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Dienstag, 20. Oktober 2015

25 Jahre Knast für Galatasaray-Fan

Für 25 Jahre muss Kadri Aktaş hinter Gittern. Das entschied am Montag mittag die 15. Große Strafkammer in Bakirköy (Istanbul). Der Galatasaray-Fan wurde der vorsätzlichen Tötung für schuldig befunden. Das Gericht sah als erwiesen an, das er vor gut einem Jahr im Vorfeld des Euroleague Basketballspiels zwischen Galatasaray Liv und Roter Stern Belgrad während einer Auseinandersetzung beider Fangruppen den Roten Stern Fan Marko Ivkovic erstochen hat. Die weiteren sechs Mitangeklagten wurden hingegen mangels Beweisen freigesprochen.

Roter Stern Fan Marko Ivkovic wurde bei einem
Gastspiel in Istanbul von einem 
gegnerischen Fan erstochen.

Laut türkischen Medien reagierte die im Gerichtssaal anwesende Schwester des Mordopfers mit Unverständnis auf die Entscheidung. Sie hätte sich lebenslänglich gewünscht. Auch Anwalt Rufayi Taştan kritisierte das Gericht und kündigte an in Berufung zu gehen, als auch, wenn nötig vor den europäischen Menschengerichtshof zu ziehen. Besonders die Freisprüche gegenüber den Angeklagten sorgen bei ihm für Unverständnis. Zudem erinnerte er an den Mord an zwei Leeds Fans, die im April 2000 ebenfalls von Galatasaray- Fans im Vorfeld eines UEFA-Pokal Spiels im Fußball zwischen Galatasaray und Leeds United erstochen wurden. Diese Vorfälle würden dem internationalen Ansehen der Türkei schweren Schaden zufügen, meint der Anwalt. Diese Sicht wird wohl so nicht von allen geteilt. Schon bei einer Schweigeminute im Anschluss an den Mord in Istanbul bei der Begegnung zwischen Galatasaray und Besiktas traten einige Gala-Fans hervor. Während der Schweigeminute wurde gepfiffen und Slogans gebrüllt. Mit „Gott ist groß“ und „Türkiye, Türkiye“ wurde das offizielle Gedenken konterkariert.



So wollen sich auch mit dem aktuellen Gerichtsentscheid einige Galatasaray-Fans nicht abfinden. Für sie ist der Schuldige nicht der Verurteilte, sondern diejenigen, die 300 Roter Stern Fans in das Land ließen, obwohl sie gar keine Tickets hatten. Die ticketlosen Fans hätten sich dazu noch im Tourismusviertel von Sultanahmet in Istanbul frei bewegen können und Passanten und Gewerbebetreibende angegriffen. Diese Gruppe hätte dann auch vor dem Austragungsort die auf Einlaß wartenden Galatasaray-Fans mit Stichwaffen und Feuerwerk angegriffen. Kadri Aktaş und die nun freigesprochen Mitangeklagten hätten sich nur verteidigt, wird argumentiert. Bei Change.org hat dann auch User Orhan Tolga Balarisi eine Petition an den türkischen Justizminister und Innenminister gestartet mit ähnlichem Wortlaut. Schell waren da mehrere tausend Unterstützer gefunden. Unterstützt wird die Petition auch von Galatasarays größter Fangruppe UltraAslan. Auch unter dem Hashtag #KadriAktaşSucsuzdur (#KadriAktasistunschuldig) wird den offiziellen staatlichen Kräften die Schuld an dem Toten zugeschrieben.

In Serbien hingegen wird das Urteil bisher kaum wahrgenommen, führende Zeitungen wie die Press hatten bis Montagnachmittag noch nicht einmal eine Meldung über den Ausgang des Gerichtsverfahrens veröffentlicht. Die Sportzeitung Sportski žurnal brachte zu mindestens eine Kurzmeldung in der die Ankündigung beider Parteien in die Berufung zu gehen ihren Platz fand.