Montag, 17. September 2018

Hertha Top, Union mit 58% plus

In unser kleinen Serie, dem Twitter-Ranking, widmen wir uns den Follower-Zahlen von Fußballclubs. Heute Berliner Fußballclubs auf Twitter. Berliner Twitter Meister ist 2018: Überraschung! Hertha BSC. Platz Zwei gehört Union, die im Vergleich zu 2016 über 58% mehr Follower generieren konnten.


In den letzten zwei Jahren ist nicht viel passiert in der Berliner Fußballwelt auf Twitter. Von den über 400 Klubs der Stadt haben noch nicht einmal 30 Vereine einen Twitter-Account. Die Follower Zahlen selbst bei den großen Klubs bleiben niedrig. Zum Vergleich. Ex-Zweitligist VfB Stuttgart hat mit 519.000 Followern, mehr Follower als alle Berliner Klubs zusammen.

Twitter Follower Berliner Klubs auf einen Blick



Wachstum verlangsamt


Auffällig ist, das zwar alle Vereine gegenüber den Zahlen von 2016 zugelegt haben, doch hat sich der Anstieg an Followern verlangsamt. Während die meisten Klubs zwischen 2015 und 2016 noch Wachstumsraten zwischen 30%-50% verbuchen konnten, gibt es diese Zahlen zwar erneut, nun aber im Verlauf von zwei Jahren. Den größten Wachstum hat @fcunion. Der Klub aus Köpenick hat in zwei Jahren 58% mehr Interessierte für seinen Account gewinnen können. Fast um die Hälfte neue Follower konnten auch @HerthaBSC (45%), @Lichtenberg47 (44%), @ViktoriaBerlin (42%) und @FCHertha03 (43%) erringen. Damit konnte @FCHertha im Ranking auch einen Platz nach oben klettern. Die Zehlendorfer stehen jetzt auf der Sieben. Ganz neu ist im Ranking @VSG_Berlin. Der erst im August 2016 eröffnete Account hat nun schon 406 und verdrängt damit @blauweissfhain aus der Twitter-Top-Ten. @blauweissfhain hielt sich bisher hartnäckig in dem Ranking, der Account wird auch inhaltlich nett bespielt. Doch 345 Follower waren 2018 einfach zu wenig für die Top-Ten. Und auch der Oberligist ‪@blw90berlin ist mit 354 schon an dem kleinsten Verein aus Friedrichshain (Eigenbeschreibung) vorbeigezogen. Und auch @fuechsefussball liegt mit 341 in Lauerstellung.

Fazit: Twitter wird weiterhin von den Berliner Klubs links liegen gelassen. Das Potential das Twitter für die Öffentlichkeitsarbeit der Klubs bietet wird nicht genutzt. Sogar die Oberligisten Hertha 06 und SC Staaken verzichten bisher ganz auf einen Auftritt bei Twitter. Vielleicht beginnt ja nun eine Trendwende. Denn der Chef der Berliner Klubs, der Berliner Fußballverband (BFV), ist seit August mit ‪@BerlinerFV auch endlich bei Twitter.




Eine Liste aller Berliner Klubs auf Twitter findet ihr hier.




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tumds.blogspot.de - 15 August 2016, Montag
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tumds.blogspot.de - 4 August 2015, Dienstag
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tumds.blogspot.de - 9 Dezember 2015, Mittwoch
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Dienstag, 11. September 2018

Sportpolitik der AfD - Nationale Anbiederung




Nicht nur in der Klima- und Rentenpolitik bestach die Alternative für Deutschland in den vergangenen Monaten durch offene Konzeptlosigkeit. Auch in der Sportpolitik hatte die Partei bisher kaum etwas zu bieten. Um den Versuch zu unternehmen, diese Lücke ein Stück weit zu schließen, hat sie Ende August erstmals sportpolitische Positionen, in Form von 14 Thesen, veröffentlicht.


