Donnerstag, 21. Januar 2016

Fenerbahçes Pokalgegner fährt mit Linienbus

Erfreuliche Meldungen aus dem türkischen Sport Business, sind trotz vielfältiger Spieler-Transfers in der Winterpause Mangelware. Umso mehr freut sich die Community über den Medien-Coup des 3. Ligisten Tuzlaspor aus Istanbul:  Der Vorstadtklub will zum heutigen Pokalspiel bei Fenerbahçe mit dem Linienbus 500T anreisen.

Gekonnt genutzt hat Tuzlaspor die Aufmerksamkeit im Vorfeld des heutigen Pokalderbys gegen Fenerbahçe.  Mit dem Linienbus 500T will der Istanbuler Klub bis zum Spielort reisen.  Der Bezirk Tuzla, aus dem der Klub stammt, liegt im Stadtteil Pendik am Marmarameer und hier startet auch die Linie 500T. Eine Kultlinie, die mit über 60 Kilometern Fahrtstrecke nicht nur die längste Buslinie der Stadt ist, sondern auch die Arterie des Stadtteils ist. Denn nur der 500T verbindet Tuzla mit dem Rest der Stadt, wenn du kein Auto hast. Dementsprechend voll ist es dort auch, denn der ganze Kiez fährt mit diesem Bus. Die Fahrt der gesamten Strecke von planmäßig 4 Stunden macht dabei kaum jemand mit, trotzdem verbringt ein Bewohner von Tuzla genug Zeit im 500T, sehr viel Zeit. Ein Internet-User und 500T Nutzer berichtet: „Ich habe während der 4,5 Stunden dauernden Fahrt 72 Sprachen gelernt.“ Ein anderer: „Das ist ein Parallel-Universum. Eine Stunde im 500T ist eine Minute im echten Leben. Ich habe alte Frauen gesehen, die hier in die Wechseljahre gekommen sind. Jugendliche die in die Pubertät gekommen sind, ihren ersten Partner gefunden haben, sich wieder getrennt haben, einen neuen Partner fanden und ihr erstes Kind erwarteten. Ich schreibe gerade aus dem Bus. Seit der Regierungsübernahme der AKP bin ich hier. Hilfe.“ Eine Userin auf Facebook beschreibt die Überfüllung des 500T folgend: „ Im 500T hat sogar der Fahrer keinen Sitzplatz.“ Der 500T fördert jedoch nicht nur die Kreativität, sondern lohnt sich auch als Touribus. In keinem Stadtbus kann man für so wenig Geld so viel von Istanbul sehen. 75 Stationen und über vier Stunden Istanbul für knapp 1,20 Euro.  Die Fahrt über die Bosporus-Brücke ist inklusive.

Fake Filmplakat zum 500T im Stile eines Horror Films


Ein Hilferuf


Die Ankündigung Tuzlaspors heute mit dem Bus zu Fener zu fahren hat jedoch nicht damit zu tun, dass sie Partnerinnen für ihre Spieler suchen, oder das sie sich freuen sich in der Enge des Busses auf den Kick vorzubereiten. Tuzlaspor will mit dieser Aktion auf die miserable finanzielle Lage des Vorstadtklubs hinweisen. Pressesprecher Levent Ayaz erklärt den Medien-Coup folgend: „Um auf die Situation in der sich unser Klub befindet aufmerksam zu machen, haben wir diese Aktion gewählt. Wir haben zwar einen eigenen Bus, doch weil der 500T direkt mit unserem Ort assoziiert wird, haben wir ihn gewählt. Das hat Werbepotential, auch in Bezug auf die Begegnung mit Fenerbahçe. Wir werden mit einem der normalen Linienbusse des 500T direkt vom Trainingsplatz zum Spielort fahren.“

Zu mindestens diese Aktion von Tuzlaspor scheint erfolgreich zu sein. Kaum eine Zeitung oder Internetseite in der Türkei, die nicht über die geplante Anreise von Tuzlaspor berichtete. Ob die Vorbereitung im 500T zu mehr sportlicher Leistung führt lässt sich heute am Donnerstag, den 21. Januar, ab 19:45 auf dem Nachrichtensender „A Haber“ live verfolgen.     






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