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Sonntag, 11. Dezember 2016

Update 3: 44 Tote und 155 Verletzte nach Anschlag an Vodafone-Arena

Zwei Explosionen erschütterten Samstagabend Istanbul. Im Anschluß an die Süperlig Partie zwischen Beşiktaş und Bursaspor kam es kurz nach dem Abzug der Gästefans aus dem Stadion zu zwei lauten Explosionen in unmittelbarer Stadionnähe. Offiziellen zu Folge soll es mindestens 44 Tote und 155 Verletzte gegeben haben, darunter auch Vereinsmitarbeiter von Beşiktaş. Die Explosionen werden auf ein explodiertes Fahrzeug und einen Selbstmordattentäter zurückgeführt.

Um 21 Uhr war rings um die Vodafone-Arena in Beşiktaş in Istanbul noch die Freude tausender Fußballfans Ton angebend. Beşiktaş besiegt Erzrivalen Bursaspor in einer dramatischen Begegnung mit 2:1. Und ist jetzt punktgleich mit Tabellenführer Başakşehir, die gleichzeitig bei Gençlerbirliği über ein 0:0 Unentschieden nicht hinauskamen. Freude wohl auch beim Fußballverband, der Polizei und den Verantwortlichen beider Vereine. Denn das erste mal nach sechs Jahren durften wieder Fans aus Bursa ins Stadion und alles blieb friedlich. In den Jahren vor dem Gästefanverbot zwischen Beşiktaş und Bursa gab es regelmäßig heftige Fanauseinandersetzungen vor und nach dem Spiel. Doch die Freude über die friedvolle  Durchführung der Süperlig-Partie, wich nur knapp zwei Stunden später blankem Entsetzen.




Anschlag reisst Istanbul aus dem Wochenende


Zwei Explosionen erschütterten die Umgebung des Stadions. Die Schallwellen breiteten sich über das Meer durch die ganze Stadt aus und waren sogar im knapp 30 Kilometer entfernten Stadtteil Kartal noch zu hören und zu spüren. Schnell brachten die sozialen Medien Meldungen und Videos. Ein Mitschnitt von Beşiktaş TV machte die Runde, bei dem die Studioreporter Live im Studio erschrocken die Explosionsgeräusche mitbekamen. Auch ein Video von Gitarre spielenden Jugendlichen auf der asiatischen Seite der Stadt zeigte die dramatischen Sekunden. Während die Jugendlichen mit dem Rücken zum Bosporus saßen, filmte ein Freund ihre öffentliche Jamsession. Plötzlich ist, im Hintergrund auf der anderen Seite des Bosporusses, eine enorme helle Explosion zu sehen. Während der Kameramann entsetzt,  versucht in Worte zu fassen was er so eben mit der Kamera eingefangen hat,  spielen die nichts sehenden ihren Song weiter. Noch bevor sie sich umdrehen um zu schauen, was ihren Freund so in Rage bringt, erreicht die Schallwelle die asiatische Seite. Der Knall wirft alle drei auf den Boden.




Polizeibeamte als Ziel ?



Offizielle sprachen zuerst von ca. 20 Verletzten, doch im Laufe des Abends wurden die Zahlen korrigiert und bekanntgegeben, dass es auch Todesopfer gegeben habe. Über die Anzahl gab es zuerst keine Angaben. Jedoch wurde bestätigt, dass es sich um zwei Explosionen gehandelt habe. Eine, die größere, hat sich am Beleştepe, dem Umsonst-Hügel, ereignet. Ein kleiner Hügel am Rande der Vodafone-Arena, an dem sich noch vor dem Neubau des Stadions an Spieltagen hunderte von Fußballfans einfanden, da hier ein Teil des Spielfeldes eingesehen werden konnte. Hier  wurde umsonst Beşiktaş gesehen und gefeiert. Mit dem Neubau bot der Hügel keinen Umsonst-Einblick mehr auf das Spielgeschehen und dann hat die Polizei dort regelmäßig bei Beşiktaş spielen Stellung bezogen. Ein Wasserwerfer und etliche Beamte gehören an diesem Standort zum Standard bei Beşiktaş Spielen. Und genau dort, in der Nähe der Beamten, fand dann die stärkere der beiden Explosionen statt. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu sprach dann auch in seiner ersten Erklärung von ausschließlich verletzten Polizeibeamten, denen der Anschlag gegolten habe. Gegen 3 Uhr nachts gab dann das Gesundheitsministerium bekannt, dass es insgesamt 15 Todesopfer gegeben habe und 69 Verletzte. Eine Stunde später korrigierte das Innenministerium die Zahlen erneut: 29 Tote und 166 Verletzte, davon 27 Polizeibeamte. Sonntagmorgen wurde die Opferzahl erneut korrigiert und  mit 38 Todesopfern und 155 Verletzten angegeben. 