Von Robert Claus, dieser Beitrag erschien zuerst auf  "Werkstatt-Blog"

Vieles davon sind phrasenhafte Allgemeinplätze: Vom hohen gesellschaftlichen Stellenwert des Sports, seiner Bedeutung für eine „gesundheitsbewusste Lebensgestaltung“ ist dort die Rede. Gefordert wird, das nationale Ansehen durch Erfolge im Spitzensport zu fördern, gleichzeitig den Breitensport zu unterstützen und letztlich die Gelder für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zu erhöhen. Dinge, die sich in ähnlicher Form auch in anderen Parteiprogrammen finden, wenngleich von der AfD des Öfteren mit den Begriffen von Volk und Nation gespickt. Ein verhältnismäßig zahmes Papier.


Fehlende Themen


An einer Stelle sollte das Fußballpublikum jedoch besonders aufhorchen: Unter These 13 zu „Sport und Medien“ erteilt man den über die vergangenen Jahre gestiegenen Investitionen des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks in die Übertragungsrechte der Bundesligen eine Absage. „Der immer mehr kommerzialisierte Fußball kann genauso gut und zu marktgerechteren Preisen von den Privatsendern präsentiert werden“, heißt es dort. So setzt die Partei in neoliberaler Manier auf die Kräfte des Marktes, anstatt die Kommerzialisierung des Fußballs zu kritisieren. Zwischen den Zeilen ist es eine deutliche Distanzierung zu den jahrelangen Kämpfen der aktiven Fanszenen in Deutschland. Mit mehreren Kampagnen waren sie gegen die privatsendergerechte Zerstückelung der Spieltage vorgegangen – ohne Erfolg.



Jenseits dessen ist weniger das Geschriebene interessant als vielmehr die fehlenden Themen. Denn obwohl die AfD dauerhaft in rassistischer Manier gegen Mesut Özil hetzte und im Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2017 noch die obligatorische Teilnahme von muslimischen Mädchen am schulischen Schwimmunterricht forderte, fehlen derlei Spitzen oder gar hetzerischer Rassismus im aktuellen Papier komplett. Auf den ersten Blick überrascht dies insofern, als dass die AfD ansonsten jedes noch so fern liegende Problem gerne auf die „Ursache Migration“ zurückführt, um stets ihr Kernthema – den völkischen Nationalismus – zu bedienen. Doch selbst auf eine Kritik von DOSB-Programmen wie „Integration durch Sport“ hat man verzichtet – womöglich um die Spitzen des Verbandes nicht allzu sehr zu verärgern. Denn dieser kann sich in einigen Disziplinen – z.B. im Boxen oder auch Turmspringen – ohne Migration kaum in der Weltspitze halten.


Sport und nationalistische Bewegungen

Darüber hinaus überrascht auch der Zeitpunkt des Papiers, denn es kommt sehr spät. In der Geschichte nationalistischer Bewegungen spielte der Sport neben dem Kulturbetrieb immer eine besondere Rolle, als ein den staatlichen Institutionen vorgeordneter Raum, in dem Kämpfe um politische Hegemonien ausgefochten werden. Zumal Sport in der extremen Rechten oft mit militaristischen sowie volksgesundheitlichen Zielen verbunden war. Auch der deutsche Nationalismus ist in seiner Geschichte eng mit der Entstehung der Turnerbewegung verknüpft. Die AfD hingegen verzichtete seit ihrer Gründung auf eine aktive Sportpolitik und hinterließ eine – für rechte Parteien – ungewöhnliche Lücke.

Welche sie mit ihren sportpolitischen Thesen nun zu schließen versucht. Heraus gekommen ist ein Papier, dessen strategisches Ziel vor allem darin besteht, sich dem DOSB handzahm anzubiedern. Die AfD will sich als normalisierter, politischer Gesprächspartner für die Strukturen des Sports in Stellung bringen und verzichtet dafür auf die schrillen völkischen Töne. Der DOSB und andere Verbände tun gut daran, dem gefährlichen Schauspiel nicht aufzusitzen. Denn der frappierende Rassismus in der Partei ist kein Stück geringer geworden.


Robert Claus, Jahrgang 1983, forscht, hält Vorträge und publiziert zu den Themen Fankulturen, Hooligans, Rechtsextremismus, Männlichkeiten, Soziale Bewegungen und Gewalt. Zuletzt erschien von ihm „Hooligans. Eine Welt zwischen Gewalt, Fußball und Politik“.

