Seit November erschüttert ein
Pädophilie Skandal im britischen Fußball die Insel. Die Fortführung der Untersuchungen
und freigeschaltete Meldetelefonnummern der britischen Polizei bringen von Woche
zu Woche neue erschreckende Zahlen zum Vorschein. Nach Mitteillungen vom
Mittwoch, der zu ständischen Polizeibehörde, National Police Chiefs 'Council
(NPCC), wird nun von mindestens 429 Opfern ausgegangen.
Das NPCC spricht in seiner
Erklärung von 155 Verdächtigen und die Ermittlungen beziehen sich auf bisher
148 Sportvereine, sowohl aus dem Breitensportbereich, als auch aus dem
Profibereich. Vor zwei Wochen sprach dieselbe Behörde von „nur“ 83 Verdächtigen
in 93 Sportvereinen. Die Opfer sind laut
Polizei zu 98% Jungen im Alter zwischen 4 und 20 Jahren. Auch Sportvereine
außerhalb des Fußballbereichs sollen involviert sein.
Unterstützung der Opfer
Opfergruppen fordern vom
britischen Fußballverband sofortige Einführung von Beraterdiensten für potentielle
Opfer. Zudem ist mit einer weiteren Steigerung der Opferzahlen zu rechnen. Denn
Opfer werden weiterhin aufgerufen, egal wie lange der Mißbrauch auch her ist,
sich an Beratungsdienste zu wenden oder an die Helpline des NSPCC.
Wenig Interesse in Europa
Während in den ersten Tagen
der Öffentlichmachung des Skandals auch ausländische Medien breit berichteten,
hat das Interesse erstaunlich schnell abgenommen. Schon die Meldung von den
aktuellen Zahlen am 9. Dezember waren zumeist nur noch Randnotizen, die
neuesten Zahlen von gestern finden sich als Meldung dann nur noch seltener
wieder. Die Halbwertzeit der Opfer von Pädophilie im britischen Fußball scheint
mit dem Wachsen der Geschädigten Anzahl abzunehmen. Grotesk und unverständlich,
denn der Skandal in England, sollte zur Vorsicht mahnen und auch in anderen
Ländern eine Sensibilisierung bewirken.
Pädophilie spielt mit
Dabei sollten die
bestätigten Vorwürfe von Pädopholie zwischen Schutzbefohlenen und ihren
Betreuern, Lehrern, religiösen Amtspersonen und auch nahen Familienangehörigen
speziell gegen Mitarbeiter von Kirchen und Schulen auch hierzulande noch in
Erinnerung sein. Der Mißbrauch von Schutzbefohlenen ist dabei ein immer
währendes Problem in Bereichen, in denen Erwachsene auf Kinder und Jugendliche treffen.
Und am meisten treffen Kids, Jugendliche und Betreuer etc. im vermeintlich
geschützten Raum der Bildung aufeinander. Die Schulpflicht macht es
möglich. Danach folgt die Religion. Noch sind die Christen in Deutschland in
der Mehrheit und in vielen Gebieten Deutschlands sind Kinder, die nicht an
Kommunionsunterricht oder Konfirmationsunterricht teilnehmen, in der
Minderheit. Kein Wunder, dass die Pädophilie Skandale der letzten Jahre aus
diesen Bereichen kamen.
Millionen Jugendliche in Sportvereinen
Doch wie sieht es in der
Zivilgesellschaft aus? Kaum ein Land hat soviel NGO´s wie die Bundesrepublik,
vom gerne bemühten Kaninchenzüchterverein bis hin zu den Sportclubs. Dort steht
dann ganz vorne der Fußball. In wohl kaum einem Land der Welt sind, prozentual
betrachtet, so viele Kinder Jugendliche im Fußball organisiert wie hier. Über 2
Millionen. Da sollten die Meldungen aus dem Mutterland des Fußballs doch hier
die Alarmglocken schrillen lassen. Oder ist der bundesdeutsche Fußball gegen Missbrauch
gewappnet, vielleicht sogar sensibilisierter aufgestellt als der Fußball auf
der Insel? Nichts deutet daraufhin. Zu ähnlich sind sich die sozialen
Strukturen in den Jugendbereichen der Sportklubs. Wenn also in den Strukturen
zwischen Deutschland und England im Fußball viele strukturelle und
soziologische Übereinstimmungen bestehen, wäre doch davon auszugehen, das
ähnliche Vorfälle in Deutschland auch vorgekommen sein müssten. Davon
ausgehend, dass in der Bundesrepublik noch viel mehr Kinder und Jugendliche in
Klubs aktiv sind, wäre mit sogar noch höheren Opferzahlen zur rechnen.
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Kampagne des Berliner Fußballverbandes gegen sexuelle Gewalt |
Sensibilisierung durch Prävention
Dabei haben die Verbände das
Thema schon seit einigen Jahren auf der Agenda. Präventionsmaßnahmen nennen
sich die Fortbildungen der Verbände für Vereine und Klubmitarbeiter. Anonyme
Postfächer sollen Opfern Meldemöglichkeiten geben. Auch Kampagnen der Verbände
sollen zur Sensibilisierung beitragen. Doch sexueller Missbrauch ist hier
jedoch immer nur ein Teil der Präventionsmaßnahmen und rückwirkend
funktionieren diese Maßnahmen natürlich nicht. So wäre es nicht überraschend,
dass bei einem Outing von einem prominenten Opfer, wie in England, dann mit
einer ähnlichen großen Anzahl von neu öffentlich gemachten Vorfällen zu rechnen
wäre. Denn Sport ist, auch durch die körperbetonte Art des Zusammenkommens von
Kindern und Jugendlichen mit Erwachsenen Betreuern, ein neuralgischer Bereich
für übergreifende Handlungen seitens Erwachsener. Dazu kommen die
obligatorischen Duschräume und die meist engen Bindungen zwischen den jungen
Sportlern und ihren Trainern und Betreuern. So sollte, der Skandal in England, deswegen auch weit
über die Grenzen genauestens verfolgt werden, auch um international Maßnahmen
zu entwickeln die Mißbrauch an Schutzbefohlenen im Sport aufdecken und im
besten Fall verhindern.