Am 28. Januar feiert der
Dokumentar-Film „Ayaktakımı“ über die
türkische Fußball Fanscene von Naz Gündoğdu und
Friedemann Pitschak seine Berlin Premiere im Filmrauschpalast Moabit. Der
Verein Gesellschaftsspiele lädt im Anschluß an die Vorführung zur Diskussion
mit Fachleuten. Auf dem Podiom sitzen, neben den RegisseurInnen, Özcan Mutlu
(MdB, Sportsprecher für Bündniss90/Die Grünen und Beşiktaş-Fan) und Duygu
Aloğlu (Polit-Aktivistin und Mitglied im Fanclub „Karakızıl“ vom Klub Ankara
Gençlerbirliği). Moderiert wird die Veranstaltung von Robert Claus, Fanforscher
z.Zt. tätig für die Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit
genannt KoFaS.
Ayaktakımı
ist ein Dokumentarfilm über die türkische Fankultur. Eine Fankultur, zwischen
„industriellem Fußball“ und staatlicher Repression.
Fußball in
der Türkei ist niemals nur Fußball und beschränkt sich nicht auf den
Stadionbesuch oder das Wochenende. Die Begeisterung ist riesig. In den
vergangenen Jahren war der türkische Fußball - bei dem Korruption und
Manipulation an der Tagesordnung stehen - eher für volle Stadien und fanatische
Stimmung, als für guten Fußball berühmt. Die Industrialisierung und Professionalisierung
des Sports hat in den letzten Jahren jedoch enorm zugenommen und damit
einhergehend auch die Wahrnehmung seiner Fans. In den Medien wird oftmals ein
Bild von Vandalen und Hooligans gezeichnet, welche einen familienfreundlichen
Sport gefährden würden. Die Rede ist hierbei häufig von "Ayaktakımı”
(deutsch: "Fußmannschaft“, Gesindel, Pöbel).
Der Trailer zum Film
Fokus auf Repression
Ayaktakımı
thematisiert den modernen Fußball der Türkei mitsamt der vorherrschenden
Istanbul-Hegemonie und den Auswirkungen auf die türkische Fankultur. Ein
spezieller Fokus des Films liegt auf der staatlichen Repression, welcher sich
die Fans ausgesetzt sehen. Es existiert z.B. eine Vielzahl an Fangesetzen. Die
größte Einschneidung in die Freiheit der Fans ist „Passolig“, ein personalisiertes
E-Ticket, welches von der staatsnahen „aktıfbank” herausgegeben wird. Einige
Fangruppen boykottieren seither die Stadien, der Protest ist aber
uneinheitlich. Spricht man über die Repression gegen türkische Fußballfans,
kommt man auch unweigerlich zu den Gezi-Protesten 2013 zurück. Die Proteste liegen
inzwischen zwei Jahre zurück, wirken aber bis heute nach und veränderten und
politisierten die Fanszenen des Landes von Grund auf. Mit der Fangruppierung
Çarşı von Beşiktaş Istanbul steht aktuell außerdem eine der federführenden
türkischen Fangruppen wegen "versuchten Umsturz des Staates“ vor Gericht.
Mit Fans aus Istanbul, Ankara, Izmir und Diyarbakır
Ayaktakımı
ist eine kleine filmerische Reise durch die türkischen Tribünen im Jahr 2015
und gibt Einblicke in eine interessante, vielseitige Fankultur in den Städten
Istanbul, Ankara, Izmir und Diyarbakır/Amed (kurd.).
Wann?
28. Januar um 20 Uhr
Wo?
Filmrauschpalast in Berlin-Moabit
Lehrter Str. 35, 10557 Berlin, Deutschland
Mit:
Naz Gündoğdu
(Regisseurin des Filmes)
Friedemann
Pitschak (Regisseur des Filmes)
Özcan Mutlu
(Beşiktaş-Fan und Sprecher für Sportpolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
im Bundestag, Beobachter des Çarşı-Prozesses in Istanbul)
Duygu Aloğlu
(Polit-Aktivistin und Mitglied im Fanclub „Karakizil“ Ankara Genclerbirligi)
Moderation:
Robert Claus (Projektleiter Kicks für Alle! Innerhalb der Kompetenzgruppe
Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit [KoFaS])
Eine
Veranstaltung von Gesellschaftsspiele. Mehr Informationen zum Film und weiteren
Aufführungen: https://www.facebook.com/ayaktakimifilm/?fref=ts.
Quelle: Veranstaltungstext von Gesellschaftsspiele