Freitag, 24. August 2018

Türkiyemspor will es wissen

2006 startete Türkiyemspor das Projekt Frauen- und Mädchenfussball. Den Anfang machten damals sechs D-Mädchen, heute spielen bei Türkiyemspor über 200 Frauen und Mädchen in allen Altersklassen. Damit hat der Kreuzberger Klub eine der größten Abteilungen der Stadt Berlin und in dem Segment der sogenannten Migrantenvereine ist er führend. Nun untermalen spektakuläre Transfers für das erste Frauenteam die sportlichen Ambitionen. Mit der Stürmerin Aylın Yaren (28) und der Mittelfeldspielerin Erika Szuh (27) wurden zwei ehemalige Auswahlspielerinnen verpflichtet.

Foto: CeeGee
Die Berlinerin Aylın Yaren (28) startete ihre Karriere bei Tennis Borussia, und spielte danach u.a. bei FC Malmö, FC Lübars, Hamburger SV, Trabzon Idmanocagi. Für das Auswahlteam der Türkei stand sie 19 male auf dem Platz und traf dabei 10 mal. International bekannt ist Aylin auch als Freestylerin. Ihr Kommentar zum Wechsel an den Kreuzberg: „ Ich wusste das ich irgendwann bei Türkiyemspor spielen werde.“














Foto: Ailura, CC-BY-SA 3.0-AT
Mit Erika Szuh (27) hat Türkiyemspor auch im Mittelfeld eine Verstärkung bekommen, die die Berlin-Liga aufhorchen lässt. Erika spielte vier Jahre beim ungarischen FC Szombathely und steuerte in 110 Spielen 73 Tore bei. Danach führte ihr Weg u.a. zu Lok Leipzig, dem FC Lübars, Neunkirch und Hohen Neuendorf. 25 mal trug sie das Trikot des ungarischen  Nationalteams.













Abteilungsleiter der Frauen und Mädchenabteilung Türkiyemspor Murat Doğan zu den Verpflichtungen: „Es ist für uns eine besondere Ehre Spielerinnen wie Aylın und Erika bei uns willkommen zu heißen. Es bestärkt uns auf dem Weg Frauen-Fußball sowohl in der Breite als auch im Leistungsbereich anzubieten.“

Inwieweit die beiden Stars die Berlin-Liga sportlich aufmischen, lässt sich schon am Sonnabend, den 25. August, ab 14:30 im Katzbachstadion begutachten. Zum Saisonstart geht es gegen die Nachbarn aus Neukölln: Grün Weiß.


Für das Internetmagazin Fupa.net ist Türkiyemspor in der Saisonprognose schon jetzt neben Blau-Weiß 90 und FC Union (II) eine der Favoriten auf die Meisterschaft in Berlins höchstklassigster Liga.

Montag, 23. Juli 2018

Nationalteams haben ein Problem: Nationalismus

Mit dem Rücktritt von Mesut Özil aus dem Auswahlteam der Bundesrepublik hat die Diskussion, die ausgelöst wurde durch einen Fototermin mit dem türkisch Staatspräsidenten Erdogan noch einmal an Fahrt aufgenommen. Dabei haben neben Sportlern, Ex-Sportlern, Sportfunktionären, Journalisten, Politikern und den Medien in Deutschland, England und der Türkei fast alle etwas zu sagen, über das Foto an sich, die mediale Aufarbeitung dessen, Reaktionen in den und um die Stadien, über das Verhalten des Verbandes und seiner Funktionäre, über Shitstorms, Sportberater und Rassismus.  Dabei wird das grundlegende Thema verschwiegen und das Dilemma von Nationalmannschaften: der Nationalismus an sich.



