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Mittwoch, 2. Dezember 2015

Sport wird zum Spielball in türkisch-russischer Krise

Sport kann Menschen zusammenbringen, Sport kann ein Vorreiter auch für die Politik sein. All zu oft gerät der Sport aber zum Spielball der Politik. So sind die türkisch russischen Beziehungen nach dem Abschuß eines russischen Kampfjets über Syrien durch die türkische Armee, zutiefst gestört. Beide Länder belegen sich gegenseitig mit den unterschiedlichsten Sanktionen. Darunter leidet auch der Sport. Wir haben die aktuellen Auswirkungen der türkisch-russischen Krise auf die Sportwelt kurz zusammengefasst.

Transferstopp


Klarer kann eine Entscheidung kaum sein. Für die zur Winterpause 2015/16 gültigen Transferperiode hat der russische Sportminister Vitaly Mutko, welcher auch gleichzeitig Fußballverbandschef ist einen kompletten Transferstopp für Spieler mit türkischen Pass verhängt. Spieler die Verträge vor diesem Zeitraum abgeschlossen haben sind von diesem Embargo nicht betroffen und dürfen bis zur Vertragserfüllung auch in russischen Ligen spielen.  So kann der heute 35-jährige offensive Mittelfeldspieler und ehemalige türkische Auswahlspieler Gökdeniz Karadeniz weiterhin bei Rubin Kazan, für die er nun seit mehr als acht Jahren kickt, weitermachen.

Gökdeniz Karadeniz kann vorerst weiterspielen bei Rubin Kazan
Foto aus Wikipedia CC BY-SA 3.0 Uploaded to wikipedia by AltynAsyr


Spielabsagen


Hart getroffen hat die türkisch-russische Krise den Männer Volleyball. Gleich zwei Spiele konnten nicht stattfinden. Der russische Volleyball Verband verbot die Anreise seines Teams Belogorie zum Gastspiel im Rahmen der Champions League im türkischen Izmir. Eine Entscheidung ob die Partie nun für den Gastgeber Aras Spor gewertet wird steht vom internationalen Verband noch aus. Ebenfalls nicht stattfinden wird die für heute angesetzte Begegnung zwischen Ziraat Bankası und Dinamo Moskau. Hier wurde die Entscheidung vom internationalen Verband gefällt. Die Begegnung zwischen Zenit Kazan und Halkbank soll jedoch heut ab 17 Uhr ausgetragen werden.
Im Basketball wurde jedoch durchweg gespielt und bei den Begegnungen Saratov – Beşiktaş und Unics Kazan – Banvit kam es zu keinerlei Problemen.

Fanverbot bei Champions League in Belgien


Und die Krise schwappt nun auch noch Europa. Daniël Termont, Bürgermeister der belgischen Stadt Gent, kündigte an, das beim Champions League Spiel zwischen Gent und Zenit am 9. Dezember keine Gästefans ins Stadion gelassen werden. Zudem lässt der Bürgermeister recherchieren in wieweit die komplette Stadt für russische Fußballfans zur Verbotszone erklärt werden könne. Grund für die radikale Maßnahme, sei die Sorge des Bürgermeisters um die Sicherheit seiner Stadtbewohner. Besonders in der Gegend um den Spielort herum, wohnen auch viele Bürger mit türkischen Pass. Provokation von Seiten der Zenit Fans soll so vorgebeugt werden. Die russische Seite reagiert mit Unverständnis und verweist auf die Rechtslage, das nach UEFA und FIFA Kriterien 10% der Stadionkapazität für Gäste bereit gestellt werden müssen. Falls die Verantwortlichen nicht für eine sichere Durchführung sorgen könnten, müsse ein neutraler Ausweichort gefunden werden, erklärte der russische Sportminister.  

Gents Bürgermeister, Daniël Termont, möchte russischen Fans den Stadionbesuch verbieten.
Foto aus Wikipedia CC BY 3.0 Foto by Filip Naudts


Applaus für die Gegnerinnen


Das trotz der Propaganda-Maschinerie die in beiden Ländern auf Hochtouren läuft, der Sport auch weiter Zeichen für ein Miteinander setzt, zeigt die Begegnung zwischen der russischen und türkischen Auswahl im Frauen Basketball. Im Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2017 zwischen beiden Teams im türkischen Fethiye applaudierten erst die türkischen Spielerinnen, Funktionäre und Fans den russischen Gästen nach dem Abspielen der Nationalhymne, ehe die russischen Gäste sich mit der selben freundschaftlichen Geste revanchierten.  Trotz der sportlichen Wichtigkeit der Begegnung und der aktuellen politischen aufgeheizten Stimmung zwischen beiden Ländern, wurde hier ein interkulturelles Zeichen gesetzt.

Stadionbau geht weiter


An vielen Stadien für die WM 2018 in Russland wird noch gebaut und auch wenn die Bauherren alles russische Firmen sind, so gibt es doch auch türkische Firmen die an den Stadionbauten beteiligt sind. Doch hier beruhigt der russische Sportminister die Beteiligten. Sofern Verträge bestehen mit türkischen Bauunternehmen, gelten diese weiterhin. Zu mindestens der Stadionbau hat unter der aktuellen Krise wohl nicht zu leiden.