Sonntag, 24. Mai 2015

Sportrecht im Wandel

Das Jahr 2015 ging sportrechtlich gesehen mit einem Ausrufezeichen los. Das OLG München hat am 15. Januar in seinem Teil-Urteil die Berufung von Claudia Pechstein gegen das Urteil des LG München I vom 26. Februar 2014 teilweise für zulässig erklärt. Das OLG ist der Auffassung, dass deutsche Gerichte nicht an den Schiedsspruch des Internationalen Sportgerichtshofes (CAS) gebunden sind und ermöglicht Sportlern somit den Weg Schadensersatzklagen gegen Sportverbände vor ordentlichen Zivilgerichten zu erheben. Bisher konnten Sportler ihre Ansprüche nur in der Sportgerichtsbarkeit geltend machen.

Rechtskräftig ist das Urteil jedoch noch nicht. Das OLG bestätigte zwar die Ansicht des Landgerichts hinsichtlich der gegebenen internationalen Zuständigkeit, hielt es jedoch auf Grund von prozessökonomischen Gründen für angebracht über die Zulässigkeit gesondert zu entscheiden (vgl. § 280 ZPO). Da die Beklagte - der Eislauf-Weltverband (ISU) - Revision gegen die Entscheidung eingelegt hat, muss nun zunächst der Bundesgerichtshof (BGH) die Frage klären, ob deutsche Gerichte zuständig sind oder nicht. Sollte der BGH die Ansicht der Vorinstanzen bestätigen, würde dies zu einem gewaltigen Wandel im Sportrecht führen, denn vor ordentlichen Gerichten müssen die Verbänden den Sportlern Doping nachweisen, während bisher die Sportler ihre Unschuld beweisen mussten.

Nicht weniger Revolutionär ist die Entscheidung im Fall Heinz Müller. Müller ehemaliger Torwart von Mainz 05 hatte gegen die Befristung seines Vertrages geklagt und vom Arbeitsgericht Mainz Recht bekommen. Sollte das Urteil von der zweiten Instanz dem Landgericht Rheinland-Pfalz bestätigt werden, würde die Bundesliga zu einer Umstrukturierung gezwungen sein. Kaum ein Club könnte es sich leisten, alle Spieler mit Rentenverträgen auszustatten. Die Vorstellungen gehen von Tarifverträgen für Profifußballer bis hin zu der Idee, die Spieler zu Freelancern zu machen.  

Man darf in beiden Verfahren gespannt auf die kommenden Urteil warten, dann ist klar, ob sich das Sportrecht 20 Jahre nach Bosman tatsächlich erneut tiefgreifend wandeln wird.  



Autor Vincent Aydin ist Mitglied von MEA Rechtsanwälte in Kooperation. www.mea-ra.de


Montag, 18. Mai 2015

Nach Özil & Co.: Die neuen deutschen Trainer kommen

Die Bundesrepublik Deutschland ist faktisch ein Einwanderungsland, auch wenn die Politik dies nicht offiziell benennt. Die Migration seit den 60er Jahren hat das Land nachhaltig verändert. Diese Veränderungen sind in fast allen Bereichen der Gesellschaft festzustellen. Natürlich, auch im Fußball.

Im Fußball lassen sich exemplarisch Entwicklungen der Gesellschaft herauszeichnen. Während die ersten Migranten schon früh ihrem Hobby auch in Deutschland nachgingen, fanden die ersten Spieler mit türkischen, jugoslawischen, griechischen oder italienischen Background ihren Weg in die deutsche Fußballgesellschaft erst spät. Zumeist bei Amateurvereinen fanden sie ein spielerisches zu Hause. Bis der erste Spieler mit türkischen Background seinen Weg in die Bundesliga fand verging jedoch einige Zeit. Für Deutsch-Türken leitete der Stürmer İlyaz Tüfekci eine Zeitenwende ein. Mit seiner Karriere beim VfB Stuttgart und Schalke 04 war er Trendsetter. Nach vielen Jahren, auch harter Kritik an der Art des Fußballgeschäftes, ist heute das deutsche Auswahlteam ohne Migranten nicht mehr denkbar. Das die Migration auch immer Auswirkungen auf die Herkunftsländer hat, lässt sich ebenso hier aufzeigen. So werden in die türkische Auswahl von Trainer Fatih Terim seit Jahren aufgrund des hohen Ausbildungsgrades in Deutschland bzw. Europa regelmäßig Spieler ins Team berufen, die die Türkei zuvor meist nur aus dem Urlaub kannten. Doch nicht nur in der Auswahl sind die Spieler aus Europa wichtige Stützen.