Die Foto-Lüge


Die Debatte um Mesut Özil und İlkay Gündoğan zeigt augenscheinlich wie der Nationalismus trennt. Dabei wurde er als moderne Staatsform geschaffen um zu einen. Doch die Einigung funktioniert nicht mehr, wenn sie denn jemals funktionierte. Warum die Debatte um Mesut Özil und İlkay Gündoğan eine Nationalistische ist lässt sich schon am Ausgangspunkt der Debatte belegen. Zu dem allseits bekannten Fototermin war neben Mesut Özil und İlkay Gündoğan noch ein weiterer Spieler anwesend. Doch auf den in deutschen Medien kolportierten Fotos waren zumeist nur Mesut Özil und İlkay Gündoğan, sowie der Staatspräsident zu sehen. Eine Google Suche nach „Foto mit Erdogan“ beweist dies. Die meisten Bilder zeigen jedoch nur ein Teil des Bildes und verschweigen die Anwesenheit von Cenk Tosun. Der 27-jährige ist ebenso wie seine beiden Fotofreunde in der Bundesrepublik geboren und spielt in der englischen Premier League. Doch die Diskussion dreht sich analog zum Bildschnitt ausschließlich um Mesut Özil und İlkay Gündoğan. Damit zeigt schon der Ausgangspunkt der Diskussion, das hier nicht kritisiert wird, wie sich Fußballer gegenüber Politikern verhalten. Es ist eindeutig keine Kritik, daran das Fußballer mit Tayyip Erdoğan kurz vor den Wahlen in der Türkei ein Foto gemacht haben. Denn wenn dies so wäre, dann hätte Cenk Tosun ebenso im Mittelpunkt der Kritik stehen müssen. Aber er ist ja noch nicht mal auf dem Bild.

Fotosuche bei Google: Fast nur Bilder mit Özil, Gündogan und Erdogan. 


Das Deutsche steht im Mittelpunkt, nicht ein Foto


Die Kritik richtet sich somit nur an aktuelle Nationalspieler. Und zwar Deutsche. Hier wird anhand eines Fotos das Deutsche diskutiert. Hier wird eine fiktive Klammer diskutiert. Und diese Klammer ist der Nationalismus: Der Deutsche. Was ist Deutsch? Was darf man als Deutscher? Muss man die Hymne singen etc. etc. Alles Fragen, die sich mit dem Deutschsein, der Nation beschäftigen. Die Klammer, die den künstlichen Nationalstaat zusammenhalten soll. Und dieser Nationalismus ist gang und gäbe, unhinterfragt und Grundlage für fast alle Länder dieser Welt. Kritik an Nationalismus ist marginal, und kommt über die Blase intellektueller und linker Debatten kaum hinaus. Und in diesen bewegen sich die wenigsten Sportler, Berater oder Sportfunktionäre.  

So wurden Mesut Özil und İlkay Gündoğan mit einer Debatte konfrontiert, die ihre Identitäten angriffen. Ihre Identitäten mit dem Background von drei Sprachen und der Verwurzelung in der Türkei, Deutschland und jetzt England. Doch der Nationalismus kennt keine Bi- oder Tri-Identitäten. Man ist Deutscher oder Türke. Immer wird man von irgendwo zu einer Entscheidung gedrängt. Eine absurde Situation. Özil hat in seiner Erklärung die Metapher von den zwei Herzen benutzt. Ein Deutsches und ein Türkisches. Ein schönes positives Bild, dabei ist die eigentliche Metapher viel tragischer. Es ähnelt eher der Situation von Scheidungskindern. Die Eltern trennen sich, waschen ihre Schmutzwäsche und ziehen an den Kindern und sie mit hinein in den Konflikt der Eltern. Da passt, dass das Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland ja auch ein bisschen einer zerrütteten Ehe ähnelt. Auch kann man das Dilemma mit einem Begriff der im Deutschen und Türkischen gebraucht wird beschreiben: Haymatloz. Doch im Kontext des Nationalismus auf dem die Debatte fußt, wäre der Begriff von Bi-Nationalisten treffender. 

Zwischen den Stühlen


Dem Mainstream jedes nationalen Staates ist das Ausklinken aus dem Mainstream fremd. Und wenn man in zwei Gesellschaften lebt, die durch Nationalismus geleitet werden, ist man versucht, sich dem jeweiligen Mainstream anzupassen. Denn der Nationalismus wird ja nicht hinterfragt und man ist ja nicht, nur weil man in zwei oder mehr Kulturen verwurzelt ist, automatisch ein Anti-Nationalist, der das System in Frage stellt und andere Klammern für Gesellschaften sucht, als die fiktionale Klammer einer einheitlichen Nation. Man versucht sich irgendwie durchzuwurschteln. Es allen recht zu machen. Özils Verweis auf die Erziehung seiner Mutter bezüglich Respektes macht dort durchaus Sinn und ist sehr persönlich und intim.


