Mittwoch, 23. September 2015

Barcelona Präsi: „Wir sind mit der Türkei eng verbunden“



Für Aufmerksamkeit sorgte Barcelonas Klubchef Josep Maria Bartomeu mit dem Statement zum Verhältnis zwischen dem Klub FC Barcelona und der Türkei. Mit „Wir sind mit der Türkei eng verbunden“, beschrieb er offen den aktuellen Beziehungsstaus.

FC Barcelona, Klublogo


Hintergrund der Bindungserklärung ist der Start der Partnerschaft Barças mit der türkischen Reifenmarke „Lassa“. Der Reifenhersteller Brisa wird für die nächsten 4 Jahre den Verein mit den Reifen der „Lassa“-Marke fahren lassen. Dafür tragen die Teams der Sparten Basketball, Handball, Futsal und Rollschuh Hockey im offiziellen Namen den Zusatz Lassa: FC Barcelona Lassa.

Für den Sponsorvertrag bei dessen Präsentation u.a. auch die Fußballstars Lionel Messi, Neymar, Luis Suarez, Andres Iniesta, Juan Carlos Navarro und Ante Tomiç anwesend waren, zahlt Brisa an den Klub 21.6 Millionen Euro. Im Rahmen dessen Sponsoring werden die Stars auch in die internationalen Werbekampagnen der Marke integriert.

Zu Lande und in der Luft: Made in Turkey

Schon seit 2009 ist die ebenfalls in der Türkei beheimatete Fluggesellschaft Turkisch Airlines Sponsor der Katalanen und offizieller Flugpartner. So verlässt sich Barca in Zukunft zu Lande und in der Luft auf Marken aus der Türkei. Mit der Verpflichtung des türkischen Auswahlspielers Arda Turan, der zwar noch nicht spielberichtigt ist, wird das türkische Trio dann in Zukunft auch auf dem Rasen komplettiert. Ein Glücksgriff für den neuen Sponsor Lassa. Denn Brisa Vorstandsmitglied Hakan Bayman gab gegenüber der Presse an, dass man bei Abschluss der Sponsorvertrages noch nichts über einen Wechsel des populären Stürmers wusste. Man sei nun positiv überrascht.

Wahlen bereiten Sorgen

Klar ist die weltweite Popularität des Klubs der Hauptgrund für ein Engagement bei Barcelona. Gut Eine Milliarde Menschen sollen sich über die Marke „ FC Barcelona“ erreichen lassen. Auch in der Türkei, steht der Klub, unter den Vereinen die nicht aus der Türkei kommen, ganz weit oben. Und das trotz der durchaus problematischen ethnopolitischen Stellung des Klubs. Denn mit Blick aus der Türkei, lässt sich ein Verein, aus dem es immer wieder offene Stimmen für die Separation von Spanien gibt, innenpolitisch nur sehr schwer vermitteln. Die Frage: „Können türkische Firmen Sponsoren eines Klubs mit separatistischen Sympathisanten sein?“, steht im Raum.

So wird der Ausgang der Wahlen in Katalonien nächste Woche, auch von den türkischen Sponsoren aufgeregt verfolgt werden. Dabei steht nicht nur der wo mögliche Ausschluss des FC Barcelonas vom spanischen Fußballverband im Zuge eines Erfolg der Separatisten, im Blickfeld. Bei einem Erfolg der Separatisten könnte sich ein weiteres Engagement bei Barça neben wirtschaftlichen Druck, auch innenpolitischem Gegenwind ausgesetzt sehen. So bleibt abzuwarten, inwieweit Bartomeus Angabe über den aktuellen Beziehungsstatus zu der Türkei, auch die ersten Beziehungskrisen übersteht.

Dienstag, 22. September 2015

pass/t – Festival am 29. September



Der Verein Gesellschaftsspiele und das Fanprojekt Berlin laden am 29. September von 12:00 Uhr bis 01:00 ins Haus der Fankulturen. Das erste #passt-Festival bietet fanpolitische Debatten und Vorträge über die aktuelle Situation im türkischen Fußball, Kampf gegen Homophobobie und Fußball für Flüchtlinge. Zum Thema Türkei berichtet unser Autor Hacky Aumeier als Experte, geleitet wird das Türkei-Podium von Robert Claus.



