Ein klares Zeichen setzten die Teams von AE Larissa und
Acharnaikos am gestrigen Spieltag der Football League. Mit einer Schweigeminute, die die Spieler
sitzend auf dem Ground verbrachten, wurde den Opfern der Flüchtlingsbewegung
gedacht.
Zweitliga Alltag in Griechenland. Und da der Alltag im
Ägäis-Land seit Monaten auch durch die Flüchtlingsbewegung gekennzeichnet
wird und von Hunderten von Toten, die ihr Leben liessen beim Versuch
Griechenland zu erreichen, ist es nicht verwunderlich das auch der Fußball Stellung
bezieht. Doch hier hat nicht der Verband zu einer plakativen Aktion mit einem
Boulevardblatt wie in der Bundesrepublik aufgerufen. Sondern die Vereine AE Larissa und Archanaikos selbst haben klar Stellung bezogen. Mit einer zweiminütigen
Schweigeminute, die die Spieler beider Teams sitzend verbrachten, sollten den
Opfern der Flüchtlingsbewegung gedacht werden. In einer Erklärung wendet sich
der gastgebende Verein, zudem an die Verantwortlichen in Europa und fordert endlich
zum Handeln auf. Außerdem verkündet der Klub nicht Teil dieses schuldhaften
Verhaltens der EU sein zu wollen.
Das Spiel zwischen beiden Teams, endete 2:0 für AE Larissa.
Schon nach den Vorfällen beim Freundschaftsspiel zwischen
der Türkei und Griechenland im Istanbuler Stadtteil Başakşehir, bezog
Auswahltrainer Fatih Terim klar Stellung. Er kritisierte in der Pressekonferenz
nach dem Spiel das Verhalten der Fans die zuvor, sowohl die griechische
Nationalhymne auspfiffen, als auch bei einer Schweigeminute für die
Terror-Opfer von Paris nicht still sein wollten.
Nun hat der in der Türkei hoch verehrte Trainer mit dem
Spitznamen Imperator einen Maßnahmenkatalog vorgelegt. Denn Fatih Terim ist
nicht nur Trainer des Auswahlteams, sondern hat auch im türkischen Verband mehr
als ein Wort mitzureden. Seine Position ist im Verband so stark, das
Gençlerbirliği-Boss, zuletzt im August öffentlich nachfragte: „Wenn ich als
Klub-Präsident ein Problem habe, soll ich dann zum Verband gehen oder zu Fatih
Terim?“
Und wirklich, Äußerungen von Fatih Terim werden all zu oft
vom Verband in die Tat umgesetzt. Zuletzt galt er als federführend bei den
Änderungen der Ausländerregel, die komplett abgeschafft wurde, um den
Nachwuchsfußball zu fördern. Nun möchte es Terim nicht bei seinen Worten
zu den Vorfällen um das Freundschaftspiele gegen Griechenland belassen. Er sagt
der Respektlosigkeit den Kampf an und hat einen 3 Punkte Plan präsentiert, der
sogar schon vom Verband abgesegnet sein soll:
Terims Plan gegen Respektlosigkeit
1.Vor jedem Spiel sollen Pressekonferenz
stattfinden, auf denen Fatih Terim die Themen Schweigeminuten und
Nationalhymnen thematisieren wird.
2.Zum Thema Schweigeminuten und Nationalhymnen
werden Broschüren angefertigt, die vor den Spielen verteilt werden. Entsprechende
Stadiondurchsagen werden durchgeführt.
3.Mit Fatih Terim und den Spielern des Auswahlteams
wird ein Klip produziert, der im öffentlichen Raum und im TV das Thema
aufgreift.
Zudem will der Verband auch in den Schulen arbeiten, hier
soll in Zusammenarbeit mit den Pädagogen vor Ort für Respekt geworben werden.
Sorge um Spieler
Damit thematisiert Fatih Terim und der Verband ein Thema in
der Öffentlichkeit, welches von der Regierung und regierungsnahen Medien am liebsten
komplett verschwiegen worden wäre. Bemerkenswert, das hier Fatih Terim nun so engagiert
ist. So galt er doch als regierungsnah. Hier wird seine Position als Sportsmann
sicherlich eine Rolle gespielt haben. Und auch die Sorge um seine Spieler. Denn
seine Spieler werden bei ihren Heimklubs in Spanien oder Deutschland, nicht nur
von Journalisten, sondern auch von Teamkollegen gefragt werden: Warum wurde die
Schweigeminute für die Opfer von Paris von den Fans in Istanbul unterbrochen? Zudem
wird er Sorgen um die Reputation seines Teams in Europa haben. Ein Auftritt bei
der Euro2016 unter Pfeifkonzerten der gegnerischen Fans gilt es zu verhindern.