Anschlag tötet Klubmitarbeiter



So steht die Türkei einmal mehr unter Schock. Der Putschversuch vom Sommer 2016 ist noch nicht vergessen und auch blutige Terror-Anschläge verschiedenster Gruppierungen sind schrecklicher Alltag geworden. Doch der Anschlag an der Vodafone-Arena bedeutet wohl mehr. Greift er doch genau da an, wo noch die Normalität, der Alltag, - irgendwie immer weiter ging. Beim Fußball. Bursaspor hat dann noch in der Nacht mit Rücksprache von Fangruppen vermeldet, dass es keine Bursa-Fans unter den Verletzten und Opfern gegeben habe. Beşiktaş hingegen muss Opfer beklagen. Ein Kongressmitglied und ein Mitarbeiter des Kinderbereichs befinden sich unter den Opfern. Trauer legt sich über den Fußball. Auch Galatasaray und Fenerbahçe verurteilen den Anschlag und veröffentlichten Erklärungen auf ihren Homepages und tweeteten Images mit Trauerbekundungen. Ein verzweifelter Hilfeschrei der Klubs, deren Freude über Tore und Siege drohen unterzugehen in Tränen und Blut.


Update: Staatstrauer



Die Zahl der Opfer wurde von offizieller Seite noch einmal aktualisiert. Es wird jetzt von 38 Toten und 155 Verletzten ausgegangen. Über die Tätergruppe gibt es weiterhin Spekulationen, von Seiten der Regierung wird eine Täterschaft der PKK, oder ihr nachstehender Gruppen thematisiert. Für die Opfer aus Polizeikreisen, wurde am frühen Sonntag eine Gedenkveranstaltung durchgeführt. Für 15 Uhr Ortszeit ist ein Trauermarsch von Besiktas aus zum Vodafone-Stadion angekündigt worden. Für einen Tag ist Staatstrauer ausgerufen worden. Der türkische Fußballverband (TFF) hat angekündigt, das alle Spiele der professionellen Ligen am heutigen Sonntag und Montag, jedoch stattfinden werden. Die Fahnen an den Stadien werden auf Halbmast gesetzt, mit einer Schweigeminute soll an die Opfer erinnert werden. Musik wird in den Stadien nicht gespielt werden.  


Update 2:  TAK bekennt sich zu Anschlag


Die Terrorgruppe Freiheitsfalken Kurdistans bekennen sich zu Anschlag an der Vodafone-Arena. Der Anschlag reiht sich somit in eine Serie von Anschlägen der TAK, die allein 2016 über 100 Menschen das Leben kosteten. Zuvor war die Terrorgruppe besonders bis 2006 aktiv. Danach gab es nur vereinzelt Anschläge. 2016 ist nunmehr zum Höhepunkt der Gruppe geworden, die sich zum Zeil gesetzt hat mit spektakulären Aktionen auch gegen Touristen für Aufsehen zu sorgen. Die TAK ist eine Abspaltung der PKK, denen die PKK zu soft ist. 


Update 3: Fußballfans planen Demo gegen Terror 

Der türkische Gesundheitsminister hat die Zahlen nach dem Anschlag an der Vodafone-Arena erneut nach oben korrigieren müssen. Er spricht nun von 44 Todesopfern und 155 Verletzten. Im Gegensatz zu den vorherigen Anschlägen in Istanbul im Jahr 2016 wird öffentliche bekundete Anteilnahme diesmal nicht unterbunden. Tausende von IstanbulerInnen machen davon Gebrauch und finden sich am Anschlagsort ein und demonstrieren u.a. mit türkischen Fahnen und Nelken gegen den Terror. So hatte u.a. die sozialdemokratisch-kemalistische Partei CHP am Sonntag mit einem Schweigemarsch von Beşiktaş zum Stadion den Opfern gedacht. Für den heutigen Montag hat die Fangruppen Çarşı zu einem Trauerzug ebenfalls von Beşiktaş zum Stadion aufgerufen. Start des Marsches soll um 19:23 das Adler-Denkmal im Zentrum von Beşiktaş sein. Auch Fangruppen von Fenerbahçe und Galatasaray rufen zu der Demonstration auf. 

