Fußball
in Berlin ist ein Thema für sich. Und obwohl sich Hertha BSC und der FC Union
abmühen so etwas wie Fußballfieber in der Stadt zu entfachen, bleibt Berlin auf
den ersten Blick Fußball-Wüste. Zwar gibt es hunderte von Kiezklubs, die dem
Sport Leben einhauchen, doch viele Neuberliner haben ihre Fußballliebe aus der
ehemaligen Heimat mitgebracht. Berliner Klubs sind da eher Zweit, oder
Drittverein. Der lange Abend der fernen Liebe, am Sonnabend, dem 14. Januar,
widmet sich dieser besonderen Gemengelage.
Berlin
als Stadt der Migranten bringt Fußballfans von unterschiedlichsten Klubs
zusammen. Die zunehmende Zahl der Fußballkneipen beweist dies jedes Wochenende,
wenn die Fans von Gladbach, St. Pauli oder Werder Bremen mit ihrem Klub in den
unzähligen Kneipen mit Live-Fußball mitfiebern. Nun haben sich zehn
Fußballkneipen zusammengeschlossen und führen den langen Abend der fernen Liebe
durch. Fans der unterschiedlichsten Vereine sollen zusammen kommen. Sogenannte
Exilfanklubs haben ein fußballkulturelles Programm auf die Beine gestellt,
welches auf Filmen, Musik, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen beruht. Der
Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Beim
Programm des langen Abends der fernen Liebe verwundert dann jedoch, das sich
die Fußballkneipen, jedoch ausschließlich auf Vereine aus der alten Bundesrepublik
konzentrieren. Das lässt sich einerseits durch die Organisation der
Fußballkneipen erklären, deren kultureller Background eben dort liegt, in der
bundesdeutschen Kultur. Doch wenn es um ferne Liebe in Sachen Fußball geht,
sollte die Liebe zu Galatasaray, PAOK, Barcelona oder Legia Warschau auch eine
Rolle spielen. Erstens sind diese Klubs wirklich in der Ferne, und zweitens
gibt es keine öffentlichen Feiern in Berlin wenn Schalke, Gladbach oder Bremen
etwas gewinnt. Wenn Galatasaray zum Beispiel in der Türkei Meister wird, feiern
jedoch tausende auf den Straßen von Kreuzberg und am Ku´damm und so gibt ihre
ferne Liebe auch einen Input in das Leben der Stadt. Aber Fans von Vereinen
außerhalb der Bundesrepublik sind eben nicht in Fanklubs oder Fankneipen
organisiert. Sie haben zum Teil ihre eigenen Fußball-Klubs gegründet, oder
Vereinslokale in denen sie sich treffen. So bietet der lange Abend der fernen
Liebe zwar die Möglichkeit etwas über Fußballfans außerhalb des Berliner
Lokalkolorits zu erfahren. Das multikulturelle Berlin fehlt in dieser
Veranstaltung jedoch gänzlich.