Drei attraktiv besetzte Podiumsdiskussionen bieten die Möglichkeit, sich über
relevante Fan-Themen zu informieren und auszutauschen. Im Fokus stehen insbesondere die aktuelle Situation im türkischen Fußball, der Kampf gegen Homophobie und die Herausforderung Fußball für Geflüchtete zu ermöglichen.

Neben spannenden Themen, kühlem Bier und sonstigen Leckereien darf auch gefeiert
werden. Direkt nebenan im VIP-Bereich des Jahn-Sportpark, wo einst Erich Mielke
seine Schmalzstullen vertilgte, kann zu Live-Musik getanzt werden. Wer dann noch
immer Luft hat, feiert im Haus der Fankulturen weiter.


Wie sieht die konkrete Solidarität für Geflüchtete aus?

Die Einnahmen aus diesem Tag gehen zu gleichen Teilen an Champions ohne Grenzen und Welcome United 03.

- Alle Personen auf den Podien spenden ihre Aufwandsentschädigungen.
- Künstler und DJ verzichten teilweise oder vollständig auf ihre Gagen und
spenden diese.
- 50 Cent von jedem verkauftem Getränk fließen in die Spendenkasse.
- Die Hälfte der Einnahmen aus dem Verkauf des Buches „Zurück am Tatort
Stadion“ gehen in die Spendenbox.
- Medienpartner, Transparent – Magazin für Fankultur, stellt einen Teil
seiner Einnahmen an diesem Tag, ebenfalls zur Verfügung.
- Spendendosen werden während des gesamten Tages, gut sichtbar aufgestellt
sein.
- Darüber hinaus sammeln wir gut erhaltene Fußballschuhe, die für
Kunstrasenplätze geeignet sind. Diese kommen Champions ohne
Grenzen zugute.

„Beim Festival ist jeder gern gesehen. Nazis und „besorgte Bürger“ sind dagegen
vollkommen fehl am Platz“, mahnen die Veranstalter.

Programm

12.00 – 13.45 Filmvorführung Istanbul United

Die Ultras der drei wichtigsten Fußballclubs in Istanbul (Galatasaray, Fenerbahçe und
Beşiktaş) sind weltweit bekannt für die bedingungslose Unterstützung ihrer Teams.
Ihre gegenseitige Rivalität endet häufig in extrem gewalttätigen Auseinandersetzungen mit zahlreichen Verletzungen und sogar Todesfällen.
Doch im Sommer 2013 geschieht etwas Außergewöhnliches: Während der Proteste
und Zusammenstöße gegen die türkische Regierung und Premierminister Erdogan im
Gezi-Park vereinen sich die konkurrierenden Fanclubs zum ersten Mal für eine
gemeinsame Sache. Menschen, die berüchtigt sind für ihren Hass, stehen nun Seite an
Seite und kämpfen unter dem Namen »Istanbul United« gegen das herrschende
System in der Türkei.“ (Filmverleih Port-Au-Prince)

14.00 – 15.00 Repressionen im türkischen Fußball - aktuelle
Entwicklungen vor den Neuwahlen

In der Türkei sind Fußball und Politik eng mit einander verwoben. Sicherheitsgesetze
und die elektronische Fan-Karte „Passolig“ schränken die Bürgerrechte von
Fußballanhängern massiv ein. Leere Stadien sind die Folge. Es regt sich jedoch auch
Widerstand: Fans verschiedener Vereine organisieren mittlerweile gemeinsam ihren
Protest und fordern offensiv ihre Rechte ein. Was hat der bisherige Protest erreicht?
Vor den Neuwahlen im November ist die politische Lage angespannt. Militärische
Konflikte, die Kurdenfrage und Erdogans Verhältnis zur Terrororganisation IS
bestimmen die Debatte. Wie spiegelt sich diese Situation in den Stadien wider? Auch
wenn mittlerweile ein Freispruch unausweichlich zu sein scheint: Noch immer stehen
35 Mitglieder der Besiktas-Fangruppe Çarşı wegen Putschversuchs vor Gericht.
Welchen Einfluss haben die politischen Entwicklungen auf das Verfahren?
Harald „Hacky“ Aumeier lebt und arbeitet seit über zehn Jahren in Istanbul und wird
einen Einblick in die derzeitige Lage der türkischen Fankultur geben. Ihm zur Seite
wird Alexander Bosch, Sprecher der Themenkoordinationsgruppe Polizei &
Menschenrechte bei Amnesty International, über staatliche Repressionen und
politische Prozesse in der Türkei informieren.