32% Euro-Türken

In der ersten und zweiten Liga der Türkei kommt kaum ein Team ohne Spieler aus Europa aus. Mahmut Uluç recherchierte für das offizielle Fußballmagazin der türkischen Fußballverbandes „Tam Saha“ die Anzahl der türkischen Spieler mit Ausbildung in Europa in der Saison 2012-2013. Demnach waren allein in der ersten türkischen Süperlig 94 Spieler mit einer Ausbildung in Europa aktiv. Unter allen Spielern mit türkischen Wurzeln in der Süperlig machten die Euro-Türken damit einen Anteil von 32% aus. Somit kam jeder Dritte türkische Spieler aus europäischen Fußballligen. Auch in der aktuellen Saison stellen die Euro-Türken einen hohen Anteil von Spielern in den türkischen Profiligen. So wird der Istanbuler Top-Klub Beşiktaş u.a. von dem TV-Sportmoderator Rasim Ozan Küthayalı in der Sportsendung „Beyaz Spor“ aufgrund der vielen Spieler mit europäischen Background, dann auch als Türkiyemspor Beşiktaş tituliert. In ironischer Anlehnung an den legendären Hauptstadt Klub Türkiyemspor Berlin, in dessen Team naturgemäß die Euro-Türken den höchsten Anteil an Spielern stellen. Das dies auch ein Problem aufzeigt, nämlich die anscheinend mangelhafte Nachwuchsarbeit, hat nun auch der Verband in der Türkei erkannt. Denn wenn die 4,5 Millionen Euro-Türken einen Anteil von 32% in der Liga ausmachen, stimmt etwas nicht. Besonders im Vergleich zu den 75 Millionen Einwohnern in der Türkei, sind diese Zahlen ein Alarmsignal für die Nachwuchsarbeit in der Türkei. Im Zuge einer Regeländerung für die Saison 2015-2016 will der Verband nun Jugendspieler aus der Türkei besonders fördern. Ob dies mit dem angekündigten Programm einer Freistellung des Kontingents von ausländischen Spielern und einer gleichzeitigen Einführung eines Kontingents für Euro-Türken gelingen wird bleibt abzuwarten.

Ein langer Weg

Migranten in der Bundesrepublik brauchten einen langen Atem um den heutigen Status Quo zu erlangen. Denn die Protagonisten der Vereine und Verbände des Fußballgesellschäfts gelten nicht als gesellschaftlich progressiv oder als Vorreiter. So bedurfte es trotz der allgegenwärtigen Fußballbegeisterung bei jungen Migranten einiger Umwege um zu der Stellung zu gelangen die heute im Fußball eingenommen wird. Ressentiments und kulturelle Mißverständnisse behinderten eine rasche Aufnahme der neuen Spieler. Eine der Reaktionen darauf war die Gründung von eigenen Vereinen. Und noch heute klingen die Begegnungen in den Amateurligen wie ein ständig stattfindender Europa-Pokal, wenn Teams wie FC Espanol und Lupo-Martini aufeinandertreffen. Klubs wie Türkiyemspor Berlin, Münih Türkgüçü, Köln Yurdumspor oder auch SD Croatia klopften sogar schon an die Türen des Profisports.

Der sportliche Erfolg dieser Teams in den achtziger und neunziger Jahren sorgte auch für ein Umdenken in eingesessenen Vereinen und Verbänden. Nun vollzog sich eine Öffnung und in den Jugendteams fanden sich immer mehr Spieler mit Migrations-Background. Noch heute reicht ein Besuch am Wochenende auf einem der zahlreichen Sportplätze im Westen der Republik aus, um die Ergebnisse dieser Öffnung zu bestaunen. Besonders in den unteren Jahrgängen haben weit über 50% der Spieler einen Migrationshintergrund. Doch nach oben nimmt der Anteil dieser Spieler wieder ab. Hinter vorgehaltener Hand wird über Quoten nach Herkunft in den Nachwuchsteams renommierter Vereine berichtet. Augenfällig ist zumindestens das die Zahl der Fußballdeutschen von U9 Teams bis hin zu den U19 Teams konsequent abnimmt. Dies lässt sich wohl nicht nur auf soziologische Gesichtspunkte zurückführen.

