Donnerstag, 22. Dezember 2016

Was bedeutet der englische Fußball Pädophilie Skandal für uns?

Seit November erschüttert ein Pädophilie Skandal im britischen Fußball die Insel. Die Fortführung der Untersuchungen und freigeschaltete Meldetelefonnummern der britischen Polizei bringen von Woche zu Woche neue erschreckende Zahlen zum Vorschein. Nach Mitteillungen vom Mittwoch, der zu ständischen Polizeibehörde, National Police Chiefs 'Council (NPCC), wird nun von mindestens 429 Opfern ausgegangen.


Das NPCC spricht in seiner Erklärung von 155 Verdächtigen und die Ermittlungen beziehen sich auf bisher 148 Sportvereine, sowohl aus dem Breitensportbereich, als auch aus dem Profibereich. Vor zwei Wochen sprach dieselbe Behörde von „nur“ 83 Verdächtigen in 93 Sportvereinen.   Die Opfer sind laut Polizei zu 98% Jungen im Alter zwischen 4 und 20 Jahren. Auch Sportvereine außerhalb des Fußballbereichs sollen involviert sein.


Unterstützung der Opfer


Opfergruppen fordern vom britischen Fußballverband sofortige Einführung von Beraterdiensten für potentielle Opfer. Zudem ist mit einer weiteren Steigerung der Opferzahlen zu rechnen. Denn Opfer werden weiterhin aufgerufen, egal wie lange der Mißbrauch auch her ist, sich an Beratungsdienste zu wenden oder an die Helpline des NSPCC.

Wenig Interesse in Europa


Während in den ersten Tagen der Öffentlichmachung des Skandals auch ausländische Medien breit berichteten, hat das Interesse erstaunlich schnell abgenommen. Schon die Meldung von den aktuellen Zahlen am 9. Dezember waren zumeist nur noch Randnotizen, die neuesten Zahlen von gestern finden sich als Meldung dann nur noch seltener wieder. Die Halbwertzeit der Opfer von Pädophilie im britischen Fußball scheint mit dem Wachsen der Geschädigten Anzahl abzunehmen. Grotesk und unverständlich, denn der Skandal in England, sollte zur Vorsicht mahnen und auch in anderen Ländern eine Sensibilisierung bewirken.


Pädophilie spielt mit


Dabei sollten die bestätigten Vorwürfe von Pädopholie zwischen Schutzbefohlenen und ihren Betreuern, Lehrern, religiösen Amtspersonen und auch nahen Familienangehörigen speziell gegen Mitarbeiter von Kirchen und Schulen auch hierzulande noch in Erinnerung sein. Der Mißbrauch von Schutzbefohlenen ist dabei ein immer währendes Problem in Bereichen, in denen Erwachsene auf Kinder und Jugendliche treffen. Und am meisten treffen Kids, Jugendliche und Betreuer etc. im vermeintlich geschützten Raum der Bildung  aufeinander. Die Schulpflicht macht es möglich. Danach folgt die Religion. Noch sind die Christen in Deutschland in der Mehrheit und in vielen Gebieten Deutschlands sind Kinder, die nicht an Kommunionsunterricht oder Konfirmationsunterricht teilnehmen, in der Minderheit. Kein Wunder, dass die Pädophilie Skandale der letzten Jahre aus diesen Bereichen kamen.


Millionen Jugendliche in Sportvereinen


Doch wie sieht es in der Zivilgesellschaft aus? Kaum ein Land hat soviel NGO´s wie die Bundesrepublik, vom gerne bemühten Kaninchenzüchterverein bis hin zu den Sportclubs. Dort steht dann ganz vorne der Fußball. In wohl kaum einem Land der Welt sind, prozentual betrachtet, so viele Kinder Jugendliche im Fußball organisiert wie hier. Über 2 Millionen. Da sollten die Meldungen aus dem Mutterland des Fußballs doch hier die Alarmglocken schrillen lassen. Oder ist der bundesdeutsche Fußball gegen Missbrauch gewappnet, vielleicht sogar sensibilisierter aufgestellt als der Fußball auf der Insel? Nichts deutet daraufhin. Zu ähnlich sind sich die sozialen Strukturen in den Jugendbereichen der Sportklubs. Wenn also in den Strukturen zwischen Deutschland und England im Fußball viele strukturelle und soziologische Übereinstimmungen bestehen, wäre doch davon auszugehen, das ähnliche Vorfälle in Deutschland auch vorgekommen sein müssten. Davon ausgehend, dass in der Bundesrepublik noch viel mehr Kinder und Jugendliche in Klubs aktiv sind, wäre mit sogar noch höheren Opferzahlen zur rechnen.  


Kampagne des Berliner Fußballverbandes gegen sexuelle Gewalt



Sensibilisierung durch Prävention



Dabei haben die Verbände das Thema schon seit einigen Jahren auf der Agenda. Präventionsmaßnahmen nennen sich die Fortbildungen der Verbände für Vereine und Klubmitarbeiter. Anonyme Postfächer sollen Opfern Meldemöglichkeiten geben. Auch Kampagnen der Verbände sollen zur Sensibilisierung beitragen. Doch sexueller Missbrauch ist hier jedoch immer nur ein Teil der Präventionsmaßnahmen und rückwirkend funktionieren diese Maßnahmen natürlich nicht. So wäre es nicht überraschend, dass bei einem Outing von einem prominenten Opfer, wie in England, dann mit einer ähnlichen großen Anzahl von neu öffentlich gemachten Vorfällen zu rechnen wäre. Denn Sport ist, auch durch die körperbetonte Art des Zusammenkommens von Kindern und Jugendlichen mit Erwachsenen Betreuern, ein neuralgischer Bereich für übergreifende Handlungen seitens Erwachsener. Dazu kommen die obligatorischen Duschräume und die meist engen Bindungen zwischen den jungen Sportlern und ihren Trainern und Betreuern. So sollte,  der Skandal in England, deswegen auch weit über die Grenzen genauestens verfolgt werden, auch um international Maßnahmen zu entwickeln die Mißbrauch an Schutzbefohlenen im Sport aufdecken und im besten Fall verhindern.