Dienstag, 20. Mai 2014

Grubenunglück in Soma: Fußballklubs helfen

Das schwere Grubenunglück im türkischen Soma, bei dem nach offiziellen Angaben 301 Bergarbeiter verstarben, hat weltweit für Betroffenheit gesorgt. Im Land selbst sitzt der Schock tief. Trauergebete, Demonstrationen und Spendensammlungen bestimmen das aktuelle Geschehen. Zudem ist, in der Suche nach den Schuldigen, eine scharf geführte politische Debatte entbrannt. Indem politisch tief zersplitterten Land, stellt die nun geführte Auseinandersetzung eine weitere Zuspitzung dar. Umso überraschender, dass die tief verfeindeten großen Istanbuler Fußballvereine in ungeahnter Gemeinsamkeit für die Hinterbliebenen des Unglücks eintreten.


Während der türkische Fußballverband, schon kurz nach bekannt werden des Unglücks alle Spiele bis zum Wochenende absagte, reagierten die Vereine im Land mit Mahnminuten bei Trainingseinheiten und offiziellen Beileidsbekunden an die Medien und Fans. Dazu traten Prominente Spieler mit klaren Statements an die Öffentlichkeit. Die dramatischen Bilder aus der Mine und die erschütternden Interviews mit Überlebenden, haben die Protagonisten in den Vereinen, seien es Funktionäre, Spieler oder Fans tief berührt. Galatasaray hatte am letzten Spieltag der Süperlig, den Spielertunnel in der heimischen TT-Arena in einen Grubentunnel verwandelt. Die Fußball-Stars liefen zudem mit Bergarbeiter-Helmen im Stadion auf.




Neben symbolischen Aktionen beteiligt sich die türkische Fußballwelt in selten erlebter Einigkeit an Spendensammlungen. Der frische Süperlig-Meister Fenerbahçe bestreitet ein Benefiz-Spiel gegen den Stadtrivalen Beşiktaş. Galatasaray hat mit dem frisch gebackenen spanischen Meister Atletico Madrid die Zusage zu einem weiteren Benefizspiel bekommen. Die Spieler von Galatasaray selbst trugen für die Hinterbliebenen eine Summe von knapp 5 Millionen türkischen Lira zusammen (ca. 1,7 Millionen Euro). Der Vorstand von Beşiktaş spendete die kompletten Einnahmen des letzten Saisonspiels gegen Genclerbirligi. Auch Karabükspor, Erstligist aus der gleichnamigen Bergarbeiter Stadt, spendete die Einnahmen des letzten Spieltages.
Bei Fenerbahçe geht man einen anderen Weg, so hat der Vorstand beschlossen die Ausbildungsausgaben von 100 Jugendlichen aus Soma für 5 Jahre komplett zu übernehmen. Vereinsintern wurde für dieses Ziel ein Fond eingerichtet. Zudem können Fußball-Fans mit dem Kauf eines T-Shirts die Hinterbliebenen direkt unterstützen. Für 29.95 türkische Lira ist das schwarze T-Shirt mit der Aufschrift #Soma und dem Klub Logo hier zu bestellen.

Auch von den Fans im Lande kommt es zu den unterschiedlichsten Unterstützungsaktionen. Beeindruckend die Aktion der Fans von Ankaragüçü. Seit Wochen sammeln die Fans Geld um Trikot-Sponsor des krisengeschüttelten Vereins zu werden. Nun haben die Fans beschlossen, das gesammelte Geld an die Hinterbliebenen des Unglücks zu spenden.