Dafür hat Terim nun noch ein paar Monate Zeit, doch wirken müsste die Kampagne
dann nicht nur in der Türkei, sondern auch in Europa.
Der türkische Startrainer Fatih Terim zeigt sich nach dem gestrigen Test-Spiel seiner Auswahl gegen Griechenland (Endstand 0:0) entsetzt. Grund war nicht die spielerische Leistung seines Teams, sondern die Reaktionen der Zuschauer im Fatih Terim Stadion in Istanbul, während einer Schweigeminute und des Abspielens der griechischen Hymne.... Hier zum kompletten Artikel
Die Bundesrepublik Deutschland ist faktisch ein Einwanderungsland, auch wenn die Politik dies nicht offiziell benennt. Die Migration seit den 60er Jahren hat das Land nachhaltig verändert. Diese Veränderungen sind in fast allen Bereichen der Gesellschaft festzustellen. Natürlich, auch im Fußball.... Hier zum kompletten Artikel
Die Bundesrepublik Deutschland ist faktisch ein Einwanderungsland, auch wenn die Politik dies nicht offiziell benennt. Die Migration seit den 60er Jahren hat das Land nachhaltig verändert. Diese Veränderungen sind in fast allen Bereichen der Gesellschaft festzustellen. Natürlich, auch im Fußball.... Hier zum kompletten Artikel
Der türkische Startrainer
Fatih Terim zeigt sich nach dem gestrigen Test-Spiel seiner Auswahl gegen
Griechenland (Endstand 0:0) entsetzt. Grund war nicht die spielerische Leistung
seines Teams, sondern die Reaktionen der Zuschauer im Fatih Terim Stadion in
Istanbul, während einer Schweigeminute und des Abspielens der griechischen
Hymne.
Schon bevor das Spiel begann
war Fatih Terim in Rage. Den konservativen Trainer brachte in Wallung, dass die
Fans während der Schweigeminute für die Opfer von Paris mit Pfiffen und Slogans
reagierten. Kameras fingen einen während der Schweigeminute schweigenden
Trainer ein, an den arbeitenden Gesichtszügen konnte man aber sehen, das es in
ihm brodelte. Zudem wurde auch die National Hymne des Gastes von Pfiffen
begleitet. Bemerkenswert emotional sprudelte es dann vor den Medien nach dem
Spiel aus dem Chefcoach heraus:
„Tut nicht etwas was ihr nicht erleben wollt anderen an“
richtete er sich an die Fans.
„Das ist die Nationalhymne, bitte ... . Was ist
los mit uns? Die griechische Hymne wird gespielt und es startet ein
Pfeifkonzert. Heute ist ebenso der Welt-Nachbartag. Wir haben gegen unseren
Nachbarn Griechenland gespielt. Für uns ist Nachbarschaft wichtig. Dann machen
wir für die gestorbenen Menschen eine Schweigeminute. Zwei Spiele sind aufgrund
des Terrors abgesagt worden. Können wir nicht eine Minute ruhig sein? Die
Terror Gefahr macht traurig und nachdenklich. Wir können bei den aktuellen
Ereignissen nicht nur Zuschauer bleiben, aber nicht so. Das steht uns nicht.
Das beste Instrument für Frieden und Brüderlichkeit ist der Sport.“
Fatih Terim spricht Klartext bei der Pressekonferenz im Anschluß an Türkei-Griechenland. (Screenshot)
Der Sportsmann durchbricht das Schweigen
Damit durchbrach er ein
Schweigen und stellte seine Rolle als Sportsmann in den Mittelpunkt. Denn
während er als Trainer, diese brenzlige Situation mit klaren Worten kritisierte,
hatte die Politik, die mit Ministerpräsident Davutoğlu und Ministern und
anderen Politikern im Stadion anwesend war, oder der Sender TV8 der die
Begegnung Live übertrug, die Aktion der Fans einfach kommentarlos übergangen.
Und während unabhängige Medien über den Vorfall, als auch die internationalen
Medienreaktionen berichten ist in regierungsnahen Medien kein Wort zu den
Aktionen, als auch der Reaktion Terims zu finden. Der Trainer, der selbst als
konservativ gilt, stellte hier den sportlichen Unterschied zur Politik klar
heraus. Im Sport geht es um miteinander, um Fair-Play. Terim, erweist sich als
wahrer Sportsmann. Und davon braucht es heute mehr denn je.
Hier ein Video von der "Schweigeminute" in Istanbul
Das sagt die Twitter Communitiy gerade zu Fatih Terim:
Oxi! Oxi! Oxi! ist wieder
zu hören in Griechenland. Diesmal richtet sich das Nein aber gegen die
griechische Regierung und einen Ministerbeschluß der ein elektronisches
Ticketverkaufssystem für den Besuch eines Fußballspiels zur Pflicht macht.
