul beigesetzt.

Der "Berlin Panther" (links) beim Wimpeltausch mit Cor van der Hart (Niederlande) 1958
Foto: Pot, Harry / Anefo - Nationaal Archief Fotocollectie Anefo CC BY-SA 3.0 nl


Sonntag, 12. Juni 2016

Nur die Türkei wird Europameister


Was Griechenland konnte, kann die Nationalmannschaft der Türkei schon lange. Keiner außer mir sieht diese Mannschaft als Favorit. Sie muss aus persönlichen Gründen zumindest die Vorrunde überstehen, Hacky würde sich freuen. Später mehr. Aber was heißt hier Vorrunde ? Wir kommen ins Endspiel und gewinnen es, damit unser Präsident dies mit einem Vers aus dem Koran krönen kann. Schaut euch die Spielerliste an - ausgewogen, nicht zu jung, mit einem Trainer voller Erfahrung. Er wird die Gegner ausschalten, wie er das persönlich mit jedem Hund auf der Autobahn machen wollte. Kurz beobachten und nicht lange fackeln.



Auch die psychologische Vorbereitung läuft perfekt. Zehn besonders ausgewählte Jungfrauen flüstern jedem Spieler Nacht für Nacht "Ne mutlu Türküm diyene" ins Ohr und fügen gegen Morgen hinzu: "Wenn Du Europameister wirst, wirst Du auch mein Meister sein !"
Schließlich war das Osmanische Reich schon einmal fast Europameister und scheiterte erst im Endspiel kurz vor Wien. Und da hatte doch nur der Schiedsrichter dran gedreht.
Und die Türkei vertraut auf die Zuschauer. !!! Wir vertrauen auf die Dankbarkeit der Europäer, haben doch unsere Politiker Europa durch ihren selbstlosen Einsatz vor einer neuen Flüchtingswelle gerettet. Es werden nicht noch mehr Syrer, Iraker und Armenier in die deutsche Bundesliga kommen, weil diese schon in der Türkei aussortiert und vielleicht, wenn sie keinen türkischen Verein finden, zwangszurückumgesiedelt werden. Jeder gute Fußballfan wird die türkische Mannschaft anfeuern.
Und schließlich haben wir einen Schiedsrichter aus der Türkei, der die Leitung des Endspiels übernehmen wird. Ne mutlu Türküm diyene. Er kennt seine nationale Pflicht. Sagt doch einfach zu allem : Quatsch. Ich sage: Realität. Die Türkei wird Europameister

Ich habe in der Türkei gefragt : Europameister 2016 wird

Türkei 94 %
Deutschland 4 %
Frankreich 1 %
andere 1 %

Noch Zweifel ?
Die Türkei wird Europameister !



Montag, 30. Mai 2016

EM2016: Journalist benennt die 5 gefährlichsten Spiele

Die am 10. Juni startende Fußball EM in Frankreich ist wohl die größte Herausforderung für Sicherheitskräfte in Nachkriegseuropa. Über 100.000 Beamte, Soldaten und private Security sollen den erwarteten 10 Millionen BesucherInnen Schutz vor Terrorangriffen garantieren. Dabei stehen fünf Plätze und wohl auch fünf Spiele unter besonderer Beobachtung.


Nach den Anschlägen von religiösen Terroristen in Paris in 2015 wurde die Sicherheitslage während der EM in Frankreich neu bewertet. Denn offensichtlich ist eine Strategie der religiös motivierten Terroristen Personen beim Vergnügen und das sogenannte normale Leben zu treffen. Fußball gilt zudem, wie Musik, Alkohol und Spaß, bei religiösen Fanatikern quasi als Sünde. Dies untermauerte zuletzt ein Anschlag auf kickende Kinder im Irak. Dabei starben im März 32 Personen, die meisten davon Kinder und Jugendliche.

Neuralgische Orte und gefährdete Spiele


Ben Rumsby vom Daily Telegraph widmete sich der Frage inwieweit die Spiele sicher seien und analysierte Sicherheitsschwerpunkte. Dabei soll das Sicherheitskonzept sich auf neuralgische Orte konzentrieren. Straßen, die Team-Stützpunkte, die Stadien, die Fanzonen und der öffentliche Nahverkehr.

Rumbsy stellte zudem 5 Partien der Gruppenspiele heraus bei denen die Terrorgefahr am höchsten sein soll:

  • 11. Juni           England – Russland (Marseille)
  • 12. Juni           Türkei – Kroatien (Paris)
  • 16. Juni           England – Wales (Lens)
  • 16. Juni           Deutschland – Polen (Paris)
  • 21. Juni           Ukraine – Polen (Marseille)



           
           
          

Donnerstag, 31. Juli 2014

Was hat Einbahnstraßenfußball mit Fußball zu tun?