Der Deutsche Nationalismus ist wie alle Nationalismen diffus, verregelt, aber eben nicht wie ein Verein, eine Partei oder eine NGO eine Gemeinschaft, die auf gemeinsamen ethischen Werten fußt. Nationalismus kehrt alle über einen Kamm, die nach dem Gesetz dazu gehören. Es gibt nur einen Nationalismus, den der Mehrheit und der ist eben Uni-Nationalismus. Der Standard ist die einfache Nationalität.  Da haben es Bi-Nationalisten mit Füßen in mehreren Kulturen schwer. Sie versuchen es allen Seiten Recht zu machen. Aber ein uni-nationaler Mainstream, erlaubt nur schwer Abweichungen von der Norm. Mesut Özil wird die Reaktionen aus der Türkei auf seine Entscheidung für das deutsche Team aufzulaufen nicht vergessen haben.



Bi statt Uni


Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen müssen sich natürlich auch kritisieren lassen für ihr tun, außerhalb ihres eigentlichen Arbeitsfeldes, deswegen bewegen sie sich ja auch mit Hilfe von Beratern in diesem Raum. Und da ist die Kritik dann berechtigt, denn gerade nach dem Fall von Lukas Podolski und seinem Tweet mit Soldatengruß vor der türkischen Fahne und den Reaktionen in Deutschland darauf, hätte auch den Beratern von Özil und Gündoğan bewusst sein können, das ein Termin mit Tayyip Erdogan im Jahre 2018 eben anders ist als die Termine vorher. Auch ist die Veröffentlichung der Stellungnahme nur auf Englisch unglücklich, denn so überlassen die Berater die Übersetzung den Journalisten und den sozialen Medien und verlieren somit die Kontrolle über die übersetzten Wörter, die dann wie beim Beispiel der Bild, dann eine ganze andere Geschichte erzählen.  Berater von internationalen Fußballern müssen heute eben immer auch interkulturelle Berater sein und die Gemengelage in verschiedenen Gesellschaften im Auge behalten. Was in der einen nationalen Klammer geht, geht eben in der anderen nicht. Dieser Spagat den Bi-Nationalisten eben tagtäglich hinlegen müssen, muss erlernt sein.

Auch der Ex-Nationalspieler Lukas Podolski hatte seinen Türkiye-Gate. Nach diesem Tweet 2015.



Deutscher, Türke, Deutsch-Türke und Almancı


Gesellschaften müssen lernen, das die alte Klammer des Nationalismus in einer globalisierten Welt, letztendlich ausgedient hat. Immer weniger Menschen passen in diese enge Fiktion einer Nation. Das zeigt sich nun einmal mehr an dem aktuellen Beispiel im Sport. Internationale Sportverbände müssten dies thematisieren, wenn die Politik dies nicht tut. Sie könnten Vorreiter sein über laxe Kampagnen gegen Rassismus hinaus.  Denn auch wenn die Fiktion der nationalen Idee, zur Zeit scheinbar an Unterstützung gewinnt, wird sie aufgefressen und zwar nicht von den bekennenden Anti-Nationalisten, sondern von den Bi- und Tri-Nationalisten, die das System ad absurdum führen. Der Sport könnte die Zeichen der Zeit erkennen und gegen steuern. Denn die aktuelle Kakophonie, bei der sich selbst die Polizei Koblenz genötigt sah ihren Senf dazu zu geben, zeigt einmal mehr, Nationalismus als einigender Faktor ist überholt. Und ein Kampf gegen Rassismus geht ohne Benennung des eigentlichen Problems des Nationalismus funktioniert für die nationalen Verbände eben nur dann wenn der Erfolg da ist. So wie Özil es in seinem Statement auf den Punkt brachte: „ Wenn ich Erfolg habe bin ich Deutscher, wenn nicht dann Türke.“ Resultat des deutschen Nationalismus. In der Türkei wäre er bei Erfolg der Türke, bei Mißerfolg der Almancı.