Charity-Läufe gehören zum Standardpaket des social-Sponsoring. Sei es, das man für den guten Zweck auf einer Mottoveranstaltung schwitzt, oder mit einer Handy-App für die gute Sache ganz individuell und privat rennt. Doch das gab es noch nie. Neonazis aus ganz Deutschland sammelten unfreiwillig am Sonnabend in Wunsiedel für die Neonazi-Aussteiger Organisation "Exit".
Die Schnauze voll haben Anwohner und Aktivisten schon seit Jahren. Denn einmal im Jahr gerät Wunsiedel zum Zentrum der bundesdeutschen Neonazi Scene. Dann wollen hier Alt- und Neonazis dem Stellvertreter Adolf Hitlers, Rudolf Heß, Gedenken. Gegenaktionen begleiten die Neonazis seit ihrem ersten Auftritt 1987, doch damit könnte vielleicht bald vorbei sein. Denn Anwohner und antifaschistische Aktivisten wandelten den Neonaziaufmarsch kurzerhand um in einen Spendenlauf „Rechts gegen Rechts“. Unfreiwillig sammelten so die braunen Horden mit jedem gelaufenen Meter Geld für die gute Sache und damit gegen Rechts. Die Demoroute war geschmückt mit ironischen Transparenten, wie „Wenn das der Führer wüsste“. Damit den Neonazis auch klar wird wofür sie hier laufen, war die Laufroute präpariert mit Erfolgsmeldungen, in klassischer Lauf-Charity Manier. In großer Schrift wurde auf der Laufstrecke der jeweils erreichte Spendenstand verkündet. Auch für die Verpflegung war gesorgt, an „Mein Mampf“-Ständen lagen Bananen für die rechten Deutschen bereit.
Eine erfolgreiche Aktion, die sportlich fit Neonazis der Lächerlichkeit preisgab und nebenbei über 10.000 Euro für „Exit“ einbrachte. Ob die Nazitruppen nun auch nächstes Jahr wieder an „Rechts gegen Rechts“ teilnehmen bleibt abzuwarten.