Der de-facto geteilte Inselstaat Zypern nimmt zwar nicht an der
Europameisterschaft teil, denn wie gewohnt wurde die Quali-Phase nicht
überstanden, doch sorgt Zypern für eine Krise bei der UEFA. Denn kurzerhand
greift der öffentlich-rechtliche Sender CyBC und Rechteinhaber für Zypern in
die zentrale Übertragung der EM ein und zensiert die Werbeeinblendungen des offiziellen
EM-Sponsors Turkish Airlines.
Überall auf der Welt ist die Übertragung der Europameisterschaft
gleich. Logos und Einblendungen werden durch den Rechteinhaber der UEFA und
seiner Vermarktungsagentur CAA11 vorgegeben und sichern einerseits eine
unverwechselbare internationale Übertragung, als auch eine weltweite
einheitliche Vermarktung. Nur eben nicht in Zypern. Cyprus Broadcasting
Corporation, kurz CYBC, weigert sich die Einblendungen des Sponsors entgegen
der Rechtslage auszustrahlen. Die Sendeanstalt sendet anstatt dessen zu bester
Sendezeit spezielle Spots und zensiert somit die Werbung der türkischen
Luftfahrtgesellschaft. Dies hat die Sendeanstalt schon zeitnah nach Bekanntgabe
der Sponsor Partnerschaft von Turkish Airlines im Dezember 2015 per Brief der UEFA und CAA11 mitgeteilt. Sportchef des
Senders, Savvas Aristodimonou, nannte gegenüber der griechisch-zypriotischen
Presse rechtliche und politische Gründe für die ungewöhnliche Maßnahme, mit der
der Sender millionenschwere Regressforderungen provoziert.
Flughafen Ercan in Nordzypern provoziert Konflikt bei EM - Turkish Wikipedia GFDL |
Zypernkonflikt trifft UEFA
Hintergrund
dieser einmaligen Zensurmaßnahme ist der seit den sechziger Jahren schwelende Zypernkonflikt.
Der nach einem griechisch-zypriotischen Militärputsch in den 70er Jahren eine
ebenso militärische Reaktion der Türkei hervor brachte, die zum Einmarsch des
türkischen Militärs auf die Insel führte, mit dem Ziel die
türkisch-zypriotische Minderheit zu schützen. Infolge dessen wurde die Insel in
zwei Teile gespalten. In den griechisch-zypriotischen Südteil und den
türkisch-zypriotischen Nordteil. Der Süden gilt bis heute offiziell als Zypern
und hat den Anspruch das ganze Land zu regieren, die türkische Republik
Nordzypern ist auf dem von der türkischen Armee besetzen Nordgebieten des
Landes installiert, wird aber als Land nur von der Türkei anerkannt. Zudem sind
noch UN-Friedenstruppen und eine britische Garantiemacht auf der Insel mit
Truppen zugegen um den wackeligen Frieden zu sichern.
Internationaler Flughafen stört
Aktueller
Stein des Anstoßes für CyBC ist der internationale Flughafen Ercan im Norden
des Landes, der zwar nur aus der Türkei und von Fluggesellschaften mit Sitz in
der Türkei angeflogen wird, jedoch international ebenso wie das Land an sich
nicht anerkannt wird. Zypern, also der Südteil beansprucht die einzige Instanz
zu sein, der es erlaubt ist internationale Häfen und Flughäfen auf der Insel zu
betreiben. In dem Brief an die UEFA erklärt CyBC die Zensur dann auch eindeutig
mit der politischen Lage des Landes. Der Flughafen sei illegal, auf Gebiet von
griechischen Zyprioten errichtet worden und Turkish Airlines würde den
Flughafen illegaler Weise anfliegen, bzw. sei auch bei der Errichtung des
Flughafens unterstützend tätig gewesen. Unterstützt wird diese Maßnahme wohl
auch von Seiten der griechisch-zypriotischen Politik. CyBC berichtet das u.a.
Regierungsprecher Nikos Christodoulides in den
Prozess eingeweiht sei.
Wachtürme und Mauern trennen Südzypern und Nordzypern |
CyBC torpediert Friedensverhandlungen
Turkish Airlines ist die erste Fluggesellschaft die als Sponsor der Europameisterschaft fungiert. Im Rahmen der Partnerschaft werden alle Teams der EM zu den Spielten in Maschen der türkischen Gesellschaft geflogen. Eine Teilnahme Zyperns an den Spielen hätte einen womöglich noch größeren Konflikt provoziert. Kaum vorstellbar , das das griechisch-zypriotische Team sich in Maschinen von Turkish Airlines gesetzt hätte, wenn schon Werbespots nicht tolerierbar sind. Zudem setzt CyBC nicht nur Turkish
Airlines unter Druck, sondern auch die seit 2015 laufenden Friedensverhandlungen beider Seiten, die durch die Präsidenten des geteilten
Landes Nicos Anastasiades und Mustafa Akinci geführt werden. Und nicht nur
Turkish Airlines ist von der eigenwilligen Sendepolitik betroffen, auch
Carlsberg Spots gibt es in Zypern nicht zu sehen. Hier ist der Grund freilich
banaler. Auf Zypern, also im Südteil, ist Alkohol Werbung im Tagesprogramm
einfach nicht gestattet.