Internet-Streams von
Piraten und Periscope Usern sind der herkömmlichen TV-Sportberichterstattung
ein Dorn im Auge. So verbreiten sie zumeist geschütztes Material illegal und
bringen damit die Broadcaster um ihre Pfründe. Nun startet Twitter mit Sport-TV
Live eingebettet in seinem sozialen Medium den nächsten Angriff auf die
klassischen Sender.
Schon vor Monaten hat
sich Twitter für 10 Millionen Dollar die Übertragungsrechte einiger
Donnerstagsabend Spiele der NFL gesichert. Nun folgen Spiele im Baseball (MLB),
im Hockey (NHL) und der Basketball-NBA. So schafft sich Twitter ein Standbein
bei den „Big Four“ genannten Top-Ligen der USA. In sozialen Medien wird zudem
gemunkelt, das Twitter mit einer eigenen Sportshow aufwarten wird. „The Rally“
soll die Show heißen, die aktuelle News auf Twitter per Bewegtbild in Scene
setzen soll. Zuerst nutzbar wohl nur für UserInnen in den USA selbst. Das
Twitter dabei, quasi nebenbei, noch Kooperationen mit klassischen Broadcastern
wie Bloomberg und CBS News angekündigt hat, unterstreicht die Entwicklung hin
zu einem News und Unterhaltungsallrounder in Echtzeit, der sich längst mit der
Einbindung von Videos und Live-Stream für jederman durch Periscope, von den
Zwängen der 140 Zeichen-Schwelle eines Tweets emanzipiert hat.
Twitter fliegt auf Sportberichterstattung |
Wimbledon als Test
Wie Sport-Live auf
Twitter aussieht, davon konnten sich auch die europäischen UserInnnen ein Bild
verschaffen. Mit der Übertragung aus Wimbledon letzten Monat wurde der Anfang
gemacht. Unter https://twitter.com/i/live/750261221098594304
wurden rund um die Spiele auf den Computer, Tablet oder Handy live gestreamt.
Ergänzt durch aktuelle Tweets der Community. Doch es fehlten die Spiele selbst,
und so gilt die Wimbledon Berichterstattung von Twitter wohl auch eher als Test
für kommenden Events, wenn der Ball tatsächlich Live bei Twitter getreten,
geschlagen und gedunkt wird. Doch auch schon bei dem Test war mit der
Einbindung der Echtzeit-Tweets erkennbar, das der Konzern auch bei kommenden
Produkten auf ein unverwechselbares Alleinstellungsmerkmal zurückgreifeen kann,
welches herkömmliche Anbieter, durch redaktionelle Einbindung von Tweets und
Facebook-Nachrichten zu kompensieren versuchen. Doch auch hier gilt, dass das
Original das besser hinbekommt, als der Kopierer.
Inwieweit dies die Aktionäre zufrieden stellen wird, die
weiterhin auf Gewinnen hoffen bleibt abzuwarten. So korrigierte der Konzern
seine Umsatzprognose nach schwachem Abschluss im zweiten Quartal nun nach unten. Die
Aktie pendelt 2016 weiterhin in einem Allzeittief zwischen 12 und 16 Euro. Doch
zu mindestens bei der Zahl der Aktiven UserInnen konnte Twitter punkten. 313
Millionen sollen es nunmehr sein. Und man muss kein Orakel sein, um einen
weiteren Anstieg der UserInnen Zahlen im dritten und vierten Quartal zu
erwarten, auch aufgrund der nun kommenden Sportberichterstattung. Doch ob das reichen wird um den
Mikro-Blogging Dienst in die schwarzen Zahlen zu bringen?