Aufruf zur Fandemonstration gegen Terror, am Montag um 19:23 Uhr


Die Fußballspiele vom Sonntag standen ganz unter dem Eindruck der blutigen Anschläge. In verschiedenen Stadien solidarisierten sich Fans und Spieler mit der Polizei. Sei es mit Handshakes mit den Sicherheitskräften wie bei Galatasaray beim Einmarsch in die Telekom Arena, oder beim Torjubel. Hier gingen Spieler, nach dem erzielten Treffer, auf die am Spielfeldrand stehenden Polizisten zu und umarmten sie. Auch die spanische La Liga gedachte der Opfer von Istanbul mit Schweigeminuten im Vorfeld der Ligaspiele vom Sonntag. Die UEFA veröffentlichte eine Beleidesbekundung.  

Am Mittwoch soll dann in der Vodafone-Arena wieder Fußball gespielt werden. Beşiktaş trifft dann auf Kayserispor. Klubchef Fikret Orman kündigte an mit den Familien der Opfer im Stadion zu sein. Zudem erklärte er, dass der Klub am Mittwoch die Dauerkarten für einen Tag einfrieren werde, die Einnahmen aus der Partie sollen den Familienangehörigen der Opfer gespendet werden. Auch hierzu rufen Fangruppen anderer Klubs auf, um Solidarität zu zeigen und sich am Mittwoch im Stadion einzufinden.
  

           
           
          

Montag, 30. Mai 2016

EM2016: Journalist benennt die 5 gefährlichsten Spiele

Die am 10. Juni startende Fußball EM in Frankreich ist wohl die größte Herausforderung für Sicherheitskräfte in Nachkriegseuropa. Über 100.000 Beamte, Soldaten und private Security sollen den erwarteten 10 Millionen BesucherInnen Schutz vor Terrorangriffen garantieren. Dabei stehen fünf Plätze und wohl auch fünf Spiele unter besonderer Beobachtung.


Nach den Anschlägen von religiösen Terroristen in Paris in 2015 wurde die Sicherheitslage während der EM in Frankreich neu bewertet. Denn offensichtlich ist eine Strategie der religiös motivierten Terroristen Personen beim Vergnügen und das sogenannte normale Leben zu treffen. Fußball gilt zudem, wie Musik, Alkohol und Spaß, bei religiösen Fanatikern quasi als Sünde. Dies untermauerte zuletzt ein Anschlag auf kickende Kinder im Irak. Dabei starben im März 32 Personen, die meisten davon Kinder und Jugendliche.

Neuralgische Orte und gefährdete Spiele


Ben Rumsby vom Daily Telegraph widmete sich der Frage inwieweit die Spiele sicher seien und analysierte Sicherheitsschwerpunkte. Dabei soll das Sicherheitskonzept sich auf neuralgische Orte konzentrieren. Straßen, die Team-Stützpunkte, die Stadien, die Fanzonen und der öffentliche Nahverkehr.

Rumbsy stellte zudem 5 Partien der Gruppenspiele heraus bei denen die Terrorgefahr am höchsten sein soll:

  • 11. Juni           England – Russland (Marseille)
  • 12. Juni           Türkei – Kroatien (Paris)
  • 16. Juni           England – Wales (Lens)
  • 16. Juni           Deutschland – Polen (Paris)
  • 21. Juni           Ukraine – Polen (Marseille)



           
           
          

Mittwoch, 18. November 2015

Fatih Terim verzweifelt

Der türkische Startrainer Fatih Terim zeigt sich nach dem gestrigen Test-Spiel seiner Auswahl gegen Griechenland (Endstand 0:0) entsetzt. Grund war nicht die spielerische Leistung seines Teams, sondern die Reaktionen der Zuschauer im Fatih Terim Stadion in Istanbul, während einer Schweigeminute und des Abspielens der griechischen Hymne.

Schon bevor das Spiel begann war Fatih Terim in Rage. Den konservativen Trainer brachte in Wallung, dass die Fans während der Schweigeminute für die Opfer von Paris mit Pfiffen und Slogans reagierten. Kameras fingen einen während der Schweigeminute schweigenden Trainer ein, an den arbeitenden Gesichtszügen konnte man aber sehen, das es in ihm brodelte. Zudem wurde auch die National Hymne des Gastes von Pfiffen begleitet. Bemerkenswert emotional sprudelte es dann vor den Medien nach dem Spiel aus dem Chefcoach heraus: 
„Tut nicht etwas was ihr nicht erleben wollt anderen an“ 
richtete er sich an die Fans. 
„Das ist die Nationalhymne, bitte ... . Was ist los mit uns? Die griechische Hymne wird gespielt und es startet ein Pfeifkonzert. Heute ist ebenso der Welt-Nachbartag. Wir haben gegen unseren Nachbarn Griechenland gespielt. Für uns ist Nachbarschaft wichtig. Dann machen wir für die gestorbenen Menschen eine Schweigeminute. Zwei Spiele sind aufgrund des Terrors abgesagt worden. Können wir nicht eine Minute ruhig sein? Die Terror Gefahr macht traurig und nachdenklich. Wir können bei den aktuellen Ereignissen nicht nur Zuschauer bleiben, aber nicht so. Das steht uns nicht. Das beste Instrument für Frieden und Brüderlichkeit ist der Sport.“
Fatih Terim spricht Klartext bei der Pressekonferenz im Anschluß an Türkei-Griechenland. (Screenshot)