Einbahnstraßenfußball ist eine schmerzliche Angelegenheit. Wer einmal selbst unter dieser Form des Fußballs litt, wird diese Demütigung nicht vergessen. Natürlich kommt es darauf an auf welcher Seite man steht. Denn praktizierst du mit deinen Ballfreunden den Einbahnstraßenfußball, also seid ihr bist aktiv, spielt ihr euch s in einen Rausch. Es gelingen die unglaublichsten Pässe, Tricks und Aktionen, selbst der schlechteste Spieler in deinem Team ist heute ein Maradona. Der Platz gehört euch, es geht nur in eine Richtung.
Nur genau hier liegt das Dilemma der passiven Einbahnstraßenfußballer. Stehst du einmal auf der falschen Bahn, wirst du hinweggespült und an den Rand gedrängt. Selbst wenn du und dein Team sich mit Händen und Füßen wehren ist alles vergebens. Du rennst wie verrückt und jagst selbst verlorenen Bällen noch nach, doch je mehr du dich anstrengst, je mehr ihr kämpft umso mehr baut ihr den Gegner auf, verliert an Kraft und gebt eurem Gegner neue Räume. Es ist ein psychologischer Moment, der hier regiert. Jeder kleinste Fehler macht dich nur nervöser. Das ganze Team steckt fest in einem Perpetuum mobile der Hilflosigkeit.

Egal wo und egal was drauf steht. Diese Schilder erkennen alle. Aber nutzen Sie auch im Fußball was?

Darum werde ich nie ich meinen ersten Einsatz für das Neuköllner Straßenteam „Red Zombies“ vergessen. Obwohl! Eigentlich kann ich mich an nichts erinnern, außer an die Minuten vor meinem Einsatz. Die Zombies entstanden Ende der 80´er Jahre in der fußballfeindlichen Westberliner Alternativszene und kickten sich zuerst durch schrammelige Mottoturniere. Der große Wurf gelang mit der Teilnahme am regulären Spielbetrieb der Berliner Uni-Liga in den 90´er Jahren. Mein Studienfreund und ich waren gerade neu dabei. Nachdem wir an diversen Trainingseinheiten teilgenommen hatten und warteten wir nun an der Bande in frischen Trikots mit kryptischen Rückennummern, wie „der liegenden Acht“ und „666“, auf unseren Einsatz in einer Dahlemer Sporthalle. Unser erstes Spiel beginnt. Anstoß Zombies. Ein direkter Pass in den Fuß des Gegners - 0:1. Erneut Anstoß Zombies, der zweite Pass und 0:2. Nach 32 Spielsekunden zeigt die vermaledeite Anzeigetafel in leuchtend roten Lettern: 0:3. Mein Bankgenosse und ich sehen uns seufzend tief in die Augen. Irgendwann kam auch ich zu meinem Einsatz. Dabei fühlte ich mich wie eine Ameise, die ein nerdiger Teenie zum Spaß aus einem Ameisenhaufen in einen fremden transportierte. Ich wurde rumgeschubst und lief gegen andere Ameisen. Ich fühlte mich ausgestoßen und fehl am Platz.

Früher nannte man die Einbahnstraße: Einrichtungsstraße. Auch passend, denn es geht nur in eine Richtung, ob man nun will oder nicht. An Tagen wie diesen gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder ergibt man sich seinem Schicksal oder man lässt die aufkommende Aggressivität raus. Doch auch dies baut den Gegner weiter auf und jede Äußerung oder Aktion wird ironisch kommentiert und schlimmstenfalls direkt mit Toren bestraft. Die erlebte Verletzung steigert sich in eine schützende Ohnmacht. So gibt es nur nur eine Chance: Aus einer Einbahnstraße kommt nur raus wer mitschwimmt. Ist Aufgeben auch verpönt im Fußball, so ist die aus der Psycho-Therapie bekannte Problemakzeptanz ein erster wichtiger Schritt. Deshalb werden in unteren Ligen Einbahnstraßen-Spiele schon mal vom Schiedsrichter abgebrochen, wegen erdrückender Überlegenheit. Zu Recht! Denn Einbahnstraßenfußball hat eigentlich nichts mit mehr mit einem Fußballspiel zu tun.Es ist eher ein Training, mit einem angeschlagenen Sparrings-Partner.

Siehe auch Brasilien vs. BR Deutschland Halbfinale WM 7:1.Nett zu sehen hier im Video von BBC. Um die Trainingsperspektive zu verdeutlichen wurden die brasilianischen Spieler einfach heraus retuschiert.



Donnerstag, 26. Juni 2014

Ghana: Wieder enttäuscht - wieder voller Hoffnung

Nach dem deutlichen 4:0 Sieg der DFB-Elf über Portugal erwarteten Viele, dass Ghana einfach so überrannt würde, erwarteten sogar einen noch höheren Sieg. Umso mehr stieg meine Hoffnung, hier genau das Gegenteil zu sehen.