Referenten: Harald Aumeier (Medienarbeiter und Experte für türkische Fankultur)
und Alexander Bosch (Amnesty International, Polizei und Menschenrechte) und
Duygu Aloğlu (Polit-Aktivistin und Mitglied im Fanclub „Karakizil“ Ankara
Genclerbirligi)
Moderation: Robert Claus (Mitarbeiter der „Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport
bezogene Soziale Arbeit“ [KoFaS] an der Uni Hannover)

15.15 – 16.15 Fußballfans gegen Homophobie & der Fall des
Schiedsrichters Halil İbrahim Dinçdağ

Thomas Hitzlsperger hat mit seinem Outing eine tiefgreifende Debatte zu
Homosexualität in Fußball angestoßen. Was hat sich seitdem verändert? Ist das
Bekenntnis zur eigenen Sexualität unproblematischer geworden? Wie positionieren
und artikulieren sich Fangruppen? Ist die Problematik möglicherweise nur „aufgebauscht“, wie einige glauben machen wollen?
Welche extremen Formen Homophobie im Fußball annehmen kann, zeigt der Fall des
türkischen Schiedsrichters Halil İbrahim Dinçdağ. Sein Fall wird exemplarisch
dargestellt werden. Diskutieren werden wir mit Martin Endemann, einem profunden
Kenner der Fan-Landschaft.

Referent: Martin Endemann (Politologe und langjähriger Sprecher des Bündnisses
Aktiver Fußballfans BAFF. Aktiv für Football Supporters Europe und Fußballfans gegen
Homophobie. Zahlreiche Veröffentlichungen über Fußball und Diskriminierung)

16.30 – 17.30 Fußball für und mit Geflüchteten. Herausforderungen und
Möglichkeiten

In diesem Sommer ist das Schicksal von Geflüchteten und die Unterstützung durch die
Zivilgesellschaft in den Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit gelangt. Zahlreiche
Vereine und Initiativen arbeiten schon seit Jahren in diesem Bereich und verfügen
über unterschiedlichste Erfahrungen.
Welche Rolle können Fußballinitiativen und bei der Integration von Geflüchteten
spielen? Welche Fallstricke lauern? Aktivistinnen der beiden bekanntesten Initiativen
aus Berlin und Brandenburg informieren über ihre Erfahrungen.
In Babelsberg wurde erstmals eine Mannschaft „Welcome United 03“, die
ausschließlich aus Flüchtlingen besteht, in Vereinsstrukturen eingebunden. Dafür
erhielt der Verein viel öffentliches Lob. Wie wird es aber weitergehen, wenn der
mediale Beifall verstummt ist und der Ligaalltag nicht nur Solidarität mit sich bringt,
sondern auch herausfordernde Situationen?
Eine zweite Initiative aus Berlin, „Champions ohne Grenzen“, bemüht sich ebenfalls
um die soziale Integration von Geflüchteten und versucht Asylsuchenden in
Flüchtlingsunterkünften neue Perspektiven zu vermitteln. Wie das in der Praxis
aussieht und an welche Widerstände solche Initiativen geraten, wird Carolin Gaffron
berichten. Darüber hinaus soll diskutiert werden, wie eine Selbstorganisation der
Geflüchteten aussehen kann.

Referentinnen: Manja Thieme (Flüchtlingshilfe Potsdam & Teamleitung Welcome
United 03 Babelsberg) und Carolin Gaffron (Vorsitzende Champions ohne Grenzen)
Moderation: Jörg Depta (kopfstoss.fm)


17.30 – 17.40 Unter dem Pflaster liegt der Strand - und
Gesellschaftsspiele: About us!