Auf dem Platz ist nicht neben dem Platz

Nun mit der dritten Generation von Spieler mit Migrations-Background in der BRD lässt sich feststellen, dass die Veränderung der Spielerherkunft nicht am Fußballplatz halt macht. Nachdem die sogenannten Migrantenvereine, sich den Verbänden anschlossen, begann hier der Marsch durch die Institutionen. Heute nehmen Migranten in vielen Verbänden Funktionen ein, doch im Verhältnis zur Spielerschaft immer noch sehr wenige. In Berlin z.B. sitzt mit Mehmet Matur nur eine Person mit Migrations-Background im Präsidium. Dabei ist Mehmet Matur dann auch noch klassisch zuständig für sogenannte Integrationsaufgaben. Seit 2006 hat auch der DFB mit Gül Keskiner eine Integrationsbeauftragte mit türkischen Background. Der 42-küpfige DFB-Vorstand besteht jedoch ausschließlich aus Bio-Deutschen. Keskiner hat zu mindestens im Vorstand eine beratende Stimme. Funktionäre außerhalb der klassischen Migrantenvereine mit Migrationsbackground sind ebenfalls schwer zu finden. An den Vereinsleitungen scheinen 60 Jahre Migrationsgeschichte komplett vorbei gegangen zu sein.

Eine weitere Parallele dazu lässt sich im Trainerwesen beobachten. Während in den unzähligen Jugendteams der Republik schon längst zum Alltag gehört das Trainer nicht Micha oder Frank heißen müssen, sind Trainer mit Migrations-Background im Profibereich auffällig selten. Gesetzt wird noch immer eher auf erfolgreiche Trainer aus dem Ausland, die für viel Geld transferiert werden. Wie in den siebziger Jahren als internationale Fußballstars, die als Fußball-Migranten auf internationaler Transferbasis bei den großen Klubs die Töppen schnürten das Bild bestimmten und das Potenzial vor der Haustür übersehen wurde. In den beiden Bundesligen waren bisher nur vier Trainer mit türkischen Background tätig: Özkan Arkoç, Mustafa Denizli, Tayfun Korkut und Taşkın Aksoy. Dabei fallen die beiden erst genannten sogar eher in die Kategorie der Transfer-Migranten. Mit Tayfun Korkut und Taşkın Aksoy haben sich erstmals ehemalige Spieler aus der Bundesrepublik mit türkischen Wurzeln als Trainer im Profigeschäft zu Wort gemeldet. Dabei liegen die Qualitäten auf der Hand. Analog zu den Fußballern mit Migrationshintergrund, haben auch diese ihre Ausbildung in Deutschland genossen. Sie sind somit top-ausgebildet, und haben zudem auch internationale Erfahrungen sammeln können. Aksoy zum Beispiel hat nicht nur als Spieler in der Bundesrepublik und in der Türkei gearbeitet, sondern auch für den DFB als Ausbilder in Südafrika und Azerbaidschan. Zwei oder Drei Sprachen gehören zur Standardausrüstung dieser Trainergeneration. Ein Plus welches nur wenige Jungtrainer mit sich bringen können. Zudem sind diese Fachkräfte sensibilisiert im Umgang mit Ausgrenzungssystemen und können, sowohl bei der Sichtung als auch im Trainingsalltag Spieler anders erreichen, als Trainerkollegen die diese Fähigkeiten nicht mitbringen.

