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Donnerstag, 31. Juli 2014

Was hat Einbahnstraßenfußball mit Fußball zu tun?

Einbahnstraßenfußball ist eine schmerzliche Angelegenheit. Wer einmal selbst unter dieser Form des Fußballs litt, wird diese Demütigung nicht vergessen. Natürlich kommt es darauf an auf welcher Seite man steht. Denn praktizierst du mit deinen Ballfreunden den Einbahnstraßenfußball, also seid ihr bist aktiv, spielt ihr euch s in einen Rausch. Es gelingen die unglaublichsten Pässe, Tricks und Aktionen, selbst der schlechteste Spieler in deinem Team ist heute ein Maradona. Der Platz gehört euch, es geht nur in eine Richtung.
Nur genau hier liegt das Dilemma der passiven Einbahnstraßenfußballer. Stehst du einmal auf der falschen Bahn, wirst du hinweggespült und an den Rand gedrängt. Selbst wenn du und dein Team sich mit Händen und Füßen wehren ist alles vergebens. Du rennst wie verrückt und jagst selbst verlorenen Bällen noch nach, doch je mehr du dich anstrengst, je mehr ihr kämpft umso mehr baut ihr den Gegner auf, verliert an Kraft und gebt eurem Gegner neue Räume. Es ist ein psychologischer Moment, der hier regiert. Jeder kleinste Fehler macht dich nur nervöser. Das ganze Team steckt fest in einem Perpetuum mobile der Hilflosigkeit.

Egal wo und egal was drauf steht. Diese Schilder erkennen alle. Aber nutzen Sie auch im Fußball was?

Darum werde ich nie ich meinen ersten Einsatz für das Neuköllner Straßenteam „Red Zombies“ vergessen. Obwohl! Eigentlich kann ich mich an nichts erinnern, außer an die Minuten vor meinem Einsatz. Die Zombies entstanden Ende der 80´er Jahre in der fußballfeindlichen Westberliner Alternativszene und kickten sich zuerst durch schrammelige Mottoturniere. Der große Wurf gelang mit der Teilnahme am regulären Spielbetrieb der Berliner Uni-Liga in den 90´er Jahren. Mein Studienfreund und ich waren gerade neu dabei. Nachdem wir an diversen Trainingseinheiten teilgenommen hatten und warteten wir nun an der Bande in frischen Trikots mit kryptischen Rückennummern, wie „der liegenden Acht“ und „666“, auf unseren Einsatz in einer Dahlemer Sporthalle. Unser erstes Spiel beginnt. Anstoß Zombies. Ein direkter Pass in den Fuß des Gegners - 0:1. Erneut Anstoß Zombies, der zweite Pass und 0:2. Nach 32 Spielsekunden zeigt die vermaledeite Anzeigetafel in leuchtend roten Lettern: 0:3. Mein Bankgenosse und ich sehen uns seufzend tief in die Augen. Irgendwann kam auch ich zu meinem Einsatz. Dabei fühlte ich mich wie eine Ameise, die ein nerdiger Teenie zum Spaß aus einem Ameisenhaufen in einen fremden transportierte. Ich wurde rumgeschubst und lief gegen andere Ameisen. Ich fühlte mich ausgestoßen und fehl am Platz.

Früher nannte man die Einbahnstraße: Einrichtungsstraße. Auch passend, denn es geht nur in eine Richtung, ob man nun will oder nicht. An Tagen wie diesen gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder ergibt man sich seinem Schicksal oder man lässt die aufkommende Aggressivität raus. Doch auch dies baut den Gegner weiter auf und jede Äußerung oder Aktion wird ironisch kommentiert und schlimmstenfalls direkt mit Toren bestraft. Die erlebte Verletzung steigert sich in eine schützende Ohnmacht. So gibt es nur nur eine Chance: Aus einer Einbahnstraße kommt nur raus wer mitschwimmt. Ist Aufgeben auch verpönt im Fußball, so ist die aus der Psycho-Therapie bekannte Problemakzeptanz ein erster wichtiger Schritt. Deshalb werden in unteren Ligen Einbahnstraßen-Spiele schon mal vom Schiedsrichter abgebrochen, wegen erdrückender Überlegenheit. Zu Recht! Denn Einbahnstraßenfußball hat eigentlich nichts mit mehr mit einem Fußballspiel zu tun.Es ist eher ein Training, mit einem angeschlagenen Sparrings-Partner.

Siehe auch Brasilien vs. BR Deutschland Halbfinale WM 7:1.Nett zu sehen hier im Video von BBC. Um die Trainingsperspektive zu verdeutlichen wurden die brasilianischen Spieler einfach heraus retuschiert.



Donnerstag, 26. Juni 2014

Ghana: Wieder enttäuscht - wieder voller Hoffnung

Nach dem deutlichen 4:0 Sieg der DFB-Elf über Portugal erwarteten Viele, dass Ghana einfach so überrannt würde, erwarteten sogar einen noch höheren Sieg. Umso mehr stieg meine Hoffnung, hier genau das Gegenteil zu sehen.

Meine Erwartung:
  • 3 Punkte für Ghana, um den Einzug ins Achtelfinale zu verwirklichen
  • Kevin-Prince Boateng legt Gyan ein schönes Tor vor
  • K-P verletzt jemanden gehörig
  • Essien darf nochmal zeigen, was er kann
  • Deutschland zittert ums Weiterkommen

Leider muss man ja zugeben, dass nichts davon zutraf, aber das Spiel war eins der besten, das bei dieser WM bisher zu sehen war. Spannend bis zur letzten Sekunde, zwei auf Augenhöhe kämpfende Teams, die trotz aller Anspannung fair bleiben.