Was genau macht der Verein Gesellschaftsspiele eigentlich? Wo wollen wir hin? Was
bedeutet tackling hard for fair play? Hat die Mitgliedschaft irgendwelche
schwerwiegenden Nebenwirkungen?

17.40 – 19.30 Kickerturnier, Verpflegungs- und Informationsstände
19.00 – 19.45 Live-Musik* mit einem Überraschungsgast
20.00 – 21.00 Live-Musik* mit Refpolk & Daisy Chain (HipHop aus
Berlin und Athen)
21.00 – 01.00 Drinks und Musike mit DJ Sol Tight (The Fresh Prince
Club @ Prince Charles)

*Die Live-Auftritte finden im VIP-Bereich des Jahn-Sport-Parks statt. 100m Fußweg
vom Haus der Fankulturen entfernt.

Das pass/t Festival ist eine Veranstaltung des Fanprojektes Berlin und von dem Verein
Gesellschaftsspiele - tackling hard for fair play.
www.gesellschaftsspiele.berlin / twitter: SpieleGesellen / facebook: gesellschaftsspieleberlin

pass/t – Festival
26. September von 12:00 Uhr – 01:00 Uhr im Haus der Fankulturen
Cantianstraße 25
10437 Berlin
U2 Eberswalder Straße
#passt

Sonntag, 20. September 2015

Torpremiere für Kerem Behnke



Der Stürmer der TSG Neustrelitz hat am 8. Spieltag der Regionalliga Nordost sein erstes Saisontor erzielt. Beim Auswärtsspiel bei Tabellenführer Zwickau markierte Behnke das zwischenzeitliche 1:1 (63.). Nachdem Brinkmann nur zwei Minuten später zur 1:2 Führung traf, roch es kurzzeitig nach einer kleinen Sensation. Doch der FSV aus Zwickau konnte die Partie mit einem Doppelschlag in der 74. und 77. Minute noch drehen.

Trotz der Niederlage können Neustrelitz und Behnke mit der gezeigten Leistung zufrieden sein.  Zwar wartet die TSG weiter auf den ersten Auswärtsdreier, aber in Zwickau haben die Residenzstädter gezeigt, dass sie beim Topteam der Liga mithalten können. Auch für Behnke kommt der Treffer gelegen. Sein Saisonstart war bisher nicht vollends zufriedenstellend. Oft kam Behnke nur von der Bank und eine torlose Zeit ist für Stürmer nie angenehm. Doch gegen Zwickau erhielt er das Vertrauen von Beginn an und bedankte sich mit seinem ersten Saisontreffer. Nun will Behnke nächste Woche beim Heimspiel gegen Germania Halberstadt nachlegen.

Dabei helfen dem jungen Berliner auch die Erfahrungen die er bei der U21-Nationalmannschaft von Aserbaidschan sammelt. Nach seinem Länderspiel Debüt gegen die Färöer Inseln im Juni, wurde Behnke auch für die Qualifikationsspiele gegen Österreich und Deutschland nominiert. Gegen Österreich kam er dabei für 64. Minuten zum Einsatz. VAHAs Sportlicher Leiter Ayhan Erusta ist glücklich über die Nationalmannschaftskarriere seines Schützlings, "die Erfahrungen durch internationale Spiele helfen Kerem enorm bei seiner weiteren Entwicklung. Es ist immer schön für einen jungen Spieler für die Nationalmannschaft aufzulaufen." 

Das nächste Länderspiel für die U21 von Aserbaidschan steigt  am 9. Oktober 2015 in Österreich. 