Neuen Trainern gehört die Zukunft

Ein weiteres Potential der neuen deutschen Trainer liegt in der Identifikationskraft dieser Personen. Nicht zuletzt der Wandel der bundesdeutschen Auswahl hat gezeigt, welch gesellschaftliches Veränderungs- und Bindungspotential hier schlummert. Während sich in den achtziger und neunziger Jahren kaum ein Migrant in der Bundesrepublik für die DFB-Elf begeisterte, hat mit dem Wandel in der Zusammenstellung des Teams auch eine Änderung in der Wahrnehmung stattgefunden. Heute wird das DFB-Team längst auch in Köln-Kalk und Berlin Kreuzberg bejubelt. Vereine könnten davon noch mehr profitieren wenn sie nicht nur Spieler mit Migranten-Wurzeln berücksichtigen, sondern auch Trainern den Weg öffnen würden und somit weitere Sympathiepunkte in der Öffentlichkeit für den Klub erzielten.

Doch wird das Potential dieser neuen Trainer nicht nur in Deutschland noch nicht gebührend gewertschätzt. Auch in der Türkei wird weiterhin auf das althergebrachte vertraut. Und wenn ein Trainer aus dem Ausland verpflichtet werden sollen, dann sind es Trainer ohne türkischen Background. Dabei wäre nicht nur zur Integration der Euro-Türken und der klassischen Auslandstransfers in die Teams der Süperlig ein Tayfun Korkut oder Taşkın Aksoy ideal. Zudem könnte der türkische Fußball von dem Input, dem Bildungshintergrund und den Erfahrungen dieser Trainer profitieren. Trainer aus dem Ausland haben nicht nur mit kulturellen Schwierigkeiten und Sprachproblemen zu kämpfen, sondern sind auch immer auf Zeit auf Abruf in der Türkei, des Geldes wegen. Eine nachhaltige Entwicklung des türkischen Fußball steht nicht auf ihrer Agenda. Und das die neuen Trainer dieser Einstellung entegengesetzt über den Spielfeldrand hinaus denken, beweisst Taskin Aksoy in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Al-Jazeera vor einer Woche, in dem er den deutschen und türkischen Fußball einer klaren und kritischen Analyse unterzog.

Wer wird der Derwall 2.0?

Schon einmal wurde der türkische Fußball durch einen Trainerimport aus Deutschland revolutioniert. Ohne den Einfluss von Jupp Derwall wäre der moderne türkische Fußball kaum denkbar. Die Arbeit Jupp Derwalls, welcher von 1984 bis 1987 Galatasaray Istanbul trainierte, danach als Berater des türkischen Verbandes tätig war und mit seinem Wissen und Engagement das Trainingswesen in der Türkei revolutionierte hat bis heute seine Spuren hinterlassen. So ging z.B. auch der türkische Auswahl-Trainer Fatih Terim durch seine Schule. Der türkische Fußball hat mit seinem Erfolgshoch Anfang des Jahrhunderts eben mit den Schülern Derwalls seinen vorläufigen sportlichen Höhepunkt erlebt. Um an diese Höhepunkte anzuknüpfen bedarf es einschneidender Änderungen. Einen Input von außen. Und warum soll der nächste Derwall in der Türkei nicht Tayfun Korkut oder Taskin Aksoy heißen?

Denn eins ist sicher, die Taşkın Aksoys werden ihren Weg gehen. Nicht nur die Anzahl der neuen Trainer mit bi-kulturellen Wurzeln steigt, zudem werden auch noch von den jetzt aktiven Spielern den Altıntops, den Özils, den Khediras, einige nach dem Ende der aktiven Spielzeit, ihren Weg auf die Trainerbänke finden. Denn ein Fußballerleben besteht aus verschiedenen Phasen. Es bleibt nur die Frage wer ihr Potenzial zuerst entdeckt. Und mit den Taşkın Aksoys wird dann sowohl in Europa als auch in der Türkei ein neues Kapitel Fußballgeschichte geschrieben, denn mit dem Einzug dieser neuen Trainer wird sich nicht nur das Denken bei Vereinen und Verbänden internationalisieren, sondern auch das Personal. Der Schlüssel zu einer wirklichen die moderne Einwanderungsgesellschaft repräsentierenden Sportpolitik liegt in der Eingliederung von eben jenen in alle Entscheidungsprozesse des Sports.



Sonntag, 17. Mai 2015

Sport1 zeigt U19 Halbfinal-Rückspiele live im TV

Der Nachwuchs von Schalke 04 steht als erster Finalteilnehmer der U19-Meisterrunde fest. Den Königsblauen reichte nach einem 1:2 Auswärtserfolg beim KSC im Rückspiel ein 1:1 Unentschieden, um drei Jahre nach dem Erfolg von 2012 erneut ins Finale einzuziehen.

