Wettbuden gehören heute zum Stadtbild fast aller europäischen
Städte. Bei einem Besuch in der Türkei fällt das Fehlen dieser sofort ins Auge.
Denn in der Türkei gibt es ein staatliches Monopol, welches durch Spor Toto
unter der Marke Iddaa vermarktet wird. Deshalb gibt es keine privaten
Wettanbieter. Konkurrenz bekommt Iddaa nur durch illegale Anbieter. Doch wie
groß dieser Markt ist, zeigt eine Polizeirazzia von gestern, bei der eine
Gruppe von illegalen Wettbetreibern durch die Polizei ausgehoben wurde. 1, 5
Milliarden Dollar soll hier illegal durch Sportwetten erwirtschaftet worden.
Bei einer Polizeioperation unter dem Namen „Handicap“, wurde
in der Türkei gestern eine Gruppe von mutmaßlich illegalen Wettanbietern
ausgehoben. Türkische Medien berichten
von vorläufigen 57 Festnahmen. Nach den Betreibern, die von England und
Nordzypern aus agieren sollen und weiteren 33 Personen wird gefahndet. Bei der
Razzia wurden 6 Millionen türkische Lira in Bar beschlagnahmt, sowie diverse
Konten gesperrt. Zudem wurden Wertgegenstände wie Villen und Luxusautos im Wert
von 700 Millionen Dollar beschlagnahmt.
iddaa.com: Homepage des staatlichen Wettmonopolisten in der Türkei (Screenshot) |
Private Wettanbieter sind illegal
Eine Lieblingsbeschäftigung vieler türkischer Fußballfans
ist das Wetten. Ein Besuch der diversen Wettbuden in Berlin, Hamburg oder auf
Schalke beweist dies. Hier wird zu meist Türkisch gesprochen. Doch können die
türkischen Wettfans ihrem Hobby und dem Drang nach dem schnellen Geld nur in
Europa richtig frönen. In der Türkei bestimmt der staatliche Anbieter die
Quoten und die liegen zu meist weit unter den Quoten der privaten europäischen
Anbieter. Deswegen hat sich in der Türkei ein illegaler Markt entwickelt.
Dieser Markt lässt sich in drei Gruppen gliedern.
Kleine Klitschen
Schon mit wenig Geld lassen sich Programme entwickeln, die
Spielpläne erstellen, Quoten ermitteln und Spielcoupons ausdrucken. In vielen
Städten der Türkei, sind auf diese Weise illegale Wettbüros entstanden, welche auf
kleinen angemieteten Räumen agierend und eine örtliche Spielgemeinschaft
aufbauen. Notwendig ist nur das Programm, ein Computer, ein Drucker und eine
stabile Internetleitung. Außenstehende erfahren von dieser Art des
Schwarz-Wettens meist nur durch die Medien, wenn in einer Randmeldung die
Auflösung eines illegalen Wettbüros durch die staatlichen Behörden genannt
wird.
Internationale Anbieter
In die zweite Gruppe fallen europäische Anbieter, die über
das Internet mit Livetipps und besseren Quoten locken, das alles natürlich auch
auf Türkisch. Dabei ist es für Wettfans in der Türkei heute kaum noch möglich
direkt Mitglied bei diesen Anbietern zu werden. Zugänge aus der Türkei sind
gesperrt. Um Spielen zu können müssen alternative Adressen im Ausland besorgt
werden und Kontos ebenfalls im Ausland eröffnet werden. Denn von türkischen
Banken lassen sich keine Gelder bei den großen Anbietern in Europa einzahlen.
Diese Konten sind gesperrt. Für viele
Menschen kaum lösbare Hürden. Ein spontanes Spielen ist nicht gegeben.
Illegal im großen Stil
In diese Lücke stößt die dritte Gruppe an Anbietern. Zu
meist Firmen die im Ausland tätig sind. Sie schaffen ständig neue Marken, die
im Internet sich direkt an User in der Türkei wenden. Durch unauffällige Konten
der Anbieter, lassen sich sogar Geldüberweisungen von türkischen Konten
durchführen. Die Anbieter haben komplette Systeme entwickelt, die an den
Regulierungen in der Türkei vorbeigehen. Und genau gegen diese Gruppe richtete
sich offensichtlich der Polizeieinsatz gestern. Dabei soll ein Unternehmer,
dessen Sohn Wettabhängig geworden ist,
vor acht Monaten den entscheidenden Tipp gegeben haben. Die Homepages
der aufgeflogenen Gruppe sollen nach Polizeiangaben bis zu 2,5 Millionen User
aus der Türkei genutzt haben. Den zu meist jugendlichen Wettern droht nun ein
Strafgeld von 100 türkischen Lira pro Person. Das wären 250 Millionen Lira mehr
im Staatssäckel.
Wird der Markt liberalisiert?
Die Razzia und besonders die Größenordnung in der hier
agiert wurde führt vor Augen, das auch in der Türkei mit Einführung von
staatlichen Monopolen für Glücksspiele kein Ende von illegalen Glückspielen
erreicht wurde. Zudem ist hier nur ein Anbieter Hops genommen worden. Weitere
tummeln sich auf dem Markt und neue werden entstehen. So bleibt die Frage wie
reagiert die Politik?
Pläne zu einer Liberalisierung des Marktes sind öffentlich
nicht bekannt. Und auf den ersten Blick scheint die Regierungspartei AKP mit
ihrem religiösen Background nicht gerade als Vorreiter für eine Liberalisierung
des Glücksspiels in der Türkei zu stehen. Doch dringend benötigte Einnahmen
lassen sich so für den Staat erzielen. Und das ist auch der Regierung bekannt. So wurde in der Regierungszeit der AKP
schon zuvor, die nur einmal wöchentlich stattfindende staatliche Lotto
Spielserie ausgeweitet. Heute können Glücksritter schon an vier verschiedenen
Lotterien pro Woche teilnehmen. Wie wichtig Einnahmen aus Glücksspielen sein
können, zeigt zu dem der türkische Satellitenstaat Nordzypern. Hier sind
Glücksspiele analog zu Europa auch für private Anbieter legal. Der Staat
kassiert hier extra Steuern. Das nur von der Türkei anerkannte Land, wird international
boykottiert und deshalb stellen Glücksspiele und die steuerlich daraus
resultierenden Einnahmen eine wichtige staatliche Finanzquelle dar.
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Wie schrieb Nick Hornby sinngemäß? - Er leide jedes Mal und es tue ihm weh. Er erlebe Frust und Schaudern. Es deprimiere ihn mal für mal - Und doch gehe er jede Woche hin.' Fußball fasziniert und deprimiert zugleich. Und das Internet hat das Dilemma nicht verbessert. ...
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