Der Sportsmann durchbricht das Schweigen




Damit durchbrach er ein Schweigen und stellte seine Rolle als Sportsmann in den Mittelpunkt. Denn während er als Trainer, diese brenzlige Situation mit klaren Worten kritisierte, hatte die Politik, die mit Ministerpräsident Davutoğlu und Ministern und anderen Politikern im Stadion anwesend war, oder der Sender TV8 der die Begegnung Live übertrug, die Aktion der Fans einfach kommentarlos übergangen. Und während unabhängige Medien über den Vorfall, als auch die internationalen Medienreaktionen berichten ist in regierungsnahen Medien kein Wort zu den Aktionen, als auch der Reaktion Terims zu finden. Der Trainer, der selbst als konservativ gilt, stellte hier den sportlichen Unterschied zur Politik klar heraus. Im Sport geht es um miteinander, um Fair-Play. Terim, erweist sich als wahrer Sportsmann. Und davon braucht es heute mehr denn je.   

Hier ein Video von der "Schweigeminute" in Istanbul



Das sagt die Twitter Communitiy gerade zu Fatih Terim:

Freitag, 11. September 2015

Spitzenklubs vereint gegen Terror



Die türkische Gesellschaft wird seit nunmehr gut zwei Monaten von schweren Auseinandersetzungen zwischen Kräften der militanten PKK, ihren nahestehenden Gruppen und den staatlichen Organen erschüttert. Im Rahmen dieses Konfliktes kam es nun schon zu mehreren tausenden von Toten. Auch der Fußballsport kann sich diesem Konflikt nicht entziehen und reagiert(siehe: Slogans der 90er Jahre sind zurück).

Am 4. Spieltag der türkischen Süperlig wollen nun die zutiefst verfeindeten Istanbuler Klubs ein Zeichen setzen. Gemeinsam wurde eine Erklärung verfasst und T-Shirts entworfen, die die Topklubs beim Aufwärmen am Wochenende in den Stadien tragen werden. Auch die Fans der drei großen Klubs kamen zusammen und wendeten sich mit einer gemeinsamen Message in den sozialen Medien an die Öffentlichkeit. „Schulter an Schulter gegen Terror“ heisst es in der Erklärung der Fans von Ultraaslan (Galatasaray), Genç Fenerbahçeliler (Fenerbahçe) und von Çarşı (Beşiktaş). Der Slogan ist entlehnt an einen historischen Slogan der türkischen Linken „Schulter an Schulter gegen Faschismus“. Die Klubs selbst starten die Kampagne #TeröreKarşıBirlikteyiz auf Deutsch: #WirSindZusammenGegenTerror. Der selbe Slogan soll auch auf den Aufwärm-Shirts am Wochenende prangen.


Ab Anfang nächster Woche soll es dann die Shirts auch in den offiziellen Fanstores der Klubs geben. Der Erlös aus dem Verkauf geht an die TSK Mehmetcik Stiftung, eine Stiftung, die sich seit den 80er den Angehörigen von gefallenen Militärs widmet. In der Türkei gilt die allgemeine Wehrpflicht und so stehen im Dienst des türkischen Militärs nicht nur Soldaten mit türkischen Background. Zudem sind unter den Opfern der jüngsten Attentate, auch Militärs mit kurdischen Background. Und trotz der türkischen nationalistischen Welle, denen Teile der türkischstämmigen Bevölkerung zur Zeit erliegen, werden die Aktionen der PKK nur von einem Teil der kurdischen Türken getragen. So stehen die kurdischstämmigen Türken in dem Dilemma sich einerseits von der PKK distanzieren zu müssen, andererseits im Zielfeuer von religiösen und nationalistischen Gruppen zu stehen. Die Kampagne der Klubs gegen Terror kann zwar in der aufgeheizten Situation im Lande nur einen symbolischen Charakter haben, doch die verbinde Kraft des Fußballs ist nicht zu unterschätzen. Denn in den Klubs und bei den Fans spielt die ethnische Herkunft nur eine untergeordnete Rolle. Obwohl zu dem Hashtag #TeröreKarşıBirlikteyiz der selbe Slogan propagiert von den Klubs auf Kurdisch wohl eine noch größere Symbolkraft haben würde.