Der Finalgegner wird zwischen Hoffenheim und RB Leipzig am Montagabend ermittelt. Sport1 zeigt das Spiel live ab 20:00 Uhr im TV und als Stream.

Das Hinspiel haben die Hoffenheimer mit 2:3 in Leipzig gewonnen und so geht der Titelverteidiger als Favorit ins Rückspiel. Doch die U19-Bullen haben in dieser Saison schon für einige Überraschungen gesorgt. So hatte dem Aufsteiger zu Beginn der Saison auch keiner den Titel in der Nord/Nordost-Staffel zugetraut.

Gutes Beispiel für den Leipziger Erfindungsgeist ist Firat Sucsuz. Der gebürtige Berliner kam vor der Saison als offensiv Spieler von der Hertha aus Berlin. In Leipzig ist er in kürzester Zeit zu einem taktisch cleveren linken Außenverteidiger gereift. Sein gutes Verständnis für die Offensive macht sein Spiel zudem schwer ausrechenbar für den Gegner.


Wer Lust auf modernen, technisch versierten Fußball hat, sollte sich das Spiel morgen nicht entgehen lassen.


Montag, 11. Mai 2015

Firat Sucsuz zieht mit RB Leipzig in die Endrunde um die Deutsche U19 Meisterschaft ein



Am Samstag sicherten sich die Leipziger mit einem 1:3 Erfolg in Erfurt den Staffelsieg der A-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost. Der Titel ist gleichbedeutend mit dem Einzug in die Meisterrunde. Hier treffen die Leipziger im Halbfinale zunächst auf den Nachwuchs von 1899 Hoffenheim. Das zweite Halbfinale bestreiten der Karlsruher SC und Schalke 04.

Firat mit seinem stolzen Vater Erkan Sucsuz
 
Für Firat Sucsuz ist der Einzug in die Meisterrunde der Höhepunkt einer ohnehin grandiosen Saison. Nach seinem Wechsel im letzten Sommer von der Hertha zu RB ergatterte sich Firat gleich einen Stammplatz auf der linken Abwehrseite der Leipziger. 22 Spiele, 1 Tor und 3 Vorlagen zeigen, dass der Wechsel zu den Bullen genau die richtige Entscheidung war. Der nächste Karriereschritt folgt im Sommer mit dem Wechsel in den Herrenbereich.

 
Doch zunächst gilt Firats ganzer Fokus der Meisterrunde. Los geht es am Donnerstag (14.05.2015) mit dem Heimspiel gegen Hoffenheim. Am Montag folgt das Rückspiel bei den Kraichgauern. Das Finale steigt am 25. Mai 2015.

Dienstag, 5. Mai 2015

Periscope & Co. : Revolution für Live-Sport Berichterstattung

Alt und Jung, haben so ihre Probleme miteinander. Sei es im Alltag oder im virtuellen. Uber nervt die Taxi-Innung und airbnb bringt die Tourismusbranche durcheinander. So sind auch neue Medien immer eine Gefahr für alte Medien und ihre gewohnten Finanzierungskonzepte. Die aktuelle Förderungsmaßnahme der klassischen Medien mit 150 Millionen Euro in den nächsten 3 Jahren durch Google, ist aktueller Zeuge des Zeitenwandels und wurde mit einiger Genugtuung von den mit Förderung bedachten Medien aufgenommen.


Mit Periscope, Meerkat und Butterfly TV haben sich in den letzten Wochen einfache App´s zu Wort gemeldet, die eigentlich nicht anderes machen, als das Handy in einen portablen TV-Sender zu verwandeln. Die Streaming Apps tun dabei nichts anderes, als unzählige vorherige Anwendungen im Internet auch. Auf Homepages wie Ustream konnte schon lange hemmungslos gestreamt werden, direkt vom PC, dem Tablet oder eben auch vom Handy. Doch diese neuen APPs, die bestehende Möglichkeiten neu adaptieren und interpretieren haben nun das Zeug ganze Branchen auf den Kopf zu stellen.

