Sonntag, 10. Juli 2016

Nachruf: Torwart Legende Berlin Panther verstarb

Am 7. Juli verstarb der Berlin Panther genannte ehemalige türkische Auswahlkeeper, Turgay Şener, im Alter von 84 Jahren in Istanbul. Şener war Zeit seines Lebens eine Fußballlegende in der Türkei, doch trotz seines Spitznamens „Berlin Panther“ in Berlin und Deutschland nur wenigen bekannt. Zu seiner Beerdigung in Istanbul am Sonnabend fand sich das Who is Who des türkischen Sports ein. Selbst Staatspräsident und Ministerpräsident veröffentlichten Beileidsbekundungen.


Turgay Şeners Betitelung als „Berlin Panther“ ist ein Stück deutsch-türkische Geschichte.  Doch, nicht moderner Migrationsgeschichte. Er hat nicht als Keeper bei Türkspor oder Türkiyemspor den Sturmreihen der alteingesessenen Westberliner Klubs das fürchten gelernt. Seinen berühmten Spitznamen bekam er schon 1951, noch weit bevor die Migration aus der Türkei in die BRD begann. Und zwar als Reaktion auf seine panterähnlichen Reflexe, die seinem Auswahlteam beim Spiel gegen die BRD im Berliner Olympiastadion einen 2:1 Siege sicherten. Ein Sieg mit Ausnahmecharakter: 48 Jahre musste die Türkei dann warten ehe 1998 Deutschland erneut bezwungen werden konnte. Und auch der Deutsche-Kommentar des historischen Freundschaftsspiels verwies auf die Leistung Şeners und hob ihn hervor. In der Türkei wurde Şener mit seiner Leistung in Berlin zum lebenden Helden und seitdem „Berlin Panther“ genannt, -  und somit auch ein Stück deutsch-türkischer Historie.

Deutschland - Türkei 1-2 (Berlin Olympiastadion 1951)

Durch und Durch Galatasaraylı


Der ehemalige Galatasaray Keeper lief allein von 1949-1967 405 mal im Trikot von Galatasaray auf.  Zuvor spielte er drei Jahre in den Jugendteams des Klubs. In das Auswahlteam wurde er 45 mal berufen. Zur WM 1954 führte er erstmals sein Auswahl-Team als Kapitän an, danach folgten 33 weitere Begegnungen in denen er die Kapitänsbinde trug.  Im Anschluß an seine aktive Kariere wurde er Trainer bei verschiedenen türkischen Klubs bis er 1979 auch seinen Heimatverein für eine Saison als Chefcoach übernahm und einen drohenden Abstieg verhinderte. Nach seiner Fußballkariere begann er als Fußball TV-Moderator. Dieses Engagement beendete er 2004 nach einer dreijährigen Teilnahme am Quoten-Hit Sportprogramm Telegol.  Şener war auch sozial aktiv und Mitgründer der Gewerkschaft der Profi-Fußballer in der Türkei in den 60er Jahren, zuletzt engagierte sich der Torwart für die Stiftung zur Förderung Galatasaray. So blieb er bis zum Schluß auch seinem Klub treu, zu dessen berühmtesten Persönlichkeiten Şener gehörte und dessen Fan er war. Eben durch und Durch ein Galatasaray-Fan. Auf Türkisch gibt es dafür ein Wort: Galatasaraylı


Der Leichnam Şenders wurde auf dem Friedhof Zincirlikuyu in Istanbul beigesetzt.

Der "Berlin Panther" (links) beim Wimpeltausch mit Cor van der Hart (Niederlande) 1958
Foto: Pot, Harry / Anefo - Nationaal Archief Fotocollectie Anefo CC BY-SA 3.0 nl