Freitag, 18. September 2015

Transparent Magazin No 14 ist draußen



Schon während ihrer gemeinsamen Vorstandstätigkeit für Türkiyemspor Berlin texteten Robert Claus und unser Blogger Hacky Aumeier gerne zusammen. Ihr neuester Text ist ein Beitrag zum Titelthema des gerade erschienenen Transparent Magazins No 14. Thema hierbei Hintergründe und Erklärungsversuche rund um den Prozess gegen die Fangruppe Çarşı in Istanbul.
Ergänzend zu dem Text „Çarşı gegen Alles“ findet sich ein Interview mit den Filmemachern von „Geisterspiel“. Hier wird der Zuschauerschwund mit Einführung des elektronischen Ticketsystems Passolig in der Türkei behandelt.
 
Weitere Themen: 
FANS UNTERKLASSIGER VEREINE
Sie bezeichnen sich als „Eventflüchtlinge“ und kritisieren Fans höherklassiger Vereine. Andere gehen schon lange zu einem Verein, der einst Glanz hatte und inzwischen Auswärtsspiele maximal 30 Kilometer von der eigenen Sportanlage entfernt austrägt. Sind aktive Fans unterklassiger Vereine die wahren Kämpfer „gegen den modernen Fußball“?
FUSSBALL-DEUTSCHLAND, DEINE WÖRTER
Wenn über etwas so viel geschrieben bzw. gesprochen wird, wie über Fußball, ist es klar, dass nebenbei eigene und bisweilen eigenartige Sprachformen entstehen. Manchmal „nur ganz leicht retuschiert“ (Olaf Thon), manchmal „von den Medien hochsterilisiert“ (Bruno Labbadia) setzen sich dabei Begriffe fest, die nur im Fußball Sinn ergeben. Wenn überhaupt. Häufig zeigt sich auch erst „wenn der Schnee schmilzt, (…) wo die Kacke liegt“ (Rudi Assauer).
JOBBÖRSE FUSSBALL?
Aktive Fußballfans leben für ihren Verein – und manchmal leben sie auch davon. Der Traumjob muss als Fußballfan nicht immer ganz woanders sein. Manchmal lassen sich auch Leidenschaft und Beruf super miteinander kombinieren; ob als Journalist, Sozialarbeiter, Wissenschaftler oder Musiker.
Plus: Interview mit dem Grünen-Abgeordneten und Fanaktivisten Wilko Zicht
WAS TUN GEGEN ANTISEMITISMUS
Was haben Ajax und Tottenham gemeinsam und wie kann man mit antisemitischen Anfeindungen umgehen? Darüber haben im Juni Akteure aus Deutschland, England, Polen und den Niederlanden bei einer internationalen Konferenz gegen Antisemitismus im Profifußball diskutiert.
FRAUEN-WM IN KANADA
Fußball ist in diesem Land nur eine Randerscheinung, trotzdem gibt es hier und dort Menschen, die sich die für die Titelkämpfe mehr oder weniger stark interessieren und zumindest einige Spiele verfolgen. Unsere Autorin Kerstin Börß hat sich während des Turniers einmal im Land umgesehen.
DREISAMSTADION FREIBURG
Aktuelle Fotostrecke.
UNTERWEGS IN
Dieses Mal mit großem Glanz: Eindrücke vom Champions-League-Finale der Männer, Champions-League-Finale der Frauen und vom Europa-League-Finale der Männer.

Die aktuelle Ausgabe ist ist für 4,50 Euro im gutsortierten Buchhandel erhältlich, oder im Shop beim transparent Magazin online zu bestellen.

Twitter:  @Transparent_Mag

Freitag, 11. September 2015

Spitzenklubs vereint gegen Terror



Die türkische Gesellschaft wird seit nunmehr gut zwei Monaten von schweren Auseinandersetzungen zwischen Kräften der militanten PKK, ihren nahestehenden Gruppen und den staatlichen Organen erschüttert. Im Rahmen dieses Konfliktes kam es nun schon zu mehreren tausenden von Toten. Auch der Fußballsport kann sich diesem Konflikt nicht entziehen und reagiert(siehe: Slogans der 90er Jahre sind zurück).