Sport ohne Live-Bilder ist undenkbar. Live-Bilder machen Sport zu nachhaltigen Gruppenereignissen. Die Verfügbarkeit von PC und Kameras führt schon lange zu immer neuen Umsetzungen um auch Sportereignissen außerhalb des großen Business zu Bewegt-Bildern Live zu verhelfen. Live-Bilder sind Prestige. Erst letztes Wochenende erreichte der Internet-Livestream des Berlin-Liga Spiels zwischen Tennis Borussia und Tasmania Berlin knapp über 300 ZuschauerInnen. Ganz beachtlich für ein Sechstliga-Spiel, besonders da auch im Stadion selbst schon 1910 zahlende ZuschauerInnen mitfieberten. Doch die hier notwendigen, wenn auch nur rudimentären, Kenntnisse von Hardware und deren Konfiguration machten das Streaming zu einem Ereignis bestenfalls für Nachwuchs-Nerds. Mit Periscope & Co ist das Streaming dann so einfach, wie ein Post auf Facebook, ein Foto auf Instagram, oder der Tweet bei Twitter.

Neu ist die Plattform

Der Clou bei Periscope: Hier wird nun nicht nur durch das Konzept des Streamings per Handy gelockt, sondern durch automatische Verknüpfung mit dem existierenden Twitter-Account. So eingebettet sind die Streams in einer stets wachsenden Social-Community beheimatet und sorgen für UserInnen. Und davon wird auch wiederum Twitter profitieren, denn so steigt der Mehrwert der zu mindestens in Deutschland noch nicht vollends ausgeschöpften Userbeteiligung des sozialen Mikro-Nachrichtendienstes. Periscope mit über 1 Million UserInnen in nur ein paar Wochen und Twitter mit 302 Millionen Aktiven bieten aber schon jetzt eine weltweit enorme Reichweite.

Während nun in Deutschland Hobbyfilmer, Journalisten, oder auch Politiker sich vorsichtig dem neuen Services annähern und von Osterfeuern, Galerieeröffnungen und Diskussionsveranstaltungen streamen, sind in den Twitter-Hochburgen USA und der Türkei schon in den ersten Wochen von Periscope große Medienunternehmen aufgeschreckt. Sei es durch die Übertragung von TV-Serien oder Fußballspielen der türkischen Süperlig. In Deutschland angekommen ist die Diskussion um Periscope & Co. und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Rechteinhaber von Sportereignissen, dann spätestens am Wochenende, als Hunderte von Zuschauern des Boxkampfes zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao ganz einfach im heimischen Wohnzimmer auf „Broadcast“ drückten und die Pay-TV Bilder umsonst mit Periscope und Twitter im Netz teilten.

IT-Branche hat ein neues Opfer

Im Twitter-Mekka Türkei ist die Diskussion schon längst im Gange. Dort hat schließlich jeder Dritte Internet-User auch einen Twitter-Account, so viel wie in keinem anderen Land. Hier kündigte der Rechteinhaber der Süperlig „LigTV“schon im April Klagen gegen Twitter & Co. sowie UserInnen an, die die Liga-Spiele per Periscope anderen Usern zugänglich machten. Dabei ist der Schwarzmarkt in Sachen Sport im Internet schon gut aufgestellt. Mit ein bißchen Zeitaufwand ließ sich schon zuvor schnell ein Stream von fast jeder in irgendeinem TV-Sender der Welt übertragenen Sportveranstaltung finden. Dabei sind die Anbieter dieser illegalen Streams sehr professionell. Eigene Webseiten, Suchmaschinen, neu entwickelte Video-Player und Werbung zeugen von einem stabilen Markt in der illegalen Nische der Sportübertragungen. Periscope & Co. machen die Piraterie nun noch simpler. Einfach den TV-Bildschirm abfilmen und flugs lassen sich so z.B. bei hochkarätigen Sportereignissen schnell Hunderte von neuen FollowerInnen generieren.

