Freitag, 7. November 2014

Klare Worte von Deniz Naki

Mit einer langen und politischen Erklärung reagiert Ex-St. Pauli Stürmer Deniz Naki auf Darstellungen seitens seines Ex-Vereins, dem türkischen Süperligisten Genclerbirligi.


Am Dienstag wurde der Vertrag zwischen beiden Parteien vorzeitig im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst (siehe Nach Gewaltangriff: Deniz Naki kehrt zurück nach Deutschland). Doch das Einvernehmen hielt nicht mal 24 Stunden. Gençlerbirliği veröffentlichte eine Erklärung, in welcher sich der Verein zwar gegen Diskriminierungen allgemein äußerte, jedoch auch Zweifel formulierte. Pressesprecher Hakan Kayan wurde dann gegenüber der Presse deutlicher und äußerte Zweifel am Tatort, kritisierte die späte Meldung des Falles an den Verein und wiederholte die Frage warum der Fall nicht zur Anzeige gebracht wurde (siehe Reaktionen auf den Angriff auf Deniz Naki).

Deniz Naki antwortete nun über Facebook mit einer ausführlichen, emotionalen, als auch politischen Erklärung, in der er zu den Vorwürfen die von Vereinsseite gemacht wurden klar Stellung bezieht. Hier schildert er detailliert noch einmal den tätlichen Übergriff. Zudem betont er, dass er den Verein unverzüglich über den Vorfall informiert hätte und dass er dann Tage später darum bat den Vertrag aufzulösen. Entscheidend seien hier die mangelnde Unterstützung des Klubs auch bei vorherigen verbalen Angriffen wegen eines Tattoos (siehe: Deniz Naki im Stress um ein Tattoo) gewesen. Danach spricht er in dem Facebook-Eintrag den Pressesprecher Hakan Kaynar direkt an:„ Ich habe die Äußerungen des Pressesprecher von Gençlerbirliği, Hakan Kaynar, mit Betroffenheit gelesen und fühle mich dazu genötigt zu jedem einzelnen Vorwurf Stellung zu beziehen.“ Das ihn die Vorwürfe seines Ex-Klubs tief getroffen haben kann man dem Ende der Einleitung entnehmen: „Das ich mich zu solch einem Zeitpunkt auch noch mit einer Vereinserklärung beschäftigen muss, habe ich nicht gewollt.“ Die Vorwürfe bzgl. unterschiedlicher Tatorte und der angeblichen späten Information des Klubs, seitens des Spielers, beschreibt er als komisch und fügt hinzu: „Ich glaube nicht das ich die Situation der Pressearbeit in diesem Land zu erläutern habe. Fast alle Zeitungen haben ohne mit mir zu sprechen Nachrichten veröffentlicht, deshalb sind solche „Fehler“ normal. Das einzige was zählt sind meine Aussagen. Selbstverständlich bleibt Ihnen überlassen was sie glauben und was nicht“ heißt es verbittert. Zudem wird ergänzt, das er (Deniz Naki) ausschließlich mit der Tageszeitung Birgün ein Interview geführt habe, welches auch als Video vorliege.

Zum Vorwurf der Nichtanzeige bei der Polizei wird Deniz Naki dann politisch. „ Ja, ich habe mich nicht an offizielle Stellen gewandt“ gesteht er und erklärt die Nichtanzeige damit, das er nicht glaubt, das es Sinn mache sich an die Stellen zu wenden, die den Tod von u.a. Gezi-Park Protestlern und Grubenarbeitern nicht aufklären oder vertuschen.

Auf die Äußerung des Pressesprechers, das der Verein im vollen Wissen wer Deniz Naki sei und wo er herkommt, den Vertrag abgeschlossen habe, entgegnet Naki „Das was ich für alle ersichtlich gemacht habe, ist was ein jeder der ein Gewissen hat und sich Mensch nennt machen sollte. Sie können mich ausschließlich als Fußballer oder als Mitarbeiter sehen, doch vor allem bin ich „Mensch“ und während überall auf der Welt Menschen ermordet werden kann ich nicht schweigen.“ Falls er deshalb den Kriterien des Vereins nicht entspräche, wisse er nichts mehr zu sagen, schreibt er weiter.

Auch die Äußerung Kaynars, das der Verein bereit gewesen wäre Deniz Naki, wenn er sich nicht schon zum Gehen entschlossen hätte zu unterstützen bleibt nicht unwidersprochen. „Ich habe in den ersten Minuten den Vorfall dem Verein mitgeteilt und am Morgen mit Vereinsverantwortlichen gesprochen. Wie viel früher könnte ich es noch mitteilen. Bezüglich der angekündigten Unterstützung glaube ich Ihnen kein bißchen. Die die unterstützen hätten wollen, hätten bei den Angriffen wegen meinen Tattoos vor 6 Monaten Unterstützung gezeigt. In dieser Zeit habe ich zuvorderst von unseren Fans Unterstützung erfahren, ich möchte festhalten, das ich von Vereinsverantwortlichen keinerlei Unterstützung bekommen habe.

Mit diesen klaren Worten verschafft sich Deniz Naki auch außerhalb des Fußballs gehör. Schon längst häufen sich die Anfragen von TV-Programmen in Deutschland. Seine Meinung ist gefragt. Doch der derweil zu seiner Familie nach Düren zurück gekehrte, Fußballer möchte erst mal zu sich kommen.

Zudem stehen sportliche Entscheidungen an, der 25 jährige möchte wieder in Deutschland spielen, am liebsten wohl bei seinem Ex-Verein St. Pauli. Seine klaren Worte werden ihnen bei den Fans der Hamburger noch beliebter machen, als er eh schon ist. Deniz Naki ist zudem ablösefrei zu haben, aber erst ab 2015 spielberechtigt. Doch bei den Hamburgern hält man sich bedeckt, Sportchef Rachid Azzouzi hat Deniz Naki erst einmal nicht auf dem Plan. So gewinnt das Interesse der Konkurrenz an Bedeutung.

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