Am 4. Spieltag der türkischen Süperlig wollen nun die zutiefst verfeindeten Istanbuler Klubs ein Zeichen setzen. Gemeinsam wurde eine Erklärung verfasst und T-Shirts entworfen, die die Topklubs beim Aufwärmen am Wochenende in den Stadien tragen werden. Auch die Fans der drei großen Klubs kamen zusammen und wendeten sich mit einer gemeinsamen Message in den sozialen Medien an die Öffentlichkeit. „Schulter an Schulter gegen Terror“ heisst es in der Erklärung der Fans von Ultraaslan (Galatasaray), Genç Fenerbahçeliler (Fenerbahçe) und von Çarşı (Beşiktaş). Der Slogan ist entlehnt an einen historischen Slogan der türkischen Linken „Schulter an Schulter gegen Faschismus“. Die Klubs selbst starten die Kampagne #TeröreKarşıBirlikteyiz auf Deutsch: #WirSindZusammenGegenTerror. Der selbe Slogan soll auch auf den Aufwärm-Shirts am Wochenende prangen.


Ab Anfang nächster Woche soll es dann die Shirts auch in den offiziellen Fanstores der Klubs geben. Der Erlös aus dem Verkauf geht an die TSK Mehmetcik Stiftung, eine Stiftung, die sich seit den 80er den Angehörigen von gefallenen Militärs widmet. In der Türkei gilt die allgemeine Wehrpflicht und so stehen im Dienst des türkischen Militärs nicht nur Soldaten mit türkischen Background. Zudem sind unter den Opfern der jüngsten Attentate, auch Militärs mit kurdischen Background. Und trotz der türkischen nationalistischen Welle, denen Teile der türkischstämmigen Bevölkerung zur Zeit erliegen, werden die Aktionen der PKK nur von einem Teil der kurdischen Türken getragen. So stehen die kurdischstämmigen Türken in dem Dilemma sich einerseits von der PKK distanzieren zu müssen, andererseits im Zielfeuer von religiösen und nationalistischen Gruppen zu stehen. Die Kampagne der Klubs gegen Terror kann zwar in der aufgeheizten Situation im Lande nur einen symbolischen Charakter haben, doch die verbinde Kraft des Fußballs ist nicht zu unterschätzen. Denn in den Klubs und bei den Fans spielt die ethnische Herkunft nur eine untergeordnete Rolle. Obwohl zu dem Hashtag #TeröreKarşıBirlikteyiz der selbe Slogan propagiert von den Klubs auf Kurdisch wohl eine noch größere Symbolkraft haben würde.

Sonntag, 6. September 2015

#Deflategate – Die platten Eier des Tom Brady



Am vergangenen Donnerstag kam die Nachricht über den juristischen Paukenschlag, den das südliche Bezirksgericht in New York City verkündet hatte: Tom Brady, Quarterback des aktuellen NFL-Champions New England Patriots und lebende Football-Legende, darf wider Erwarten in den ersten Spielen der neuen Saison auf dem Platz stehen, nachdem ihn die Liga im Mai im Rahmen des „Deflategate“ für die ersten vier Saisonspiele gesperrt hatte.

Aber was war da überhaupt passiert?

Eine verräterische Interception


Im AFC Championship Game, dem letzten Spiel vor dem großen Superbowl Finale, fegten die New England Patriots mit Tom Brady die Indianapolis Colts mit sage und schreibe 45 zu 7 vom Feld. Im weiteren Verlauf sollten die Patriots im Finale die Seattle Seahawks knapp aber verdient schlagen und Tom Brady sich seinen vierten Super Bowl Ring und den dritten Final-MVP-Titel ergattern. Was normalerweise zu überschwänglichen Lobhudeleien für den sympathischen Quarterback geführt hätte, lief in diesem Jahr anders: Nicht wenige Fans und Medien meinten, die Patriots hätten niemals im Finale stehen dürfen.

