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Donnerstag, 26. Juni 2014

Ghana: Wieder enttäuscht - wieder voller Hoffnung

Nach dem deutlichen 4:0 Sieg der DFB-Elf über Portugal erwarteten Viele, dass Ghana einfach so überrannt würde, erwarteten sogar einen noch höheren Sieg. Umso mehr stieg meine Hoffnung, hier genau das Gegenteil zu sehen.

Meine Erwartung:
  • 3 Punkte für Ghana, um den Einzug ins Achtelfinale zu verwirklichen
  • Kevin-Prince Boateng legt Gyan ein schönes Tor vor
  • K-P verletzt jemanden gehörig
  • Essien darf nochmal zeigen, was er kann
  • Deutschland zittert ums Weiterkommen

Leider muss man ja zugeben, dass nichts davon zutraf, aber das Spiel war eins der besten, das bei dieser WM bisher zu sehen war. Spannend bis zur letzten Sekunde, zwei auf Augenhöhe kämpfende Teams, die trotz aller Anspannung fair bleiben.


Mein neuer persönlicher Held ist John Boye
Auch wenn er gegen die USA mit verantwortlich für das schnelle 0:1 war, in diesem Spiel war er überall: Seine langen Beine retteten nicht nur einmal die Black Stars vor drohenden Gegentoren. Immer wieder hakte er in letzter Sekunde dazwischen, war wiederholt einen Schritt schneller als der Lucky Luke-ähnliche Thomas Müller. Auch sein Fallrückzieher als Befreiungsschlag war sehenswert. Laut fifa hatte er in den zwei Spielen eine Quote angekommener Pässe von 83,3%, wobei dies beim zweiten Spiel sicherlich höher war. Er erscheint als sichere Bank, greift auch mal zu kreativen Mitteln und reißt die Beine höher als ich springen kann. Aufgrund seiner Schnelligkeit muss er  - als Innenverteidiger! - nicht auf Fouls zurückgreifen, sondern gewinnt die Bälle aufgrund seiner blitzartigen Reaktion, der langen Beine und Beweglichkeit. Wer sich mit ihm anlegt, sieht Blut (können Müller und Dempsey bestätigen). 


Schade zwar, dass das Spiel nicht gewonnen werden konnte, aber eins ist sicher: Die Zitterpartie zeigte, dass Ghana nicht zu unterschätzen ist. Traumpässe wie der von Muntari auf Gyan vor dem 2:1 sind nicht selten. Solche Chancen können dann auch eiskalt ausgenutzt werden (wenn nicht gerade wieder jemand im Abseits steht). Auch ein Torhüter wie Neuer kann das Einnetzen dann nicht mehr verhindern.

Die Mannschaft aus Ghana hat sich spätestens mit dieser Partie Respekt im internatonalen Fußball erkämpft. Wer sie 2010 nach ihrem Einzug ins Viertelfinale (und ihrem unglücklichen Ausscheiden) noch für eine Eintagsfliege hielt, muss jetzt einsehen, dass hier noch immer ein feiner Ball gespielt wird. 
Leider gewinnen schöne Spiele keine Punkte, so dass Ghana nun nach gutem Auftreten in zwei Spielen mit nur einem Punkt und negativem Torverhältnis dastehen und es nur ins Achtelfinale schaffen, wenn die anderen Gruppenmitglieder mitmachen.

Fraglich bleibt, wie Ghana im Spiel gegen Portugal ohne den gelb-gesperrten Muntari auskommt. Er ist der zentrale Motor des Spiels, nutzt Abspielfehler der Gegner aus und ist für das schnelle Umschalten im Konterspiel verantwortlich. In beiden Spielen setzte er durch kluge Pässe, schöne Flanken und den ein oder anderen Fernschuss Akzente. Atsu ist zwar auch recht schnell, hat aber bereits gezeigt, dass er das Tempo keine 90 Minuten halten kann. Damit ist er kein ausreichender Ersatz. Hoffentlich ist Essien fit, um die große Lücke zu füllen und das Mittelfeld zu organisieren.

In der Gruppe sieht es jetzt so aus:

Deutschland 4 P 6:2 Tore
USA 4 P 4:3 Tore
Ghana 1 P 3:4 Tore
Portugal 1 P 2:6 Tore

Bedeutet: In der Partie Deutschland-USA muss es einen Sieger geben, damit Ghana ins Achtelfinale einzieht. Mit dem Verlierer der Partie muss sich Ghanas Torverhältnis messen. Im Vergleich mit den USA hieße das, dass zweimal 1:0 nicht reichen würden, geht ein Spiel aber höher aus, wäre Ghana weiter. 
Im Vergleich mit Deutschland wäre es schon schwieriger, hier müssten mindestens fünf Tore in die richtigen Richtungen fallen, damit Ghana noch überholen könnte.
So schwer es auch fallen wird, eventuell muss ich mich also dazu durchringen, heimlich darauf zu hoffen, dass die DFB-Elf die Amis richtig abschießt, um Ghana den Weg frei zu machen. 
Unnötig zu erwähnen, dass ein weinender Christiano Ronaldo dazu gehört, auch wenn mir persönlich die langen Gesichter des deutschen Teams viel lieber wären. 

Schlussendlich bleibt nur die Hoffnung, Ghana am Ende wieder tanzen zu sehen.


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Übrigens, wer einen "echten" Spielbericht möchte, der Ticker der ARD ist überraschend ok: Ticker der Sportschau Ghana - Deutschland