Der türkische Startrainer
Fatih Terim zeigt sich nach dem gestrigen Test-Spiel seiner Auswahl gegen
Griechenland (Endstand 0:0) entsetzt. Grund war nicht die spielerische Leistung
seines Teams, sondern die Reaktionen der Zuschauer im Fatih Terim Stadion in
Istanbul, während einer Schweigeminute und des Abspielens der griechischen
Hymne.
Schon bevor das Spiel begann
war Fatih Terim in Rage. Den konservativen Trainer brachte in Wallung, dass die
Fans während der Schweigeminute für die Opfer von Paris mit Pfiffen und Slogans
reagierten. Kameras fingen einen während der Schweigeminute schweigenden
Trainer ein, an den arbeitenden Gesichtszügen konnte man aber sehen, das es in
ihm brodelte. Zudem wurde auch die National Hymne des Gastes von Pfiffen
begleitet. Bemerkenswert emotional sprudelte es dann vor den Medien nach dem
Spiel aus dem Chefcoach heraus:
„Tut nicht etwas was ihr nicht erleben wollt anderen an“
richtete er sich an die Fans.
„Das ist die Nationalhymne, bitte ... . Was ist los mit uns? Die griechische Hymne wird gespielt und es startet ein Pfeifkonzert. Heute ist ebenso der Welt-Nachbartag. Wir haben gegen unseren Nachbarn Griechenland gespielt. Für uns ist Nachbarschaft wichtig. Dann machen wir für die gestorbenen Menschen eine Schweigeminute. Zwei Spiele sind aufgrund des Terrors abgesagt worden. Können wir nicht eine Minute ruhig sein? Die Terror Gefahr macht traurig und nachdenklich. Wir können bei den aktuellen Ereignissen nicht nur Zuschauer bleiben, aber nicht so. Das steht uns nicht. Das beste Instrument für Frieden und Brüderlichkeit ist der Sport.“
Fatih Terim spricht Klartext bei der Pressekonferenz im Anschluß an Türkei-Griechenland. (Screenshot) |
Der Sportsmann durchbricht das Schweigen
Damit durchbrach er ein
Schweigen und stellte seine Rolle als Sportsmann in den Mittelpunkt. Denn
während er als Trainer, diese brenzlige Situation mit klaren Worten kritisierte,
hatte die Politik, die mit Ministerpräsident Davutoğlu und Ministern und
anderen Politikern im Stadion anwesend war, oder der Sender TV8 der die
Begegnung Live übertrug, die Aktion der Fans einfach kommentarlos übergangen.
Und während unabhängige Medien über den Vorfall, als auch die internationalen
Medienreaktionen berichten ist in regierungsnahen Medien kein Wort zu den
Aktionen, als auch der Reaktion Terims zu finden. Der Trainer, der selbst als
konservativ gilt, stellte hier den sportlichen Unterschied zur Politik klar
heraus. Im Sport geht es um miteinander, um Fair-Play. Terim, erweist sich als
wahrer Sportsmann. Und davon braucht es heute mehr denn je.