Zurück zum Spiel gegen die Colts: Kurioserweise beginnt der Skandal mit einem seltenen Fehlwurf von Tom Brady.  In der ersten Hälfte fängt Colts Linebacker D'Qwell Jackson einen Ball beim gegnerischen Spielzug ab. Nach der Interception gibt er den Ball als Souvenir an einen Zeugwart der Colts. Später darauf angesprochen sagt dieser, dass er ihm gleich im ersten Moment deutlich schwächer aufgepumpt erschien, als dies üblich und notwendig ist. Obwohl die Statuten dies verbieten, prüft der Zeugwart den Druck auf dem Ball und siehe da: Der Ball lag tatsächlich deutlich unter den vorgeschriebenen 12.5 - 13.5 pounds per square inch (psi). Die daraufhin informierten Offiziellen der NFL prüften in der Halbzeit des Spiels (Stand 17 zu 7 für die Patriots) die restlichen 12 Bälle. Elf von zwölf waren unter der vorgeschriebenen Menge an Druck aufgepumpt. Was danach geschah, ist bis heute nicht aufgeklärt: Angeblich wurden im weiteren Verlauf des Spiels die Ausweichbälle der Patriots genutzt (zur Info: das Heimteam stellt bei jedem Spiel die Bälle). Wie hoch der Druck hier war, kann niemand sicher sagen. Unabhängig davon gelang den Colts in der zweiten Hälfte kein einziger Punkt mehr, wohingegen Brady und seine Patriots noch viermal das Ei in die Endzone brachten und souverän ins Finale einzogen.

Platte Bälle – Vorteil für gute Werfer


Ok, aber was sollen die platten Bälle nun gebracht haben?
Footballs mit weniger Druck verhalten sich anders: Sie lassen sich wesentlich besser greifen, dadurch besser werfen und auch deutlich besser fangen.

Ok, aber haben dadurch nicht beide Teams den gleichen Vorteil?
Jein, mit Betonung auf dem Nein. Zum einen bringt ein platter Football vor allem guten Werfern einen Vorteil. Und ohne Colts Quarterback Andrew Luck zu nahe treten zu wollen – Tom Brady ist der König der Werfer. Und ein Tom Brady mit einem für ihn optimalen Ball ist kaum zu stoppen. Was jedoch wesentlich schwerer wiegt, als der platte Ball an sich, ist die Tatsache, dass Tom Brady mit hoher Wahrscheinlichkeit davon wusste. Football ist Taktik durch und durch. Hunderte Spielzüge werden eingeübt und am Gegner orientiert im Spiel angewandt. Weiß man nun, dass der Ball gut fliegt und mein Quarterback ihn sicher zum Mann bringt, kann man sich getrost auf seine Pass-Spielzüge verlassen. Weiß man es aber nicht, probiert man es vermehrt auch mit Rush-Spielzügen und vergeudet so viel Potenzial.

Man stelle sich z.B. vor, in einem Fußballspiel wird ein Ball eingesetzt, der optimal für Fernschüsse ist. Dazukommend hast du den besten Fernschützen überhaupt im Team und deine Mannschaft ist die einzige, die von dem Ball weiß. Während es das andere Team immer wieder mit Spielzügen zur Grundlinie versuchst, ballerst du ihnen einfach die Dinger vom 16er aus rein.

NFL bestraft - Ordentliches Gericht hebt auf


Die NFL hat den Wettbewerbsvorteil für die Patriots erkannt und entsprechend sanktioniert: 1 Mio Dollar Strafe und – was wesentlich schwerer wirkt – der Verlust des Erstrunden-Picks 2016 und des Viertrunden-Picks 2017. Brady selbst tat die Ermittlungen noch lange als „schwachsinnig“ ab. „Man sei doch nicht ISIS“. Als er dann aber im Verlauf der Ermittlungen sein Handy zerstörte, damit die Ermittler nicht auf seine SMS zugreifen können, war auch er fällig: Vier Spiele Sperre ohne Gehalt in dieser Zeit. Begründet wurde dies vor allem mit seinem fehlenden Willen zu Kooperation.

Was dann folgte, war abzusehen: Einspruch und der Gang zu einem ordentlichen Gericht. Dieses entschied nun zu Bradys Gunsten – Es konnte ihm nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, von den platten Eiern gewusst zu haben. Ein funktionstüchtiges Handy hätte hier vielleicht mehr zu Tage bringen können...


Die NFL hat ihrerseits bereits erneuten Einspruch angekündigt. Es bleibt also spannend im Deflategate.