Mein neuer persönlicher Held ist John Boye
Auch wenn er gegen die USA mit verantwortlich für das schnelle 0:1 war, in diesem Spiel war er überall: Seine langen Beine retteten nicht nur einmal die Black Stars vor drohenden Gegentoren. Immer wieder hakte er in letzter Sekunde dazwischen, war wiederholt einen Schritt schneller als der Lucky Luke-ähnliche Thomas Müller. Auch sein Fallrückzieher als Befreiungsschlag war sehenswert. Laut fifa hatte er in den zwei Spielen eine Quote angekommener Pässe von 83,3%, wobei dies beim zweiten Spiel sicherlich höher war. Er erscheint als sichere Bank, greift auch mal zu kreativen Mitteln und reißt die Beine höher als ich springen kann. Aufgrund seiner Schnelligkeit muss er  - als Innenverteidiger! - nicht auf Fouls zurückgreifen, sondern gewinnt die Bälle aufgrund seiner blitzartigen Reaktion, der langen Beine und Beweglichkeit. Wer sich mit ihm anlegt, sieht Blut (können Müller und Dempsey bestätigen). 


Schade zwar, dass das Spiel nicht gewonnen werden konnte, aber eins ist sicher: Die Zitterpartie zeigte, dass Ghana nicht zu unterschätzen ist. Traumpässe wie der von Muntari auf Gyan vor dem 2:1 sind nicht selten. Solche Chancen können dann auch eiskalt ausgenutzt werden (wenn nicht gerade wieder jemand im Abseits steht). Auch ein Torhüter wie Neuer kann das Einnetzen dann nicht mehr verhindern.

Die Mannschaft aus Ghana hat sich spätestens mit dieser Partie Respekt im internatonalen Fußball erkämpft. Wer sie 2010 nach ihrem Einzug ins Viertelfinale (und ihrem unglücklichen Ausscheiden) noch für eine Eintagsfliege hielt, muss jetzt einsehen, dass hier noch immer ein feiner Ball gespielt wird. 
Leider gewinnen schöne Spiele keine Punkte, so dass Ghana nun nach gutem Auftreten in zwei Spielen mit nur einem Punkt und negativem Torverhältnis dastehen und es nur ins Achtelfinale schaffen, wenn die anderen Gruppenmitglieder mitmachen.

Fraglich bleibt, wie Ghana im Spiel gegen Portugal ohne den gelb-gesperrten Muntari auskommt. Er ist der zentrale Motor des Spiels, nutzt Abspielfehler der Gegner aus und ist für das schnelle Umschalten im Konterspiel verantwortlich. In beiden Spielen setzte er durch kluge Pässe, schöne Flanken und den ein oder anderen Fernschuss Akzente. Atsu ist zwar auch recht schnell, hat aber bereits gezeigt, dass er das Tempo keine 90 Minuten halten kann. Damit ist er kein ausreichender Ersatz. Hoffentlich ist Essien fit, um die große Lücke zu füllen und das Mittelfeld zu organisieren.

In der Gruppe sieht es jetzt so aus:

Deutschland 4 P 6:2 Tore
USA 4 P 4:3 Tore
Ghana 1 P 3:4 Tore
Portugal 1 P 2:6 Tore

Bedeutet: In der Partie Deutschland-USA muss es einen Sieger geben, damit Ghana ins Achtelfinale einzieht. Mit dem Verlierer der Partie muss sich Ghanas Torverhältnis messen. Im Vergleich mit den USA hieße das, dass zweimal 1:0 nicht reichen würden, geht ein Spiel aber höher aus, wäre Ghana weiter. 
Im Vergleich mit Deutschland wäre es schon schwieriger, hier müssten mindestens fünf Tore in die richtigen Richtungen fallen, damit Ghana noch überholen könnte.
So schwer es auch fallen wird, eventuell muss ich mich also dazu durchringen, heimlich darauf zu hoffen, dass die DFB-Elf die Amis richtig abschießt, um Ghana den Weg frei zu machen. 
Unnötig zu erwähnen, dass ein weinender Christiano Ronaldo dazu gehört, auch wenn mir persönlich die langen Gesichter des deutschen Teams viel lieber wären. 

Schlussendlich bleibt nur die Hoffnung, Ghana am Ende wieder tanzen zu sehen.


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Übrigens, wer einen "echten" Spielbericht möchte, der Ticker der ARD ist überraschend ok: Ticker der Sportschau Ghana - Deutschland 

Mittwoch, 25. Juni 2014

Brasilien vor dem Aus!

Chile schreitet weiter im Turnier voran und trifft im Achtelfinale auf das Team des Gastgebers vom Zuckerhut. Schade eigentlich, dass Neymar & Co. so bald "nach hause" fahren, tut es Turnieren doch meistens gut, wenn die Heimmannschaft weit kommt. Doch dafür hätte das Team von Felipe Scolari den in der Vorrunde groß auftrumpfenden Chilenen aus dem Weg gehen müssen. Nun könnten unsachliche Statistik-Nerds einwenden, die Länderspielgeschichte der beiden südamerikanischen Länder spreche nicht gerade für einen Sieg der Blau-Rot-Weißen. Denn aus den 68 Partien ging Chile nur sieben Mal als Sieger vom Platz, holte 13 Unentschieden und ... verlor halt auch des Öfteren. Und ja, sowohl 1998 in Frankreich als auch 2010 in Südafrika bedeutete das Achtelfinale gegen den Rekordweltmeister jeweils das Aus. Na und, das ist Geschichte! Denn wer hat den amtierenden Weltmeister Spanien mit Laufbereitschaft und Spielwitz aus dem Turnier vidalt? Chile! Und wer wirds mit den Brasilianern ähnlich tun? Watch yourself: Samstag, 28.06., 18 Uhr in Belo Horizonte.