Die Überwachung dieser Stream ist schon jetzt in der Anfangsphase der neuen Apps nicht mehr zu 100% möglich. Zu hoch sind die Nutzerzahlen, als das jeder Live-Stream minütlich gecheckt werden könnte. Periscope sorgt zwar per AGB für Klarheit und betont das Lizenzverstöße offline gesetzt werden, doch steht der Überwachung nicht nur der wachsende Zuspruch im Weg. Denn durch die in der App bereitgestellte Möglichkeit privat und nur an ausgewählte UserInnen zu streamen, ist den Rechtinhabern die Chance genommen die Streams im Netz aufzuspüren. Ein Stream der nur an vertrauenswürdige zwei Follower, oder eben auch an hunderte Bekannte, Freunde eventuell auch Piraterie-Kunden gestreamt wird, bleibt eben für Nicht-Eingeweihte unsichtbar und kann nicht belangt werden. Solch ein Stream könnte somit nur noch durch die schon jetzt überforderten Kontrollmechanismen des Stream-Anbieter gestoppt werden. Erschwert wird auch das spätere aufspüren der Streams und fragwürdiger Inhalte, durch eine weitere Eigenheit von Marktführer Periscope. Alle gestreamten Sendungen bleiben nach Programmende nur 24 Stunden weiterhin abrufbar, und das auch nur über die Handy-App. Auf der Internet Plattform unter www.periscope.tv sind zwar vom Computer aus auch die Streams live zu verfolgen, aber wenn der Stream vorbei ist, ist dann aber auch am größeren Bildschirm Schluß. Eine spätere Ansicht des Videomaterials ist nicht vorgesehen.

Hartplatzhelden 2.0

Und wenn sich nun auch ZuschauerInnen bei Live-Veranstaltungen im Stadion, oder am Rande der Tour de France wie Sportschau MacherInnen fühlen wollen, werden dann Handys aus den Stadien und von allen kommerziellen Sportveranstaltungen verbannt? Wie soll kontrolliert werden, dass eben nicht nur das Erinnerungsfoto oder Video für zu Hause geschossen oder gedreht wurde. Interessant wird auch zu Beobachten sein, wie Sportverbände reagieren, wenn nun Fans von AmateursportlerInnen und Vereinen ihre Lieblinge Live ins Netz stellen. So hat zwar der Bundesgerichtshof im Fall der Videoplattform Hartplatzhelden vs. Württembergischen Fußballverband, der Plattform, auf welcher Videoschnpisel vom württembergischen Amateurfußball gepostet wurden konnten Recht gegeben und der Ansicht des Verbandes widersprochen, das dieser kompletten die Rechte an der Vermarktung der Spiele in seinem Landesverband besäße. Doch war hier von Liveübertragungen nicht die Rede. Was nun, wenn Mütter und Väter die sportlichen Leistungen ihres Nachwuchses Live ins Internet streamen? Sei es vom Sportplatz aus, oder aus der Halle. Eine Neuauflage eines Hartplatzhelden Prozesses wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.

Akzeptierend reagieren

Das diese Apps, so schnell wie sie nun kamen wieder verschwinden werden und sich das Problem von selber löst ist nicht zu erwarten. Zu schnell wächst der Markt. Zu hoch ist die Lust auf Bewegt-Bilder, auf ungeschnittene Echtzeitbilder von den wichtigen und weniger wichtigen Ereignissen auf der Welt. Zudem ist Periscope bisher nur für I-Phones verfügbar. Eine Version für die Masse der Android Handys ist angekündigt. Butterfly TV hingegen arbeitet dazu an der Möglichkeit, direkt mit der GoPro Cam oder diversen anderen Cam-System streamen um damit noch hochwertigers Material anbieten zu können.

Periscope & Co werden den Markt gehörig durcheinander wirbeln, wie Uber und airbnb und vielleicht sogar wie Google die Nachrichtenbranche. Und Klagen, sowie weitere rechtliche Maßnahmen gegen Persicope & Co, werden den Start-Ups zu einer noch schneller steigenden Bekanntheit verhelfen. Wenn hier nicht schon im frühen Zeitpunkt der Entwicklung von den alten Medien auf Zusammenarbeit mit den Neuen gesetzt wird, könnte es in zehn Jahren den nächsten millionenschweren Fon der IT-Branche für die alten Medien geben. Nutznießer wären dann kommerzielle Sportsender wie Sky, ESPN, bein und Sportverbände.