Meine Erwartung:
  • 3 Punkte für Ghana, um den Einzug ins Achtelfinale zu verwirklichen
  • Kevin-Prince Boateng legt Gyan ein schönes Tor vor
  • K-P verletzt jemanden gehörig
  • Essien darf nochmal zeigen, was er kann
  • Deutschland zittert ums Weiterkommen

Leider muss man ja zugeben, dass nichts davon zutraf, aber das Spiel war eins der besten, das bei dieser WM bisher zu sehen war. Spannend bis zur letzten Sekunde, zwei auf Augenhöhe kämpfende Teams, die trotz aller Anspannung fair bleiben.


Mein neuer persönlicher Held ist John Boye
Auch wenn er gegen die USA mit verantwortlich für das schnelle 0:1 war, in diesem Spiel war er überall: Seine langen Beine retteten nicht nur einmal die Black Stars vor drohenden Gegentoren. Immer wieder hakte er in letzter Sekunde dazwischen, war wiederholt einen Schritt schneller als der Lucky Luke-ähnliche Thomas Müller. Auch sein Fallrückzieher als Befreiungsschlag war sehenswert. Laut fifa hatte er in den zwei Spielen eine Quote angekommener Pässe von 83,3%, wobei dies beim zweiten Spiel sicherlich höher war. Er erscheint als sichere Bank, greift auch mal zu kreativen Mitteln und reißt die Beine höher als ich springen kann. Aufgrund seiner Schnelligkeit muss er  - als Innenverteidiger! - nicht auf Fouls zurückgreifen, sondern gewinnt die Bälle aufgrund seiner blitzartigen Reaktion, der langen Beine und Beweglichkeit. Wer sich mit ihm anlegt, sieht Blut (können Müller und Dempsey bestätigen). 


Schade zwar, dass das Spiel nicht gewonnen werden konnte, aber eins ist sicher: Die Zitterpartie zeigte, dass Ghana nicht zu unterschätzen ist. Traumpässe wie der von Muntari auf Gyan vor dem 2:1 sind nicht selten. Solche Chancen können dann auch eiskalt ausgenutzt werden (wenn nicht gerade wieder jemand im Abseits steht). Auch ein Torhüter wie Neuer kann das Einnetzen dann nicht mehr verhindern.

Die Mannschaft aus Ghana hat sich spätestens mit dieser Partie Respekt im internatonalen Fußball erkämpft. Wer sie 2010 nach ihrem Einzug ins Viertelfinale (und ihrem unglücklichen Ausscheiden) noch für eine Eintagsfliege hielt, muss jetzt einsehen, dass hier noch immer ein feiner Ball gespielt wird. 
Leider gewinnen schöne Spiele keine Punkte, so dass Ghana nun nach gutem Auftreten in zwei Spielen mit nur einem Punkt und negativem Torverhältnis dastehen und es nur ins Achtelfinale schaffen, wenn die anderen Gruppenmitglieder mitmachen.

Fraglich bleibt, wie Ghana im Spiel gegen Portugal ohne den gelb-gesperrten Muntari auskommt. Er ist der zentrale Motor des Spiels, nutzt Abspielfehler der Gegner aus und ist für das schnelle Umschalten im Konterspiel verantwortlich. In beiden Spielen setzte er durch kluge Pässe, schöne Flanken und den ein oder anderen Fernschuss Akzente. Atsu ist zwar auch recht schnell, hat aber bereits gezeigt, dass er das Tempo keine 90 Minuten halten kann. Damit ist er kein ausreichender Ersatz. Hoffentlich ist Essien fit, um die große Lücke zu füllen und das Mittelfeld zu organisieren.

In der Gruppe sieht es jetzt so aus:

Deutschland 4 P 6:2 Tore
USA 4 P 4:3 Tore
Ghana 1 P 3:4 Tore
Portugal 1 P 2:6 Tore

Bedeutet: In der Partie Deutschland-USA muss es einen Sieger geben, damit Ghana ins Achtelfinale einzieht. Mit dem Verlierer der Partie muss sich Ghanas Torverhältnis messen. Im Vergleich mit den USA hieße das, dass zweimal 1:0 nicht reichen würden, geht ein Spiel aber höher aus, wäre Ghana weiter. 
Im Vergleich mit Deutschland wäre es schon schwieriger, hier müssten mindestens fünf Tore in die richtigen Richtungen fallen, damit Ghana noch überholen könnte.
So schwer es auch fallen wird, eventuell muss ich mich also dazu durchringen, heimlich darauf zu hoffen, dass die DFB-Elf die Amis richtig abschießt, um Ghana den Weg frei zu machen. 
Unnötig zu erwähnen, dass ein weinender Christiano Ronaldo dazu gehört, auch wenn mir persönlich die langen Gesichter des deutschen Teams viel lieber wären. 

Schlussendlich bleibt nur die Hoffnung, Ghana am Ende wieder tanzen zu sehen.


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Übrigens, wer einen "echten" Spielbericht möchte, der Ticker der ARD ist überraschend ok: Ticker der Sportschau Ghana - Deutschland