Am 7. Juli verstarb der Berlin Panther genannte ehemalige
türkische Auswahlkeeper, Turgay Şener, im Alter von 84 Jahren in Istanbul. Şener
war Zeit seines Lebens eine Fußballlegende in der Türkei, doch trotz seines
Spitznamens „Berlin Panther“ in Berlin und Deutschland nur wenigen bekannt. Zu
seiner Beerdigung in Istanbul am Sonnabend fand sich das Who is Who des
türkischen Sports ein. Selbst Staatspräsident und Ministerpräsident veröffentlichten
Beileidsbekundungen.
Turgay Şeners Betitelung als „Berlin Panther“ ist ein Stück
deutsch-türkische Geschichte. Doch, nicht
moderner Migrationsgeschichte. Er hat nicht als Keeper bei Türkspor oder
Türkiyemspor den Sturmreihen der alteingesessenen Westberliner Klubs das
fürchten gelernt. Seinen berühmten Spitznamen bekam er schon 1951, noch weit
bevor die Migration aus der Türkei in die BRD begann. Und zwar als Reaktion auf
seine panterähnlichen Reflexe, die seinem Auswahlteam beim Spiel gegen die BRD
im Berliner Olympiastadion einen 2:1 Siege sicherten. Ein Sieg mit
Ausnahmecharakter: 48 Jahre musste die Türkei dann warten ehe 1998 Deutschland erneut
bezwungen werden konnte. Und auch der Deutsche-Kommentar des historischen
Freundschaftsspiels verwies auf die Leistung Şeners und hob ihn hervor. In der
Türkei wurde Şener mit seiner Leistung in Berlin zum lebenden Helden und seitdem „Berlin Panther“ genannt, - und somit auch ein Stück deutsch-türkischer
Historie.
Deutschland - Türkei 1-2 (Berlin Olympiastadion 1951)
Durch und Durch Galatasaraylı
Der ehemalige Galatasaray Keeper lief allein von 1949-1967
405 mal im Trikot von Galatasaray auf.
Zuvor spielte er drei Jahre in den Jugendteams des Klubs. In das
Auswahlteam wurde er 45 mal berufen. Zur WM 1954 führte er erstmals sein
Auswahl-Team als Kapitän an, danach folgten 33 weitere Begegnungen in denen er
die Kapitänsbinde trug. Im Anschluß an
seine aktive Kariere wurde er Trainer bei verschiedenen türkischen Klubs bis er
1979 auch seinen Heimatverein für eine Saison als Chefcoach übernahm und einen
drohenden Abstieg verhinderte. Nach seiner Fußballkariere begann er als Fußball
TV-Moderator. Dieses Engagement beendete er 2004 nach einer dreijährigen
Teilnahme am Quoten-Hit Sportprogramm Telegol. Şener war auch sozial aktiv und Mitgründer der
Gewerkschaft der Profi-Fußballer in der Türkei in den 60er Jahren, zuletzt
engagierte sich der Torwart für die Stiftung zur Förderung Galatasaray. So blieb er bis zum Schluß auch seinem Klub treu, zu dessen berühmtesten Persönlichkeiten Şener gehörte und dessen Fan er war. Eben durch und Durch ein Galatasaray-Fan. Auf Türkisch gibt es dafür ein Wort: Galatasaraylı
Der Leichnam Şenders wurde auf dem
Friedhof Zincirlikuyu in Istanbul beigesetzt.
Der "Berlin Panther" (links) beim Wimpeltausch mit Cor van der Hart (Niederlande) 1958 Foto: - Nationaal Archief Fotocollectie Anefo CC BY-SA 3.0 nl |