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Dienstag, 8. April 2014

Solidarität mit Schiedsrichter Dinçdağ

Schiedsrichter sind in der Fußballwelt nicht besonders beliebt, sie sind eine Notwendigkeit, doch kaum einer möchte diesen Job übernehmen. Hunderte von Vereinen zahlen regelmäßig Geldstrafen an die Fußballverbände weil sie zu wenig Schiedsrichter aufweisen können. Umso verwunderlicher ist es dann, wenn sich Fußballspieler, Fans, Vereine und der Berliner Fußballverband mit einem Schiedsrichter solidarisieren.

Halil İbrahim Dinçdağ ist ein Schiedsrichter aus der Türkei und er war für den türkischen Fußballverband (TFF) tätig. Bis er seinen Militärdienst in der Türkei antreten musste. Dort bekannte er sich zu seiner Homosexualität und wurde, wie es in der Türkei üblich ist, daraufhin ausgemustert. Das ganze hatte nur einen Haken: Schiedsrichter in der Türkei müssen in der Türkei den Militärdienst ableisten, sonst werden sie nicht mehr als Schiedsrichter zugelassen. Doch als Homosexueller ist dies nicht möglich. Somit ist homosexuellen Schiedsrichtern in der Türkei der Weg versperrt.

Der Fall von Halil İbrahim Dinçdağ ging an die Presse und schlug in der boulevardesken Medienlandschaft des Landes hohe Wellen. Halil İbrahim Dinçdağ wurde öffentlich geoutet und musste seinen Heimatort Trabzon, am Schwarzen Meer verlassen. Er flüchtete nach Istanbul, dort versucht er nun ein neues Leben aufzubauen. Arbeitslos, - doch der leidenschaftliche Schiedsrichter kann das pfeifen nicht lassen. Aktiv ist er nun bei Spielen der Bunten Ligen in Istanbul.

Am Dienstag nun wird Halil İbrahim Dinçdağ in der Kreuzberger Blücherstrasse ungewohntes internationales Flair versprühen. Er pfeift beim Freundschaftskick zwischen Türkiyemspor III und Tennis Borussia II. Damit wird wohl Neuland bestritten, denn wann hat schon mal ein internationaler Schiedsrichter eine unterklassige Partie in Berlin gepfiffen?

Am Donnerstag berichtet Halil İbrahim Dinçdağ darauf in der von Türkiyemspor-Fans allseits bekannten Neuköllner Kiezkneipe „Tristeza“ über seinen Fall. Mit dabei auch Hakan Taş und Daniela Wurbs. Als Übersetzter engagiert sich Safter Çinar.

Am Wochenende geht Halil İbrahim Dinçdağ dann nach Leipzig. Dort pfeift Halil İbrahim Dinçdağ die Begegnung von zwei Teams des Roten Stern Leipzigs, ehe er am Samstag an einer weiter Podiumsveranstaltung im Fischladen teilnimmt.

Im Vorfeld der Veranstaltungsreihe musste die Organisatoren jedoch viel Geduld beweisen, denn das Generalkonsulat der Bundesrepublik wollte Halil İbrahim Dinçdağ zuerst kein Visum erteilen. Erst nach eineinhalb Jahren und dem persönlichen Einsatz vor Ort, der ehemaligen Bürgermeisterin von Kreuzberg/Friedrichshain Cornelia Reinauer, konnte die lang erwartete Visumerteilung erreicht werden. So wirft die Veranstaltungsreihe nicht nur einen Blick auf die Diskriminierung von Homosexuellen im Fußball, sondern führt auch noch einmal die vom europäischen Gerichtshof monierte deutsche Visaverteilung gegenüber türkischen Staatsbürgern vor Augen.

Das Programm zu Halil İbrahim Dinçdağs ersten Auslandaufenthaltes:

Dienstag, 8. April 2014 – Freundschaftspiel in Berlin Türkiyemspor Berlin III vs. 
Tennis Borussia Berlin II 
 Schiedsrichter der Partie: Halil İbrahim Dinçdağ
 Sportplatz Blücherstr. 47, 10961 Berlin – 19:30 Uhr
Donnerstag, 10. April 2014 – Vortrag in der Tristeza
 „Der Fall Halil İbrahim Dinçdağ und LSBT in der Türkei“
 Mit Halil İbrahim Dinçdağ, Hakan Tas (LSBT-Aktivist) und Daniela Wurbs (FSE); Übersetzung: Safter Çinar (TBB)
Pannierstr. 5, 12043 Berlin – 19 Uhr
Freitag, 11. April 2014 – Freundschaftsspiel in Leipzig 
Roter Stern Leipzig II vs. Roter Stern Leipzig III
 Schiedsrichter der Partie: Halil İbrahim Dinçdağ
 Sportpark Dölitz, Bornaische Straße 179, Leipzig – 17 Uhr
Samstag, 12. April 2014 – Vortrag im Fischladen
 „Der Fall Halil İbrahim Dinçdağ und LSBT in der Türkei“
 Wolfgang-Heinze-Straße 22, Leipzig – 21 Uhr