Gewalt beschäftigt die
griechische Fußballcommunity seit langem. Die Regierungspartei Syriza hatte
schon mit einer kompletten Absage aller Fußballspiele die Marschroute
vorgegeben (s. Syriza untersagt Fußballspiele). Die Linke Partei
setzt auf Repression. Mit der Einführung der Sporting Card zum 1.1.2016 soll
ein wichtiger Schritt zur Eindämmung von Gewalt in Stadien folgen. Demnach
können nur noch Fans die auch die Sporting Card haben, ein Ticket per
elektronischen Zahlsystem erwerben. Ein Ticketerwerb per Bargeld ist komplett
ausgeschlossen. Bei einigen Verein wie Olympic Piräus gibt es Fankarten schon seit
längerem. Ohne personenbezogene Karte gibt es auch dort schon längst kein Ticket
mehr. Nun werden jedoch alle Karten zentral erstellt und auch die landesweiten Daten
zentral erfasst.
OXI zur Sporting Card. Erstes Logo der Fanbewegung gegen das neue E-Ticket System in Griechenland
Fangruppen im Protest
vereint
Die Sporting Card
kostet nur 2 Euro und gilt dann zwei Jahre. Mir der Karte muss der Fan jedoch
seine kompletten Daten angeben, zu dem sind biometrische Fotos Pflicht.
Fangruppen sehen in der Karte ähnlich zu Projekten in Italien oder der Türkei
einen Einschnitt in ihre Rechte. So ziehen bitter verfeindete Fangruppen auf
einmal an einem Strang. Schon jetzt werden Spiele boykottiert und wie zuletzt
in Thessaloniki Fandemonstrationen durchgeführt. Eine Webseite dokumentiert vereinsübergreifend
die Proteste: http://anti-karta.gr/ Auch international gibt es Unterstützung. Schon fast wie gewohnt, die Solidarität von St. Pauli Fans per Transparent im Stadion, doch auch türkische Fußballfans solidarisieren sich und zelebrieren den Schulterschluß an der Ägäis.
Sehr schlicht in den Verbandsfarben, die neue Fankarte in Griechenland
Stadionkultur
verschwindet
Das die komplette Datenkontrolle
wie zur Zeit in der Türkei mit dem System der Passolig, zwar zu einem Rückgang
der Gewalt in den Stadien führt, ist anhand der Entwicklungen im Nachbarland
abzulesen. Doch der Preis ist ein enormer Zuschauerschwund, so dass viele
Begegnungen der Süperlig nur noch vor tausend Zuschauern stattfinden. Fankultur
wird somit zunichtegemacht. Und während die Gewalt im Rahmen von Fußballstadien
abnimmt, nimmt sie außerhalb rabiate Formen an. Der bis heute ungeklärte
Anschlag auf den Teambus von Fenerbahce hält dies bitter vor Augen (s. Schüsse auf den Teambus von Fenerbahçe).
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Touristen müssen draußen bleiben
Ähnlich wie in der
Türkei wollen die Fans es jedoch nicht bei Protesten in und vor den Stadien
belassen. Der Weg vor ein ordentliches Gericht wird gerade vorbereitet. Falls
das neue System sich wie angekündigt durchsetzt, wäre auch Schluß mit
Stadionhopping in Griechenland, auch Griechenland Touristen wäre ein
Stadionbesuch verwehrt. Denn für Ausländer sieht die neue Regelung nämlich eine
gültige Aufenthaltsbescheinigung vor. Besonders erschreckend ist jedoch das
auch in Griechenland und einer sogenannten linken Partei, keine Konzepte
entwickelt werden die sich pädagogisch dem Problemfeld nähern.
Im Vorfeld der griechischen Parlamentswahl am 25.1. wurde viel spekuliert, was alles schlimmes passieren könne, wenn die neue Linkspartei Syriza unter Führung von Alexis Tsipras gewinnen würde. Nun ist die Wahl schon seit gut einem Monat gelaufen. Die neue Regierung schon längst im Amt und Griechenland weiterhin in der EU, das Zahlungsmittel weiterhin der Euro und auch in Resteuropa hat sich die anfängliche hektische Aufregung gelegt. Doch die aktuelle Maßnahme von Syriza hatte keiner der Analysten vorhergesagt. Der neue griechische Regierung hat gestern bis auf weiteres den Spielbetrieb der griechischen Superleague untersagt. ...
Sportliche Erfolglosigkeit und Spielverschiebungen, - der griechische Fußball hat einiges zu erleiden. Nun, nach einem Gewaltangriff auf den ehemaligen Schiedsrichter Christoforos Zografos in der griechischen Hauptstadt Athen, ruht bis auf weiteres der Spielbetrieb in allen Profiligen des Landes. ...